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Alexander Zverev wurde vom Turnier in Acapulco ausgeschlossen.

© Eduardo Verdugo/AP/dpa

Ausraster des deutschen Tennisstars: Alexander Zverevs Entschuldigung ist nur ein Anfang

Sein Angriff auf einen Schiedsrichter zeigt, dass Alexander Zverev dringend lernen muss, mit sportlichen Enttäuschungen umzugehen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Jörg Leopold

In der Hitze der sportlichen Auseinandersetzung können auch einem Profi mal die Sicherungen durchbrennen. Das gibt es in jeder Sportart, Alexander Zverev ist da nicht der erste Fall. Unverzeihlich bleibt sein Ausraster gegen einen Schiedsrichter dennoch. Wichtig ist nun, wie Zverev mit der Situation umgeht. Dass er sich nach kurzer Nacht nur Stunden später entschuldigt und sein Verhalten bereut hat, ist schon mal ein Anfang.

Dass er von Kritikern oder Social-Media-Hatern gleich wieder in die Schublade des unbeherrschten und arroganten Schnösels gesteckt wird, liegt in der Natur der Sache. Seine Aktion war nun einmal selten dämlich und nah dran, den Tatbestand der Körperverletzung zu erfüllen.

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So etwas hat auf keinem Sportplatz der Welt – und übrigens auch auf keiner Baustelle und in keinem Büro – irgendetwas verloren. Geschehen wird es trotzdem immer wieder. Weil es in all seiner Hässlichkeit irgendwo auch menschlich ist. Es sollte eben nur nicht derselben Person zweimal passieren.

Alexander Zverev lässt seinen Frust regelmäßig an seinen Tennisschlägern aus.
Alexander Zverev lässt seinen Frust regelmäßig an seinen Tennisschlägern aus.

© Tertius Pickard/AP/dpa

Deswegen ist jetzt nicht nur Zverev selbst gefordert, sondern auch sein Umfeld, das ihm so großen Halt gibt, wie er immer wieder betont hat. Tennisspieler leben in ihrer eigenen Welt. Sie sind umgeben von Menschen, die ständig für sie da sind, ihnen vieles bis alles abnehmen, sie nach außen hin abschotten und oft genug auch das sagen, was ihr Schützling von ihnen erwartet oder ihnen gar aufgetragen hat.

Im Team Zverev sind nun deutliche Worte nötig. Eine Aufarbeitung, warum es immer wieder zu Ausrastern kommt, würde der Karriere des Tennisstars nur zuträglich sein. Vielleicht denkt Alexander Zverev dabei auch an sein Idol Roger Federer. Der war als Junior einst ein einziges Nervenbündel und verlor immer wieder die Kontrolle, ehe er zum Gentleman reifte. Nun wird Zverev wohl nie ein Federer werden, aber zumindest sollte er begreifen, dass ihn Ruhe und Ausgeglichenheit auf dem Platz letztlich zu einem noch besseren Tennisspieler machen.

Deswegen wird er nicht gleich jedes Spiel gewinnen, aber es ist eben auch eine Kunst, nach einem hitzigen sportlichen Duell am Ende mit Anstand verlieren zu können – und die Schuld nicht bei anderen zu suchen. Alexander Zverev hat schon oft bewiesen, dass er das kann. Nun muss er beweisen, dass er es immer kann. Seine prompte Entschuldigung legt nahe, dass er es zumindest versuchen will.

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