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Turbine Potsdam feierte den Auswärtssieg gegen Leverkusen gebührend.

© IMAGO/Beautiful Sports

Kampfsieg mit einer Portion Glück: Der Einzug ins Pokalfinale hat für Turbine Potsdam eine große Bedeutung

Turbine gewinnt gegen Leverkusen ausgerechnet im Elfmeterschießen. Der Einzug ins Pokalfinale ist für den Verein auch finanziell wichtig.

Nach Abpfiff, als das Team und die mitgereisten Fans den Einzug ins DFB-Pokalfinale feierten, erhielt jede Turbine-Spielerin ein weißes T-Shirt. In Blau war zu lesen, wann die Potsdamerinnen das Finale erreicht hatten: Zwischen 2004 bis 2015 war Turbine Dauergast – erst in Berlin und dann in Köln. Seit 2015 kam aber kein Finale hinzu. Gegen den VfL Wolfsburg ist es jetzt endlich wieder soweit.

Es dauerte am Montag bis zum letzten Elfer, ehe klar war, dass Turbine und nicht Leverkusen ins Finale am 28. Mai in Köln einzieht. Dann gab es kein Halten mehr. „Das war nichts für schwache Nerven. Nichts für alte Männer“, sagte Turbines Präsident Rolf Kutzmutz etwa eine Stunde später. Im Hintergrund hupten vor der Bayarena noch einige Autos im Chor.

Für die meisten der treuen Turbine Anhängerinnen und Anhänger ging es noch nachts zurück in die Heimat. 2000 Zuschauer sahen den Pokalfight live im Stadion und sorgten auf beiden Seiten für Stimmung.

Mit dem Einzug ins Pokalfinale ist Trainer Sofian Chahed gleich in seiner zweiten Saison ein echter Achtungserfolg mit seiner leisen Art gelungen. Auch an seinem 39. Geburtstag blieb er an der Außenlinie wieder deutlich ruhiger als sein Gegenüber Achim Feifel. Nur einmal ging der ehemalige Verteidiger richtig aus dem Sattel, als Schiedsrichterin Riem Hussein eine saubere Grätsche von Merle Barth zu Unrecht abpfiff.

In der Liga konnte Turbine bisher einen von sechs Elfern verwandeln

Das Weiterkommen in Leverkusen war kein Fußballfest, sondern ein Kampfsieg mit einer Portion Glück. Weil während der 90 Minuten plus Verlängerung auf jeder Seite nur ein Treffer fiel, ging es am Ende ins Elfmeterschießen, die wohl schwächste Disziplin von Turbine in dieser Saison.

In der Liga konnte Turbine bisher erst einen von sechs Elfern verwandeln. Eine fast schon absurde Quote. Leverkusen hatte nach jedem Training Elfmeter geübt, Potsdam drauf verzichtet. Auch damit behielt Chahed recht.

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Am Ende aber machte sich die Erfahrung von Spielerinnen wie Torschützin Isabell Kerschowski – die ihre Karriere im Sommer beendet - bemerkbar. Das war wichtig, weil der Kader von Chahed am Montag nicht besonders groß war. Die erst 17-jährige Pauline Deutsch hatte bei ihrer Einwechslung noch nicht einmal einen Namen auf dem Trikot stehen. Der alte Flock wurde einfach überklebt.

Im Finale wartet mit dem VfL Wolfsburg dann aber eine andere Hausnummer. Der Tabellenführer holte in den vergangenen sieben Jahren den Pokal und ist seit über 30 Pokalspielen ungeschlagen.

Es wäre ein Zeichen, wenn ausgerechnet Turbine gewinnt

Doch allein die Teilnahme am Pokalfinale spült bereits Geld in die Vereinskasse. Zwischen 30.000 und 40.000 Euro dürften es am Ende sein. Auch imagemäßig könnte in Köln viel gewonnen werden. Seit 2014 gingen alle nationalen Titel nach München oder Wolfsburg. Es wäre ein Zeichen, wenn ausgerecht Turbine damit bricht.

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Anders als bei den Männern qualifiziert sich der Pokalsieg nicht für das internationale Geschäft. Ein Einzug in die Gruppenphase der Champions League würde Turbine aber mehr als 300.000 Euro garantieren - bei einem Jahresetat von etwa 1,7 Millionen eine Riesensumme.

Um den Einzug muss Turbine in der Liga kämpfen. Als aktuell Dritter hat man zwar alles selbst in der Hand, wie alle Beteiligten nicht müde werden zu betonen. Aber mit der direkten Konkurrenz und dem amtierenden Meister Bayern München warten in der Bundesliga noch drei echte Kracher.

Luca Füllgraf

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