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Denksport. Pal Dardai muss jetzt mit einem runderneuerten Kader arbeiten - und daraus eine funktionierende Mannschaft formen.

© imago images/Mauersberger

Hertha BSC und der Neustart nach dem Fehlstart: Eine komplizierte Aufgabe für Trainer Pal Dardai

Der Kader von Hertha BSC hat sowohl an Quantität als auch an Qualität eingebüßt – Trainer Pal Dardai muss daraus nun schnelle eine Mannschaft formen

Irgendwann an diesem Vormittag im September des Jahres 2021 gerät Pal Dardai ein wenig ins Trudeln. Der Trainer von Hertha BSC hält seinen Spielern gerade ein Impulsreferat zum Thema: Was mache ich, wenn der Schiedsrichter anders entscheidet, als ich das gerne hätte? Dass er das überhaupt noch tun muss, ärgert Dardai ein wenig. „In welchem Jahr sind wir? 2022?“, fragt er. 2021, korrigiert ihn jemand. „Sorry“, sagt er, „ich lebe in einer anderen Welt.“

Ein bisschen kann man das verstehen. Pal Dardai muss sich im Moment so vorkommen, als wäre er vor etwas mehr als einer Woche aus seiner vertrauten Umgebung in ein komplett anderes Umfeld gebeamt worden. Aber Dardai ist immer noch Trainer von Hertha BSC, auch wenn seine Mannschaft nach dem Ende der Transferperiode kaum noch wieder zu erkennen ist.

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Der Berliner Fußball-Bundesligist hat in diesem Sommer viele Spieler verpflichtet – und noch viel mehr Spieler abgegeben. Und weil das alles nicht zu Beginn des Sommers passiert ist, sondern in großen Teilen erst kurz vor dessen meteorologischen Ende, steht Pal Dardai jetzt vor einer besonderen Herausforderung. Drei Spiele sind in der Bundesliga bereits gespielt, aber im Grunde beginnt erst jetzt die richtige Saisonvorbereitung. „Es war nicht einfach“, sagt Dardai über die Transferperiode. „Ich bin zufrieden, dass es beendet ist. Alle sind froh darüber.“

Ishak Belfodil, Stürmer der TSG Hoffenheim, der dänische Torhüter Oliver Christensen, Jürgen Ekkelenkamp, Mittelfeldspieler von Ajax Amsterdam, und Myziane Maolida, Flügelspieler von OGC Nizza, sind von Hertha auf den letzten Drücker noch verpflichtet worden. Bis auf Ekkelenkamp, der noch mit Hollands U 21 auf Reisen ist, stehen sie alle am Dienstagvormittag beim ersten Mannschaftstraining der Woche auf dem Platz.

Es läuft auf eine Fünferkette hinaus

„Jetzt beginnt die taktische Einrichtung für diese Saison“, verkündet Dardai. Die Grundordnung dürfte bald eine andere sein. Die Viererkette bleibt zwar weiterhin eine Option, aber „mit dem, was wir jetzt haben, geht es mehr Richtung Fünferkette“. So hat Herthas Trainer auch in der Vorsaison schon spielen lassen, als es bis gegen den Abstieg ging. „Wir sind dran, einige Sachen wieder aufzufrischen“, erklärt Dardai.

Aktuell stehen ihm 14 Feldspieler zur Verfügung, vier Nationalspieler sind noch unterwegs. „Das ist ein Tick zu wenig“, sagt der Ungar über die Kaderstärke. 20 bis 22 Spieler sollten es schon sein. Deshalb stand am Dienstagnachmittag eine Sitzung mit Sportdirektor Arne Friedrich und den Trainern der Nachwuchsabteilung an, in der es auch darum ging, welche Talente aus der U 19 oder U 23 dauerhaft bei den Profis trainieren können.

Der Kader ist zu dünn

Zumindest solange die derzeit verletzten Spieler noch fehlen. Die beiden Stürmer Krzysztof Piatek und Davie Selke fehlen weiterhin, ebenso Marton Dardai, der für das Spiel am Sonntag beim Aufsteiger VfL Bochum noch keine Option ist. Bei Marvin Plattenhardt sieht es besser aus. Er könnte jeden Tag ins Training zurückkehren. Bei Stevan Jovetic hingegen, der zur Behandlung seiner Wadenverletzung beim Arzt seines Vertrauens zur montenegrinischen Nationalmannschaft gereist ist, hat sich offenbar keine Besserung eingestellt. „Wade ist kompliziert und unangenehm“, sagt Dardai.

Kompliziert ist es auch für ihn. Herthas Kader hat nicht nur Quantität eingebüßt, sondern auch Qualität, und das vor allem in der Offensive. Als der Klub sich das Ziel gesetzt hat, eine stabile Saison zu spielen, haben das viele für arg hasenfüßig und seltsam unambitioniert gehalten; doch so, wie die Spielzeit für Hertha begonnen hat, mit drei Niederlagen aus den ersten drei Spielen, und so, wie der Kader derzeit aufgestellt hat, lässt sich dieser Vorwurf kaum noch aufrecht erhalten.

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