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Beim frostigen Duell zwischen Frankfurt und Hertha (hier links Cunha gegen Eintrachts Hinteregger) schenkten sich beide Teams nichts.

© imago images/Jan Huebner

Niederlage in Frankfurt bei Pal Dardais Debüt: Hertha steigert sich, punktet aber nicht

Trotz einer zwischenzeitlichen Führung und einer ordentlichen Leistung steht es am Ende 1:3. Dardai überrascht mit Wechsel auf der Torwartposition.

Es dauerte gut 65 Minuten, bis Pal Dardai in seiner zweiten Amtszeit als Trainer von Hertha BSC das erste Mal jubeln durfte. Das tat er ausgiebig mit Sportdirektor Arne Friedrich. Soeben war Hertha bei Eintracht Frankfurt durch Krzysztof Piatek in Führung gegangen.

Ein perfektes Debüt für Dardai schien möglich. Doch am Ende standen die Berliner mit ganz leeren Händen da, der Tabellen-14. verlor 1:3 (0:0).
„Es war alles ok, nur das Ergebnis nicht“, sagte Dardai, der auf die kurze Zeit verwies, die er und das Team erst zusammenarbeiten. Die erste gemeinsame Trainingseinheit fand am vergangenen Dienstag statt: „Dafür war es in Ordnung. Kein Vorwurf.“

Am 18. Mai 2019 hatte es das bis dahin letzte Spiel unter Dardai gegeben. Nun wartete er bei seiner Rückkehr mit einigen Überraschungen auf. Der Ungar veränderte das Team auf sechs Positionen im Vergleich zum 1:4 gegen Werder Bremen. Nach der Heimniederlage hatte Trainer Bruno Labbadia gehen müssen.

Unter anderem waren jetzt Lukas Klünter, Jordan Torunarigha, Santiago Ascacibar, Dodi Lukebakio und Krzysztof Piatek für den angeschlagenen Jhon Cordoba neu dabei.

Die größte Überraschung präsentierte Dardai im Tor. Dort stand nicht wie in allen bisherigen Saisonspielen Alexander Schwolow, sondern der 36 Jahre alte Rune Jarstein. Für Jarstein, Klünter und Ascacibar waren es die ersten Bundesligaminuten in dieser Saison.

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„Alex ist ein guter Torwart, aber er hat zurzeit kein Torwartglück“, begründete Dardai den Wechsel und sagte auch, dass Schwolow die Zukunft gehöre. In der Gegenwart muss Dardai erst einmal dafür sorgen, dass Hertha möglichst schnell unten rauskommt. Ein wichtiger Baustein auf diesem Weg muss eine stabile Abwehr sein.

Mehr Ordnung in der Defensive

In dieser Hinsicht sah es bei der offensivstarken Eintracht zunächst besser aus als zuletzt. Im defensiven Mittelfeld sorgten Lucas Tousart und Ascacibar für Ordnung.

Vor Jarstein spielte sich in der Anfangsphase wenig ab. Nur einmal musste Torunarigha im Fünfmeterraum klären. Auch nach vorn war es ordentlich, was die im 4-2-3-1-System angetretenen Berliner anboten: Tousart und Luca Netz mit einem Schuss hatten gute Möglichkeiten.

In der jüngeren Vergangenheit war oft kritisiert worden, dass Hertha keine Mannschaft, sondern eine Ansammlung von Individualisten sei. Diesmal arbeiteten die Berliner als Team zusammen. Mit reichlich Einsatz. So sah sich Filip Kostic bei einem Vorstoß gleich drei Herthanern gegenüber. Schließlich war es Lukebakio, der die Situation bereinigte. Jener Lukebakio, der es gegen Werder nicht einmal in den Kader von Trainer Labbadia geschafft hatte.

Ab Mitte der ersten Halbzeit übernahm Frankfurt im eigenen Stadion zunehmend die Kontrolle. Die Hessen erarbeiteten sich einige Gelegenheiten. Doch Jarstein war zur Stelle. Die beste von mehreren guten Paraden zeigte er nach knapp einer halben Stunde: Bei einem Schuss von Daichi Kamada war der Norweger schnell unten. „Wir waren viel unterwegs, haben gut verteidigt, aber wir kamen nicht zu so viel Ballbesitz wie geplant“, sagte Dardai.

Nach der Pause machte Hertha mehr nach vorn. Der für Netz eingewechselte Maximilian Mittelstädt schlug einen langen Pass auf Piatek, der deutlich verzog. Die Eintracht kam dem ersten Treffer danach ziemlich nah: Ein Schuss von Kostic berührte den Pfosten.

Piatek erzielt die Führung

Dardai registrierte all das bei stetigem Schneefall mit Basecap und dicker blauer Jacke an der Seitenlinie stehend. Danach wagte sich seine Mannschaft nach längerer Zeit wieder nach vorn. Matheus Cunha zog in den Strafraum und legte auf Piatek ab. Dessen Schuss fand sein Ziel.

Was dann hätte passieren sollen, beschrieb Dardai später folgendermaßen: „Nach dem 1:0 müssen wir besser mit der Führung umgehen.“ Stattdessen hielt diese nur etwas mehr als anderthalb Minuten. Dann konnte Kostic auf André Silva flanken, der Torunarigha entwischte und zum Ausgleich einköpfte. Da war sie wieder, eine der in dieser Saison schon oft gesehenen Unachtsamkeiten in der Defensive.

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Ein Rückschlag hatte zuletzt meist gereicht, bei Hertha alles zusammenbrechen zu lassen. Das war nun anders. Es gab weitere Chancen. Erst lenkte Torwart Kevin Trapp eine von Mittelstädt als Flanke gedachte Hereingabe über die Latte, danach knallte Piatek den Ball ans Außennetz.

Aber es sollte nicht einmal zu einem Punkt reichen – wegen einer erneuten Nachlässigkeit in der Abwehr: Nach einem Freistoß bekam Hertha den Ball nicht weg. Nachdem auch die Flanke von Almamy Touré nicht verhindert wurde, traf Innenverteidiger Martin Hinteregger fünf Minuten vor Schluss mit dem Kopf.

In der Nachspielzeit verwandelte Silva einen Elfmeter, er war von Matheus Cunha gefoult worden. „Das ist für uns extrem bitter. Wir sind mit einem ganz anderen Gefühl als zuletzt reingegangen, viel positiver“, sagte Abwehrspieler Klünter. (Tsp)

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