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Für Arne Maier (r.) läuft es noch nicht richtig in Bielefeld. Bisher kam er erst dreimal für Arminia zum Einsatz.

© AFP

Mit Arminia Bielefeld gegen Hertha BSC: Arne Maier und sein schwieriger Neustart

Arne Maier ist bei Hertha BSC früh als herausragendes Talent aufgefallen. Bei Arminia Bielefeld versucht er seiner Karriere nun einen neuen Schub zu geben.

Für einen strategisch veranlagten Fußballer, jemanden, der das gepflegte Passspiel bevorzugt, war die Situation denkbar undankbar. Zwei Minuten waren vor einer Woche regulär noch zu spielen, als Arne Maier bei Arminia Bielefeld eingewechselt wurde. Seine Mannschaft lag 0:1 gegen Borussia Mönchengladbach zurück, und eigentlich ging es nur noch darum, den Ball in der verbleibenden Zeit möglichst oft und möglichst hoch in den Strafraum des Gegners zu schaufeln.

Selbst unter diesen unwirtlichen Bedingungen schaffte es Maier, seine Qualität zumindest aufblitzen zu lassen. In ärgster Bedrängnis, mit drei Gladbachern um sich herum, brachte er den Ball sicher zu seinem Mitspieler. Bei Arne Maier ist der Ball stets gut aufgehoben.

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Bei Hertha BSC wissen sie das schon lange. Maier, der am Freitag seinen 22. Geburtstag gefeiert hat, wurde bereits in jungen Jahren als das nächste große Ding gehandelt; als jemand der Herthas Spiel in Zukunft prägen kann und dem fußballerisch so gut wie alles offensteht. „Er galt bereits in der U 14 und U 15 als eines der Top-Talente in Deutschland“, hat Meikel Schönweitz, der Jugend-Cheftrainer beim DFB, vor ein paar Jahren gesagt, als er Maier in der deutschen U-17-Nationalmannschaft trainierte.

Arne Maier war 16, als er bei Hertha erstmals mit den Profis mittrainieren durfte; er war 17, als er erstmals in einem Testspiel für die Männer auflief, und 18, als er in der Bundesliga debütierte. Maier war das prominenteste Gesicht des legendenumrankten 99er-Jahrgangs bei Hertha BSC, der 2018 deutscher U-19-Meister wurde (was aus den Spielern des Finales gegen Schalke wurde, lesen Sie hier); selbst bei Bayern München war er schon im Gespräch.

Gemessen an den Erwartungen ist die Gegenwart trist

Gemessen an den glänzenden Erwartungen nimmt sich Maiers Gegenwart eher trist aus. Er spielt nicht für den Rekordmeister Bayern, er spielt nicht mal für seinen ambitionierten Stammverein Hertha BSC, sondern ist für eine Saison an den Abstiegskandidaten Arminia Bielefeld verliehen. Und selbst dort spielt er nur sporadisch.

Dass Maier an diesem Sonntag (18 Uhr, live bei Sky) im Heimspiel gegen Hertha BSC in Arminias Startelf steht, ist eher fraglich. „Bei seinem Leistungsstand ist noch Luft nach oben, allerdings hat er mit Marcel Hartel und Manuel Prietl die Dauerläufer der Bundesliga neben und vor sich“, sagt U-21-Nationaltrainer Stefan Kuntz dem Tagesspiegel. „An deren Einsatz muss sich Arne orientieren, dazu seine spielerische Klasse einbringen und an der offensiven und defensiven Zweikampfstärke arbeiten.“

Maier spielte erst dreimal für Arminia

Die zwei Minuten plus Nachspielzeit vor einer Woche gegen Gladbach, waren für Maier die ersten auf dem Fußballplatz seit fast zwei Monaten. Insgesamt ist er seit seinem Wechsel im Herbst dreimal für den Aufsteiger zum Einsatz gekommen. Zweimal stand er in der Startelf, beide Male wurde er zur Pause ausgewechselt. „Er kam mit einer Verletzung und hatte nur wenige Trainingseinheiten mit der Mannschaft“, sagt Arminias Trainer Uwe Neuhaus. „Sein Debüt kam vielleicht ein bisschen zu früh. Womöglich haben wir da einen Fehler gemacht.“

Neuhaus nennt Verletzungen und private Probleme als Gründe dafür, warum Maier die ihm zugedachte Rolle noch nicht ausfüllen konnte. „Natürlich hätten wir gern, dass er mehr spielt“, sagt auch Herthas Trainer Bruno Labbadia. „Die Situation ist sicher nicht optimal, das hat Arne sich anders vorgestellt.“

Bei Arne Maier ist der Ball in guten Füßen.
Bei Arne Maier ist der Ball in guten Füßen.

