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Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Facharzt für Allgemeinmedizin.

© dpa/Gregor Fischer

Exklusiv

Wegen neuer Omikron-Variante: Ärztepräsident Reinhardt hält neuen Lockdown für „kaum zu vermeiden“

Wenn sich die Omikron-Variante des Coronavirus nicht bald stoppen lässt, drohe Deutschland ab Januar der Lockdown, warnen Experten.

Die rasante Ausbreitung der neuen Omikron-Variante des Coronavirus befeuert in Deutschland die Debatte über erneute Einschränkungen des öffentlichen Lebens. „Die Gefahr besteht, dass wir in einen neuen Lockdown müssen“, sagte Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, dem Tagesspiegel.

„Wenn sich die Omikron-Variante bei uns trotz der Booster-Kampagne so schnell ausbreitet, wie das gerade in England oder den Niederlanden der Fall ist, werden weitere Kontaktbeschränkungen wahrscheinlich kaum zu vermeiden sein.“

Die Niederlande befinden sich seit Sonntag im Lockdown. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) schloss das für Deutschland zunächst aus. „Einen Lockdown – so wie in den Niederlanden, vor Weihnachten – den werden wir hier nicht haben“, sagte er am Sonntag in der ARD.

Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) forderte Bund und Länder zum gemeinsamen Handeln auf. Auch müsse die Informationspolitik der Bundesregierung besser werden. „Das muss jetzt flutschen“, sagte Kretschmann der Deutschen Presseagentur.

„Große Belastung der Infrastruktur“

Ärztepräsident Reinhardt erwartet durch die Omikron-Variante eine „große Belastung“ der Infrastruktur. „Das gilt vor allem für das Personal in den Krankenhäusern, aber auch für Haus- und Fachärzte, Feuerwehrleute, Polizeibeamte oder im Krankentransport und Rettungsdienst. Die werden alle in den kommenden Wochen auf die Zähne beißen müssen.“

Der Corona-Expertenrat der Bundesregierung erwartet durch die Omikron-Welle eine „erhebliche Überlastung der Krankenhäuser“ und spricht sich für „bundesweit abgestimmte Gegenmaßnahmen“ wie Kontaktbeschränkungen aus.

Wegen eines drohenden Kollapses der öffentlichen Grundversorgung hat bereits die britische Hauptstadt London am Wochenende den Katastrophenfall ausgerufen.

Der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen geht für Deutschland ab Januar „von erheblichen Personalausfällen“ aus. Dann könnten 20 bis 30 Prozent der Bediensteten bei Polizei, Feuerwehr und Müllabfuhr sowie im Lebensmittelhandel und bei Strom- und Wasserversorgern wegen Erkrankung fehlen, sagte er.

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Nach Tagesspiegel-Informationen fürchten bundesweit Leiter von Krankenhäusern und Rettungsdiensten, dass sich Personal in- oder außerhalb ihrer Jobs mit der Omikron-Variante des Coronavirus infiziert. Dann fielen womöglich die ohnehin knappen Fachkräfte weg.

In Berlin werden in mindestens einer Klinik schon Omikron-Patienten versorgt. Die Labore der Stadt sequenzieren Sars-Cov-2-Proben nun auf diese Mutation hin, wollen also routinemäßig Omikron-Fälle aufspüren. In Berlin sind zuletzt 690 Covid-19-Patienten stationär versorgt worden, davon 230 auf einer Intensivstation – die allermeisten hatten sich mit der Delta-Variante infiziert.

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