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Die Eisbären testeten zuletzt bereits gegen internationale Gegner, hier gegen Red Bull Salzburg.

© IMAGO/GEPA pictures

Champions Hockey League: Die Eisbären wollen großes Kino bieten - auch in Europa

Bislang schieden die Berliner in der Eishockey-Königsklasse stets früh aus. Nun wollen sie ihrem Anspruch gerecht werden.

Die Champions Hockey League (CHL) steht für großes Kino. Um dieses Selbstverständnis zu transportieren, hat die europäische Eishockey-Königsklasse ihre deutsche Informationsveranstaltung eine Woche vor dem Start in die neue Saison in einem großen Lichtspielhaus unweit der Arena am Ostbahnhof durchgeführt. Passend zu diesem Anspruch wurden den Zuschauerinnen und Zuschauern actionreiche und emotionsgeladene Szenen auf einer gewaltigen Leinwand präsentiert.

Martin Baumann, der CHL-Geschäftsführer, gab sich entsprechend auch allergrößte Mühe, die Faszination Eishockey-Königsklasse zu vermitteln – ähnlich wie bei einem Trailer für einen neuen Film, in dem es innerhalb von kurzer Zeit darum geht, das Publikum zu fesseln. „Die Eisbären spielen ja unter anderem gegen Frölunda. Das ist ja so, als wenn beim Fußball Real Madrid oder der FC Chelsea zu Gast sind. Was gibt es da Besseres?“, fragt der Schweizer rhetorisch.

Die Qualität der insgesamt 32 Teams variiert natürlich genau so wie beim Fußball. Während es für CHL-Neulinge wie Fehervar AV19 (Ungarn) oder Olimpija Ljubljana (Slowenien) darum geht, erstmals internationales Flair zu schnuppern – gleiches gilt auch für die Straubing Tigers aus der DEL – geht es für die besten Teams aus der Branche, die vorrangig in Nordeuropa beheimatet sind, um viel Prestige und ein Gewinner-Preisgeld von 500.000 Euro. Insgesamt beträgt das CHL-Preisgeld 3,5 Millionen Euro. Sechs der bisherigen sieben Titel gingen an Teams aus Schweden, einzige Ausnahme war JYP Jyväskylä aus Finnland.

Red Bull München gehört zur europäischen Spitze

„Warum nicht mal eine deutsche Mannschaft?“, fragte Baumann in das Auditorium, in dem Vertreter der vier deutschen CHL-Vertreter saßen: Neben den Eisbären als Meister und dem Finalgegner Red Bull München sind die bereits erwähnten Straubinger sowie die Grizzlys Wolfsburg vertreten. Gerade München, das 2019 im Endspiel stand und in diesem Jahr das Halbfinale erreichte, darf getrost zu den Mitfavoriten gezählt werden.

Zumal eine Coronawelle, die durchs Team geschwappt war, womöglich Größeres verhinderte. „Je näher du diesem Ziel kommst, desto größer wird der Hunger“, sagte Kapitän Patrick Hager. Und Trainer Don Jackson ergänzte: „Je weiter du kommst, desto größer wird der Glaube, dass du es schaffen kannst.“

Bei den Eisbären war dieser Glaube bislang noch nicht allzu ausgeprägt. Bisher kamen die Berliner noch nie über das Achtelfinale hinaus. Im vergangenen Jahr stand bereits vor den abschließenden Partien in der Gruppenphase statt, dass die CHL frühzeitig endet. Was sich in dieser Spielzeit natürlich nicht wiederholen soll. „Wir nehmen dieses Format sehr ernst, weil wir nach zwei Meisterschaften wissen, wie gut sich Erfolg anfühlt“, sagte Trainer Serge Aubin. Allerdings hütet er sich vor allzu offensiven Ankündigungen. „Für uns geht es darum, die Gruppenphase zu überstehen, danach schauen wir weiter.“

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Mit dem bereits erwähnten schwedischen Team Frölunda Göteborg, gegen das die Eisbären am 8. September ihr erstes CHL-Heimspiel nach zuvor zwei Auswärtsauftritten bestreiten, haben die Berliner den vielleicht schwersten Gegner erwischt. Bereits viermal stemmten die Schweden den silbernen CHL-Pokal in die Höhe. Zum Auftakt am Donnerstag in der kommenden Woche bekommt es Aubins Mannschaft zunächst mit dem Französischen Meister Grenoble zu tun. Der vierte Gruppenvertreter ist HK Mountfield aus Tschechien.

Zum aufwändigen Warm-up zur neuen Saison in dem pompösen Kinosaal passt es nicht, dass die Eisbären ihre drei Gruppenphasen-Heimspiele allesamt im Wellblechpalast austragen, weil in der Arena am Ostbahnhof die Basketball-Europameisterschaft Vorrang genießt. Was einigen Fans natürlich entgegenkommt, die sich über jede Rückkehr in die altehrwürdige Eishalle im Sportforum Hohenschönhausen freuen. Zudem bleibt dem Verein die eher unglückliche Außenwirkung erspart, dass ausgerechnet die Spiele der Eishockey-Königsklasse meist vor zahlreichen leeren Rängen stattfinden, weil das Interesse an diesem Format in der Stadt nach wie vor überschaubar ist.

CHL-Geschäftsführer Baumann ist selbstverständlich nicht besonders glücklich, dass der Deutsche Meister europäisches Eishockey in einer Ausweichhalle bestreitet. Gerade weil es ja auch darum geht, das Format international bekannter zu machen und entsprechend besser vermarkten zu können. „Wenn die Halle voll ist und die Fans richtig Krach machen, ist mir das aber fast lieber“, gesteht er zu. Auch wenn er davon träumt, dass eines Tages die Eisbären-Fans auch zu CHL-Spielen in die Arena strömen.

100 Teams aus 20 Ländern

Insgesamt sieht er die Champions Hockey League aber auf einem guten Weg. 100 Teams aus 20 Ländern werden in der kommenden Saison seit der Erstaufführung 2008/09 auf der CHL-Bühne vorgespielt haben. Trotz der Coronapandemie erhöhten sich die Preisgelder. „Man kann ganz klar feststellen, dass die Lücke zwischen den Teams über die Jahre kleiner geworden ist“, sagt Baumann. Das diesjährige Finale zwischen Rögle BK und Tappara Tampere sei innerhalb von sieben Minuten ausverkauft gewesen.

Gernot Tripcke, Geschäftsführer der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) und CHL-Aufsichtsratsmitglied, sprang entsprechend bei. „Die CHL wird immer wichtiger für uns. Neben der Weltmeisterschaft ist das eine super Bühne für die Spieler, um sich international zu präsentieren.“ Die Wertschätzung fürs deutsche Eishockey sei da.

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Damit die Eisbären als zuletzt zweimaliger deutscher Champion in eine Hauptrolle rutschen können, verbrachten sie gerade erst zwei Wochen in Südtirol und in Österreich. Nach drei der insgesamt vier Spiele gingen die Berliner als Verlierer vom Eis. Morgan Ellis, der zusammen mit Aubin die Eisbären am Mittwoch vertrat, sagte: „Ein paar Spiele zu verlieren ist in Ordnung, solange man Schritte in die richtige Richtung macht.“ Der Kanadier ist jedenfalls davon überzeugt, dass seine Mannschaft über die beste Abwehr der deutschen Liga verfügt. Was an sich ja keine schlechte Voraussetzung ist, um auch international für Furore zu sorgen.

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