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Kanzlerkandidat der Union: CDU-Chef Armin Laschet.

© hilo Schmuelgen/Reuters

SPD vor TV-Triell bei 24 Prozent: Union fällt auf neues Tief – für Laschet geht es um alles

Am Abend gibt es das erste TV-Gespräch zwischen den drei Kanzlerkandidaten Baerbock, Scholz und Laschet. Der CDU-Chef ist wegen der Umfragewerte unter Druck.

Vor dem historischen TV-Triell am Sonntagabend ist die Ausgangslage für den Unions-Kanzlerkandidaten Armin Laschet denkbar ungünstig: Im wöchentlichen „Sonntagstrend“ des Meinungsforschungsinstituts Insa für „Bild am Sonntag“ (BamS) erzielt die Union nur noch 21 Prozent und (minus 1). Der Wert ist der niedrigste, den Insa jemals für die CDU/CSU gemessen hat. Die Sozialdemokraten gewinnen hingegen zwei Prozentpunkte und kommen auf 24 Prozent.

Vier Wochen vor der Bundestagswahl liegt die SPD damit aktuell deutlich vor der CDU/CSU. Die Grünen verharren demnach bei 17, die FDP bei 13 Prozent. AfD (11 Prozent) und Linke (6 Prozent) verlieren jeweils einen Punkt.

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Für den CDU-Chef geht es also um sehr viel, wenn er am Abend auf die Grünen-Spitzenkandidatin Annalena Baerbock und den SPD-Kontrahenten Olaf Scholz trifft: Der Umfrage zufolge wäre derzeit nur noch eine Koalition möglich, um das Kanzleramt für sich zu behaupten – ein Jamaika-Bündnis aus CDU/CSU, Grünen und FDP.

Vier weitere Dreierbündnisse wären indes mit einem Kanzler Scholz möglich:

  • Die SPD hätte im Bundestag Mehrheiten mit einem Ampel-Bündnis (SPD, Grüne, FDP)
  • Die SPD hätte die Möglichkeit zu einer Deutschland-Koalition (SPD, CDU/CSU und FDP)
  • Denkbar wäre eine Kenia-Koalition (SPD, CDU/CSU und Grüne).
  • Rechnerich würde es auch für und ein rot-rot-grünen Bündnis (SPD, Grüne und Linke) reichen.

Bitter sind für Laschet auch die persönlichen Werte: Für ihn würden bei einer Direktwahl diese Woche dem „Sonntagstrend“ zufolge nur noch zehn Prozent stimmen (-2). Baerbock gewinnt einen Punkt und käme auf 14 Prozent. An der Spitze wäre weiter Scholz mit 31 Prozent – trotz eines Minus von drei Prozentpunkten.

Die Umfrage zeigt auch, dass nur 49 Prozent der Wählerinnen und Wähler, die 2017 noch für Angela Merkel (CDU) stimmten, auch am 26. September die Union wählen wollen. 18 Prozent gaben an, die SPD wählen zu wollen, 13 Prozent die FDP und zwölf Prozent die Grünen.

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Vor Insa haben auch schon andere Umfragen die SPD vor der Union gesehen. Beim Meinungsforschungsinstitut YouGov kamen die Sozialdemokraten zuletzt auf 24 Prozent, die CDU/CSU auf 22 Prozent. Das Trendbarometer von Forsa für RTL und NTV sah die Union vor einigen Tagen ebenfalls bei 22 Prozent, die SPD bei 23 Prozent. Im Politbarometer von ZDF und Tagesspiegel vom Freitag lagen SPD und Union mit jeweils 22 Prozent gleichauf.

Angesichts der Umfragewerte ist CSU-Chef Markus Söder höchstalarmiert: „Wir müssen alles tun, um einen historischen Linksrutsch in Deutschland zu verhindern“, sagte er der BamS. „Noch nie war die Gefahr so groß, dass ein Linksbündnis die Macht übernimmt.“

Ein Wahlergebnis von 30 Prozent oder mehr für die Unionsparteien hält er mittlerweile für unrealistisch. „In der aktuellen Situation müssen wir wohl etwas kleinere Brötchen backen. Jetzt kommt es darauf an, dass wir überhaupt noch vor der SPD und den Grünen liegen, und das am besten deutlich“, sagte Söder.

