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Polizisten stehen vor dem kanadischen Parlament in Ottawa.

© AFP/Getty Images/Alex Kent

Update

Wochenlange Proteste in der Innenstadt: Kanadische Polizei beendet Corona-Blockade in Ottawa

Die Polizei hat die Blockade der kanadischen Hauptstadt aufgelöst. Gegner der Corona-Maßnahmen harrten mehrere Wochen vor dem Parlament aus.

Die Polizei in Kanadas Hauptstadt Ottawa hat weite Teile der wochenlangen Proteste vor dem Parlament gegen die Corona-Politik der Regierung aufgelöst. Insgesamt seien 170 Menschen festgenommen und 53 Fahrzeuge abgeschleppt worden, teilte die Polizei am Samstagabend (Ortszeit) auf Twitter mit. Unter den Festgenommen waren nach Polizei-Angaben mehrere Anführer der Proteste.

Laut einem Bericht der „New York Times“ sind bei der Räumung des Gebiets rund um das kanadische Parlament Lkw-Scheiben von Einsatzkräften eingeschlagen und die Fahrer zum Aussteigen aufgefordert worden. Auch in Quebec und in der Nähe von Vancouver im Westen des Landes hat es am Samstag kleinere Proteste mit einigen hundert Teilnehmenden gegeben.

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In Ottawa kündigte Polizeichef Steve Bell Konsequenzen für diejenigen an, die dem Aufruf zur Räumung nicht nachkommen. „Wenn sie an diesem Protest beteiligt waren, werden wir aktiv versuchen, sie zu identifizieren, und uns bei ihnen mit finanziellen Forderungen und strafrechtlichen Konsequenzen melden“, sagte Bell am Samstag.

Seit drei Wochen hatten in Kanada und vor allem in Ottawa Tausende gegen Corona-Beschränkungen und Impfvorschriften protestiert. Mit Lastwagen und anderen Fahrzeugen wurden unter anderem wichtige Grenzübergänge zu den USA und Teile der Hauptstadt blockiert. Das Leben der Anwohner wurde dadurch stark eingeschränkt.

Ein Lkw wird vor dem kanadischen Parlament in Ottawa abgeschleppt.
Ein Lkw wird vor dem kanadischen Parlament in Ottawa abgeschleppt.

© REUTERS/Patrick Doyle

Auslöser der Proteste waren Impfvorschriften für Lastwagenfahrer. Am Montag verhängte Premier Justin Trudeau angesichts der Proteste erstmals in der kanadischen Geschichte den nationalen Notstand, mit dem Freiheitsrechte der Bürger zugunsten der Sicherheit empfindlich eingeschränkt werden können.

Blockierer fanden weltweit Nachahmer

Die Polizeiaktion zur Räumung der Proteste in Ottawa begann in den vergangenen Tagen mit der Aufforderung an die Demonstranten, das Stadtzentrum schnellstmöglich zu verlassen. Die Polizei errichtete am Donnerstag zudem einen Sicherheitsbereich mit rund 100 Kontrollpunkten in der Innenstadt und postierte Scharfschützen im Umfeld der Demonstranten.

Auch Zelte und Essensstände am Ort der Proteste wurden im Zuge des Polizei-Einsatzes abgebaut. Protestierende schleuderten Gaskanister und Nebelgranaten auf die Sicherheitskräfte, bildeten Menschenketten und riefen "Freiheit". Die Polizei beschrieb die Demonstranten als "aggressiv". Vertreter der Protestierenden warfen hingegen der Polizei "Brutalität" vor.

[Lesen Sie auch: „Systemsturz ist auch ab und zu Thema“: Einblicke in die Telegram-Gruppe zu Corona-Protesten in Marzahn-Hellersdorf (T+)]

Die Polizei erklärte auf Twitter, dass kein Tränengas eingesetzt worden sei, und dass es keine Verletzten gegeben habe. Auch Gerüchte in sozialen Netzwerken darüber, dass am Freitag eine Frau bei einem berittenen Einsatz auf den Boden gefallen und auf sie getrampelt worden sei, seien falsch. „Uns sind keinerlei Verletzungen bekannt“, teilte die Polizei am Freitag mit.

Die Konvois und Blockaden der kanadischen Lkw-Fahrer fanden weltweit Nachahmer, unter anderem in Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Israel und Neuseeland. (dpa/AFP)

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