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Nicht alles ist Trumps Werk: Der Rassismus, sagt Obama, ist ein jahrhundertealtes Problem der Vereinigten Staaten.

© Sven Hoppe/dpa

Obama zum Erbe seines Nachfolgers: „Trumps Bedeutung wird überschätzt“

Ex-US-Präsident Barack Obama ist optimistisch. Trumps Amtszeit wirke weniger nach, als man denke. Das sei Bidens Chance – nicht nur in der Klimapolitik.

Von Michael Schmidt

Trump ist weg, der Trumpismus bleibt? Der frühere US-Präsident Barack Obama hält das allenfalls in Teilen für richtig. Die politische Nachwirkung von Donald Trumps Erbe werde überschätzt", sagte der 59-Jährige in einem Interview dem Moderator des ZDF-„heute-journals“, Claus Kleber.

So habe Trump etwa nicht wie angekündigt den von den Demokraten eingeführten besseren Zugang zu einer Krankenversicherung zerstören können - aber: "20 Millionen Menschen haben immer noch ihre Krankenversicherung, obwohl er versprochen hat, die in die Tonne zu treten", sagte Obama.

"Wenn ich an das denke, was wir im Zusammenhang mit sauberer Energie gemacht haben, Kohlenstoffemissionen und so weiter. Das geht immer noch runter und da kann Biden wieder einsteigen, unabhängig von allem, was er (Trump) dazu zu kommentieren hatte."

Zur Stärke des von Trump angeführten konservativen Lagers und seiner Wirkungsmacht sagte Obama, Trump sei letzten Endes nicht wiedergewählt worden - im Gegensatz zu ihm selbst im Jahr 2012.

Trumps Wahlsieg 2016 habe seine Ursache einerseits in teils jahrhundertealten gesellschaftlichen Konflikten in den USA, aber auch in der Finanzkrise 2008/09, sagte Obama. Die damaligen wirtschaftlichen Verwerfungen hätten Instabilität und Sorgen befördert. Viele Menschen hätten Angst bekommen, es könne für sie persönlich Rückschläge geben.

Obama zur Anfälligkeit für Verschwörungstheorien

In dieser Situation sei es sehr oft so, dass die Politik sich auf starke Männer, auf Macht verlasse. Dazu seien rechtsorientierte soziale Medien gekommen, in Kombination mit Fernsehsendern wie Fox News. Diese fütterten Menschen mit Informationen „völlig losgelöst von der Wirklichkeit“, kritisierte er.

„Wenn man Menschen mit Lügen, Verzerrungen, Verschwörungstheorien füttert, und wenn Politiker das auszunutzen versuchen um ihres Vorteils willen - dann kann mit der Zeit das soziale Vertrauen wegbrechen und das Ganze kann in Tragödien münden. So wie die, die wir hier im Kapitol gesehen haben.“

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Am 6. Januar hatte ein Mob aus Hunderten Trump-Anhängern in einer beispiellosen Gewalteskalation das Kapitol in der US-Hauptstadt gestürmt, nachdem Trump sie bei einer Großkundgebung angestachelt hatte. Es gab mehrere Todesopfer.

Die Sicherheitskräfte seien viel besser vorbereitet gewesen auf friedliche Proteste, Stichwort Black Lives Matter im letzten Sommer, als jetzt auf solche Vorgänge in der Hauptstadt, sagte Obama und fügte hinzu: "Das sagt Einiges doch aus über diese lang anhaltenden Fragen und Probleme im Zusammenhang mit der Rassenproblematik in den USA."

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