Scholz warf er vor, mit unlauteren Methoden an die Macht kommen zu wollen. „Die SPD hat sich leise angeschlichen und profitiert von der Schwäche der Grünen und dem unlauteren Versuch von Olaf Scholz, eine Art Erbschleicher von Angela Merkel zu werden.“

Der Kanzlerkandidat der SPD: Bundesfinanzminister Olaf Scholz.
Der Kanzlerkandidat der SPD: Bundesfinanzminister Olaf Scholz.

© Markus Schreiber/Pool/AFP

Grünen-Co-Chefin Baerbock ging vor dem Triell auf Distanz zur Linkspartei als möglichem Regierungspartner. „Grundsätzlich gilt, dass in einer Demokratie alle demokratischen Parteien gesprächsfähig sein müssen. Allerdings hat sich die Linke gerade ziemlich ins Abseits geschossen, als sie nicht mal bereit war, die Bundeswehr dabei zu unterstützen, deutsche Staatsangehörige und Ortskräfte aus Afghanistan zu retten“, sagte die Co-Chefin der Grünen den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Die Kanzlerkandidatin der Grünen: Co-Parteichefin Annalena Baerbock.
Die Kanzlerkandidatin der Grünen: Co-Parteichefin Annalena Baerbock.

© Imago Images/Chris Emil Janßen

Deutschland müsse in der Außen- und Sicherheitspolitik „handlungsfähig und als Partner verlässlich sein“, betonte Baerbock. Das sei „Maßgabe für jede Regierung“. Die Linkspartei hatte sich bei der Bundestagsabstimmung über das Bundeswehrmandat zur Evakuierung in Afghanistan mehrheitlich enthalten.

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Scholz schloss eine Koalition mit der Linken erneut nicht ausdrücklich aus. „Die Erfahrung zeigt, dass nach der Absage an eine Koalition die Frage nach der nächsten folgt“, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ auf die Frage, warum er nicht klar Nein sage zu einem Bündnis mit der Linken. „Und irgendwann diskutiert das Land nicht mehr über das Wohl des Landes, sondern die Ränke von Parteien.“

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Das Triell – eine Wortneuschöpfung – zwischen Baerbock, Scholz und Laschet zeigen die privaten Sender RTL und NTV, die zu einer Senderfamilie gehören, am Abend (20.10 bis 22 Uhr) live und online. Das Moderatoren-Team besteht aus der ehemaligen „Tagesthemen“-Moderatorin und RTL-Neuzugang Pinar Atalay und RTL-Nachrichten-Anchorman Peter Kloeppel. Im Anschluss gibt es eine Nachbesprechung unter anderem mit Fernsehmoderator Günther Jauch als Gast, wie RTL am Freitag ankündigte. Im September werden ARD und ZDF und dann noch einmal die Fernsehsender ProSieben, Sat.1 und Kabeleins, die zu einer Gruppe gehören, mit eigenen Triellen folgen.

Die wichtigsten Tagesspiegel-Artikel zur Bundestagswahl 2021:

Laschet gab sich vor dem ersten TV-Dreikampf der Kanzlerkandidaten kämpferisch. Er werde sichtbar machen, für was die Union stehe und „wo die Unterschiede sind zu Rot-Grün“, sagte der CDU-Vorsitzende und nordrhein-westfälische Ministerpräsident nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa am Samstag beim Bundesdelegiertentag der Frauen Union der CDU.

In den nächsten 30 Tagen müsse über Inhalte und jene Themen geredet werden, die die Union von SPD und Grünen unterscheiden würden. Laschet attackierte SPD und Grüne bei den Themen innere Sicherheit, der Außen- und Sicherheitspolitik, der Arbeitsmarkt-, Frauen- und Sozial- sowie der Klimapolitik. „Ich bin sicher, wenn wir das jetzt allen unseren Mitgliedern vermitteln, dann haben wir auch die Chance, bei der Bundestagswahl auf Platz eins zu liegen und damit auch die künftige Bundesregierung zu stellen.“

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