© imago images/Bernd König

Maier selbst will sich dazu nicht äußern. Aber wer ihn ein bisschen kennt, weiß, dass die Situation an ihm nagt. Durch ein Übermaß an Geduld ist er bisher jedenfalls nicht aufgefallen. Schon vor einem Jahr, als er unter Herthas damaligem Trainer Jürgen Klinsmann nur sporadisch zum Zug kam, hat er erstmals öffentlich einen Wechselwunsch geäußert und dieses Vorhaben im Sommer noch einmal forciert. Maier hat sich unter anderem mit Stefan Kuntz über seine Idee ausgetauscht. Den Gedanken, bei einem anderen Klub mehr Spielzeit zu bekommen, fand der U-21-Nationaltrainer durchaus verständlich. „Leider hat sich das noch nicht bewahrheitet“, sagt Kuntz.

Bei Hertha ist Maiers Gedanke, dass ihm ein Ortwechsel guttun würde, eher auf Verwunderung gestoßen. „Weder Bruno Labbadia noch ich haben diese Meinung geteilt, weil wir gesehen haben, dass Arne sehr intensiv und sehr fleißig daran gearbeitet hat, die Rückstände aufzuholen“, sagt Manager Michael Preetz. „Er war aus unserer Sicht auf einem richtig guten Weg.“

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Aber Maier wollte den Wechsel unbedingt, weil er der Ansicht war, dass eine neue Erfahrung nach 13 Jahren bei Hertha seiner ins Stocken geratenen Karriere einen neuen Schub geben würde. Seitdem er sich im Frühjahr 2019, kurz vor der U-21-Europameisterschaft, am Knie verletzt hat, hat er nie kontinuierlich spielen können. Von den 118 Bundesligabegegnungen seit seinem Debüt im Mai 2017 hat Maier nur jede zweite (61) bestritten. Auf die Frage, ob ihm Maiers Verletzungsanfälligkeit Sorge bereite, antwortet U-21-Trainer Kuntz: „Ja, das tut es!“

Bevor Hertha der Leihe nach Bielefeld zustimmte, hat Maier seinen Vertrag in Berlin verlängert. Der Klub setzt weiterhin auf ihn. „Wir sind von dem Jungen total überzeugt“, sagt Manager Preetz. „Wir glauben, dass er ein richtig guter Bundesligaspieler werden wird.“

Hertha BSC plant weiter fest mit Arne Maier

Auch U-21-Trainer Kuntz plant mit ihm: für die EM, die in diesem Jahr in zwei Etappen nachgeholt werden soll, vielleicht auch für Olympia im Sommer. Kuntz schätzt Maier, als Spieler wie als Persönlichkeit. „Arne ist ein sehr liebenswerter Mensch, offen, ehrlich und mit dem Blick für andere Menschen“, sagt er. „Das Wichtigste für seine Weiterentwicklung ist, dass er so schnell und viel Spielpraxis wie möglich bekommt.“

Arminias Trainer Neuhaus erkennt in dieser Hinsicht durchaus Fortschritte. Maier konnte zuletzt konstant mit der Mannschaft trainieren. „Ich glaube, dass die Zeit für ihn spricht“, sagt Neuhaus. „Wenn er gesund bleibt, wird er irgendwann spielen.“ Auch Herthas Manager Preetz ist davon überzeugt, dass Maier, bei hundertprozentiger Fitness, dank seiner Qualität noch ein wichtiger Faktor für Arminia Bielefeld werden kann.

Wo wäre Maiers Platz in Herthas Mittelfeld?

Im Idealfall wird er das ab dem Sommer auch wieder für Hertha BSC – obwohl die Konkurrenz im zentralen Mittelfeld groß ist und die Berliner sich mutmaßlich darum bemühen werden, den Leihspieler Mattéo Guendouzi, der Maiers Position aktuell besetzt, fest zu verpflichten. „Gute Spieler kann man immer gebrauchen“, sagt Trainer Labbadia.

Arne Maier, dem in der Jugend alles leicht vom Fuß gegangen ist, der fast immer gehört hat, wie gut er ist und wie gut er einmal sein wird, muss nun erst einmal einige Hindernisse aus dem Weg räumen und Widerstände überwinden, die er möglicherweise noch nicht kennt.

Bruno Labbadia, seit April Trainer bei Hertha, hat nur ein paar Wochen mit ihm zusammengearbeitet. Aber sie haben ihm einen Eindruck vermittelt, was für ein Fußballer Maier ist. Und was für ein Typ. „Ich habe ihn als einen Spieler kennengelernt, bei dem ich nicht das Gefühl hatte, dass er sich auf seinem Talent ausruht“, sagt Labbadia. „Er hat sehr professionell gearbeitet. Das hat mir sehr gut gefallen. Er hat die Anlage, und er will.“

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