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Die Kita- und Schulschließungen während der Pandemie haben bei einem Teil der Väter zu einem anderen Blick auf Geschlechterrollen geführt.

© picture alliance / Andreas Geber

Studie zu Geschlechterrollen: Mehr Väter im Westen haben wieder ein traditionelleres Rollenverständnis

Die Kita- und Schulschließungen haben die Ansichten über die Berufstätigkeit von Müttern verändert - zumindest bei einem Teil der Väter im Westen.

Die Kita- und Schulschließungen während der Corona-Pandemie haben bei einem Teil der Väter in Westdeutschland die Vorstellungen über Geschlechterrollen verändert. Während 2016 noch rund 56 Prozent der Väter im Westen mit kleinen Kindern sehr egalitäre Einstellungen vertraten, waren es ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie nur noch 49 Prozent. Das zeigt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung und der Freien Universität Berlin, in der untersucht wurde, wie Frauen und Männer zur Erwerbstätigkeit von Frauen stehen.

Familien hätten in der Pandemie „von jetzt auf gleich“ viel mehr Bildungs-, Betreuungs- und Erziehungsarbeit leisten müssen, sagt DIW-Forscher Mathias Huebener. Das habe die Arbeitsteilung in Familien oftmals zulasten der Erwerbstätigkeit von Müttern verändert. „Dies hat offenbar vor allem Väter in Westdeutschland veranlasst, zu einem traditionelleren Rollenverständnis zurückzukehren“, sagt Huebener. Damit ist laut der Studie die Gruppe besonders zurückgefallen, die sich vor der Pandemie am stärksten zu einem egalitäreren Geschlechterrollenverständnis entwickelt hatte.

In der Studie wurde die Zustimmung zu bestimmten Aussagen erfasst („Eine berufstätige Mutter kann ein genauso herzliches und vertrauensvolles Verhältnis zu ihren Kindern finden wie eine Mutter, die nicht berufstätig ist.“ Oder: „Ein Kleinkind wird sicherlich darunter leiden, wenn seine Mutter berufstätig ist.“)

In Ostdeutschland keine Veränderungen bei den Einstellungen

In Ostdeutschland konnte das Forscher:innenteam keine Veränderungen in den Einstellungen beobachten. Im Westen hingegen seinen veränderte Auffassungen zur Berufstätigkeit von Müttern weniger gefestigt gewesen. Das liegt auch daran, dass hier erst in den vergangenen Jahren der Kita-Ausbau vorankam und der Anteil der erwerbstätigen Frauen stieg.

Die DIW-Expertin Katharina Spieß empfiehlt der Politik daher, in der vierten Corona-Welle erneute Kita- und Schulschließungen soweit möglich zu vermeiden. „Das wäre nicht nur mit Blick auf die Bildung der Kinder wichtig, sondern unter anderem auch mit Blick auf die Einstellungen zu Geschlechterrollen“, sagt Spieß.

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Von einer "gesellschaftlichen Rolle rückwärts" zu sprechen, sei derzeit sicherlich noch "zu dramatisch", sagte Spieß. Dafür sei das Bild hinter den Daten vermutlich zu heterogen. So könne es sein, dass in Familien, in denen die Mutter erwerbstätig sei und der Vater in der Pandemie aufgrund von Kurzarbeit die zusätzliche Sorgearbeit übernommen habe, die Einstellungen zu Geschlechterrollen sogar egalitärer geworden seien.

Dennoch sei es möglich, so die DIW-Wissenschaftlerin, dass politische Ziele wie eine höhere Zahl erwerbstätiger Frauen durch ein Ereignis wie die Corona-Pandemie ins Wanken gerieten – "auch, weil sich das Verständnis von Geschlechterrollen zumindest im Mittel zurückentwickelt hat".

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