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Megan Rapinoes Jubelpose bei der Weltmeisterschaft 2019 gehört zu den ikonischen Sport-Momente der letzten Jahre.

© Ding Xu/XinHua/dpa

Megan Rapinoes Biografie: Ein Vorbild, das Mut macht

In „One Life“ gibt Fußballstar Megan Rapinoe Einblicke in ihr Leben. Dabei gelingt ihr eine gute Mischung aus privaten und sportlichen Erinnerungen.

Die Arme weit ausgebreitet, das Kinn gereckt, das Lächeln scheinwerferstrahlend – Megan Rapinoes Jubelpose bei der Weltmeisterschaft 2019 gehört zu den ikonischen Sport-Augenblicken der letzten Jahre. Er kondensierte sowohl den Triumph des US-Teams als auch die Genialität der überragenden Spielerin der Turniers in einem funkelnden Bild. Und zeigte nicht zuletzt wie mitreißend Frauenfußball sein kann.

Es war nicht das erste Mal, dass Megan Rapinoe mit einer Pose ebenso viel Aufmerksamkeit erregte wie mit ihren Toren und Pässen. Allerdings schlug ihr 2016 als sie dem Beispiel des Quarterbacks Colin Kaepernick folgend beim Abspielen der Nationalhymne auf dem Platz niedergekniet war, kein Jubel sondern Ablehnung entgegen.

Outing als beste Entscheidung ihres Lebens

Das Ausmaß der Anfeindungen überraschte die Spielerin, doch sie kniete wieder und hielt den Gegenwind aus – auch seitens ihrer Nationaltrainerin Jill Ellis, die sie monatelang kaltstellte.

Für Megan Rapinoe lassen sich Sport und Politik nicht trennen, ebenso wenig wie Privates und Politik. Zu dieser Überzeugung war sie bereits mit ihrem öffentlichen Coming Out im Jahr 2012 gekommen. In ihrer Autobiografie „One Life“ schreibt sie: „Wenn man sich als Sportpromi outet, tut man das sicher nicht in erster Linie für sich selbst, sondern für andere. Solange nicht alle sich problemlos outen können, kann niemand ,einfach’ nur sein Leben leben. Und je mehr Leute sich outen, desto brüchiger werden die Vorurteile.“

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Nach Megan Rapinoes Outing - sie nennt es "die beste Entscheidung meines Lebens" gab es keine negativen Reaktionen, sie behielt ihre Sponsorenverträge und bekam von vielen Menschen Zuspruch. Nur ihre Mutter war zunächst besorgt. Doch Rapinoe ist sich sicher, dass die Offenheit ihr zu mehr Freiheit auf dem Platz verholfen hat. Sie führte auch zu mehr Engagement abseits davon. So trat die 1985 geborene Fußballerin fortan für LGBTI-Rechte im Sport ein, engagiert sich antirassistisch und für gleiche Bezahlung bei den US-amerikanischen Nationalteams.

 Megan Rapinoe: „One Life“, erschienen im Goldmann Verlag, München 2020. 252 Seiten, 20 Euro.
Megan Rapinoe: „One Life“, erschienen im Goldmann Verlag, München 2020. 252 Seiten, 20 Euro.

© Promo

Rapinoe, die „One Life“ zusammen mit Emma Brockes schrieb, gelingt eine gute Mischung aus privaten und sportlichen Erinnerungen, wobei sie einen sehr direkten, mitunter auch appellativen Stil pflegt. Man bekommt einen guten Eindruck von ihrer Jugend im nordkalifornischen Redding, wo sie in einer großen Familie aufwuchs. Weil der große Bruder Brian Fußball spielte, begannen auch Megan und ihre Zwillingsschwester Rachael damit.

Dass Brian später drogenabhängig wird und immer wieder ins Gefängnis muss, beschreibt Rapinoe ebenso schonungslos wie ihre schweren Zeiten nach Verletzungen (drei Kreuzbandrisse) oder Trennungen. Glorreiche Titelgewinne wie bei Olympia in London oder der WM in Frankreich lässt sie genüsslich Revue passieren. Allerdings ist es ihr dabei genauso wichtig auf den „Equal Pay“-Prozess aufmerksam zu machen, den das Nationalteam gegen den eigenen Verband anstrengt.

Immer wieder steht Megan Rapinoe auf Bühnen, vor Kameras oder Fans und tritt für Gerechtigkeit und gegen Diskriminierung ein. Sie ist ein Vorbild, das Mut macht. Es wäre schön, wenn es mehr Sportstars wie sie gäbe.

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