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Vor den Augen weggeschnappt. Lange sah es nach einem Sieg von Alba Berlin (rechts Ben Lammers) aus, doch dann drehte Ulms Dylan Osetkowski auf.

© imago images/camera4+

Trotz Zwölf-Punkte-Führung im Schlussviertel: Alba Berlin verliert erstes Halbfinale gegen Ulm

Alba fand gegen Ulm nur selten den eigenen Rhythmus, dennoch sah es lange nach einem Berliner Sieg aus – bis in der Schlussphase Dylan Osetkowski aufdrehte.

Peyton Siva wollte das Spiel am liebsten schnell abhaken. „Sie haben ihre Würfe getroffen, wir haben Würfe verfehlt, die wir sonst machen. Das war einfach einer jener Tage“, sagte Alba Berlins Spielmacher nach dem bitteren 71:73 (16:20, 21:14, 20:15, 14:24) im ersten Halbfinale gegen Ulm. Nach der Auftaktniederlage steht der Titelverteidiger in der „Best of Five“-Serie bereits unter Druck. Im zweiten Spiel in Berlin braucht Alba unbedingt einen Sieg, um nicht mit einem schwer aufzuholenden 0:2-Rückstand in den Süden zu reisen. Unterstützt werden die Berliner am Dienstag (20.30 Uhr) erstmals seit Oktober wieder von Zuschauern. Im Rahmen eines Pilotprojekts dürfen 1000 Fans in die Arena am Ostbahnhof.

Darüber wollte am Sonntagnachmittag aber noch niemand so wirklich nachdenken. Trotz einer schwachen Leistung hatte Alba das Spiel gegen Ulm über weite Strecken im Griff gehabt. Im Schlussviertel führten die Berliner zwischenzeitlich mit zwölf Punkten Vorsprung, in den folgenden sieben Minuten und 42 Sekunden gelangen aber nur noch vier erfolgreiche Würfe. So drehte Ulm das Spiel durch eine deutliche Leistungssteigerung angeführt von Center Dylan Osetkowski (21 Punkte, davon acht in den letzten zweieinhalb Minuten). „Basketball ist ein Spiel der Läufe und sie hatten ihren genau am Ende“, sagte Siva, der mit 15 Punkten bester Berliner Werfer war.

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Albas Trainer Aito Garcia Reneses musste wie schon in den vergangenen Spielen auf drei Profis verzichten. Für Louis Olinde ist die Saison mit einer schweren Muskelverletzung bereits vorbei und Luke Sikma sowie Johannes Thiemann wurden trotz der fünftägigen Pause nach dem 3:0 im Viertelfinale gegen Hamburg nicht rechtzeitig fit.

Ulm hatte zwei Tage weniger zur Erholung, startete aber wacher ins erste Halbfinale. Besonders Cameron Clark zeigte eine starke Leistung und warf gleich mehrfach erfolgreich über die langen Arme von Christ Koumadje hinweg. In einem punktearmen Spiel hatten die Gäste zwar Größen- und dementsprechend Reboundnachteile, lagen im ersten Viertel aber fast durchgängig in Führung.

Das lag allerdings auch am fehlenden Rhythmus der Berliner. In der Zone kam Alba durch Simone Fontecchio und Koumadje zu einigen guten Abschlüssen, aus der Distanz ging aber gar nichts. In der bisherigen Saison treffen die Berliner im Schnitt 38 Prozent ihrer Dreier – gegen Ulm waren es im Anfangsviertel null von sechs. Mitte des zweiten Abschnitts versenkte Siva den ersten Wurf aus der Entfernung, die Quote blieb aber miserabel. Zur Halbzeit stand Alba bei eins von 13. Zudem bekam Koumadje früh Probleme und hatte auf der Anzeigetafel schon vor der Pause vier Fouls neben seinem Namen stehen.

„Wir können und müssen besser spielen“

Doch es gab auch eine gute Nachricht aus Berliner Sicht: Trotz all dieser Schwierigkeiten führten sie zur Halbzeit. Da Ulm, eigentlich das Team mit der besten Dreierquote der Liga, nach dem starken ersten Viertel ähnlich schlecht traf, und sich die Berliner einige Punkte in Korbnähe erarbeiteten, gingen sie mit einer 37:34-Führung in die Pause.

Nach dem Seitenwechsel endete Koumadjes Spiel nach dem fünften Foul frühzeitig, doch das konnte Alba verschmerzen. Auch wenn der Titelverteidiger noch weit von der Bestform entfernt war, fand die Mannschaft in dieser Phase zumindest ansatzweise ihren Rhythmus. Die Berliner zwangen Ulm zu einigen Ballverlusten und bestraften diese mit schnellen Gegenangriffen.

Begünstigt wurde dieser Berliner Zwischensprint von der steigenden Wurfquote aus der Distanz. Marcus Eriksson versenkte schnell einen Dreier, Siva, Niels Giffey und Jayson Granger taten es ihm gleich. Am Ende des dritten Viertels hatte Alba vier von neun Versuchen aus der Entfernung getroffen und ging mit acht Punkten Vorsprung in die letzten zehn Minuten.

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Spätestens nachdem Kapitän Niels Giffey die höchste Führung des Tages herbeigeführt hatte (63:51), sah es nach dem vierten Berliner Sieg im vierten Play-off-Spiel aus. Doch Alba verlor komplett den Faden. „Wir hatten das Spiel in der Hand, haben uns aber davon beeinflussen lassen, dass wir nicht getroffen haben, und wollten es erzwingen“, sagte Manager Marco Baldi.

Dennoch hatte Alba in den Schlusssekunden noch die Chance auf die Verlängerung. Der letzte Wurf von Ben Lammers klatschte jedoch gegen den Ring und Simone Fontecchio brachte den Ball im Nachfassen ebenfalls nicht im Korb unter. „Wir können auf jeden Fall viel besser spielen – das wollen und müssen wir übermorgen auch“, sagte Albas Tim Schneider.

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