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Schwere Aufgabe, kritischer Blick. Michael Frontzeck (2. von links) ist neuer Trainer von Hannover 96

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Neuer Trainer bei Hannover 96: Michael Frontzeck ist besser als sein Image

Wenigstens nicht Peter Neururer! Die Begeisterung über Michael Frontzeck hält sich in Hannover in Grenzen. Zu Unrecht, findet unser Autor. Ein Kommentar

Vor sechs Jahren ist Michael Frontzeck Opfer einer der spektakulärsten Trainerentlassungen in der Geschichte der Fußball-Bundesliga geworden. Einen Spieltag vor Schluss und auf dem Relegationsplatz rangierend musste er damals bei Arminia Bielefeld gehen. Jörg Berger übernahm – und führte die Arminia im letzten Spiel auf den letzten Tabellenplatz. Seitdem wurde Bielefeld in der Bundesliga nicht mehr gesehen.

Sechs Jahre später erhält Frontzeck gewissermaßen die Chance zur Rehabilitation. Gerade mal fünf Spiele hat er Zeit, um den taumelnden Bundesligisten Hannover 96 vor dem größten anzunehmenden Unfall zu bewahren. Man kann allerdings nicht behaupten, dass Frontzecks Berufung in Hannover Stürme der Begeisterung ausgelöst hätte. Was für ihn spricht? Dass Peter Neururer es nicht geworden ist.

Für einen Fußballtrainer ist das Image mindestens genauso wichtig wie seine fachliche Qualität. Das Image von Michael Frontzeck ist, nun ja, irgendwie unentschieden. Er ist kein Genie wie Pep Guardiola, kein Nerd wie Thomas Tuchel, kein positiver Demagoge wie Jürgen Klopp aber auch kein Feuerwehrmann wie Friedhelm Funkel. Frontzeck hat als Trainer keine Titel geholt, er steht nicht für innovative Ansätze in der Trainingsarbeit, nicht für revolutionäre Ideen – und trotzdem wird er ein wenig unterschätzt.

Vier Vereine hat Frontzeck bisher trainiert. Nur bei Borussia Mönchengladbach ist nach ihm alles besser geworden. Bei allen anderen ging es steil bergab. Mit Alemannia Aachen verpasste er als Aufsteiger knapp den Klassenerhalt; seitdem ist der Klub aus der Bundesliga in die viertklassige Regionalliga abgestürzt. Bielefeld findet sich aktuell in der Dritten Liga wieder. Und St. Pauli steht in der Zweiten Liga kurz vor dem Abstieg. Als Frontzeck gehen musste, waren die Hamburger Achter. So schlecht kann seine Arbeit also nicht gewesen sein.

In Hannover kennt Frontzeck aus seiner Zeit als Co-Trainer von Ewald Lienen den Verein, er kennt das schwierige Umfeld, und selbst von ehemaligen Vorgesetzten wird ihm bescheinigt, dass er eine Mannschaft emotionalisieren kann. Genau das braucht 96 jetzt. Natürlich ist das keine Garantie, dass Hannover den Klassenerhalt schafft. Sollte es schief gehen, muss das aber nicht zwingend an Michael Frontzeck gelegen haben.

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