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Rauchschwaden über Sjewjerodonezk

© AFP/Aris Messinis

Update

Russische Großoffensive im Donbass erwartet: Gouverneur nennt Verteidigung von Sjewjerodonezk „Mission Impossible“

Russische Truppen bombardieren die strategisch wichtige Stadt Sjewjerodonezk rund um die Uhr. In einer Chemiefabrik dort sollen 800 Zivilisten ausharren.

Die ukrainischen Streitkräfte müssen sich nach Angaben eines Regionalgouverneurs möglicherweise aus der heftig umkämpften Stadt Sjewjerodonezk im Osten der Ukraine zurückziehen. Die strategisch wichtige Stadt werde „rund um die Uhr bombardiert“, sagte der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Gajdaj, am Mittwoch dem Sender „1+1“.

„Es ist möglich, dass wir uns zurückziehen müssen“ in besser befestigte Stellungen, sagte Gajdaj. Er rechne mit einer gewaltigen russischen Offensive.

Die Stadt wird zum Teil von russischen Truppen kontrolliert. Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hatte erklärt, die russischen Streitkräfte hätten die Wohngebiete der Stadt voll unter Kontrolle. Gajdaj hatte das am Dienstag dementiert, die Verteidigung der Stadt aber als „Mission Impossible“ bezeichnet.

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Gajdaj sagte, der Feind habe alle Kräfte, alle Reserven mobilisiert, um die Hauptstraße von Lyssytschansk nach Bachmut abzuschneiden und so beide Großstädte einzukesseln. „Sie bombardieren Lyssytschansk sehr heftig“, sagte der Gouverneur über die Nachbarstadt, die durch einen Fluss von Sjewjerodonezk getrennt ist. Eine Einnahme der beiden Städte würde Russland den Vormarsch auf die Großstadt Kramatorsk in der Region Donezk ermöglichen. Moskau käme somit seinem Ziel der vollständigen Eroberung des Donbass einen entscheidenden Schritt näher.

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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bekräftigte am Dienstagabend, dass sich die Situation an der Front in den vergangenen 24 Stunden nicht wesentlich verändert habe und dass „die absolut heroische Verteidigung des Donbass weitergeht“. Er sagte, dass mehr als 31.000 russische Soldaten seit Kriegsbeginn Ende Februar getötet worden seien. Dies seien fast 300 Tote am Tag. „Es wird jedoch der Tag kommen, an dem selbst für Russland die Zahl der Verluste inakzeptabel wird“, prophezeite er. Eine unabhängige Bestätigung der Toten auf beiden Seiten ist nicht möglich.

Hunderte Zivilisten sollen in Chemiefabrik sein

In einer Chemiefabrik in Sjewjerodonezk haben nach Angaben des Betreibers Hunderte Menschen Zuflucht gesucht. Etwa 800 Menschen harrten derzeit dort aus, hieß es am Dienstag auf der Unternehmens-Website. Unter den Schutzsuchenden seien 200 Fabrikarbeiter sowie 600 Einwohner der Stadt.

Die Arbeiter seien in der Fabrik geblieben, um den verbleibenden Teil der hochexplosiven Chemikalien zu sichern, erklärte auf der Website ein Anwalt des Geschäftsmanns Dmytro Firtasch, dessen Konzern die Anlage betreibt. Unabhängig verifizieren lassen sich die Angaben nicht.

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Firtasch ist einer der reichsten Menschen in der Ukraine und galt als enger Verbündeter des ehemaligen pro-russischen Staatschefs Viktor Janukowitsch, der 2014 nach einer pro-europäischen Revolution gestürzt worden war. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte vor einem Jahr Sanktionen gegen den Unternehmer verhängt. Er wurde beschuldigt, Titanprodukte an russische Militärunternehmen verkauft zu haben.

Dennoch hatte Firtasch Ende Februar die russische Invasion verurteilt. Er half auch dabei, gemeinsam mit der Präsidialverwaltung in Kiew und anderen Senderbetreibern einen rund um die Uhr sendenden Nachrichtenkanal aufzubauen. (AFP)

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