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Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder geht zum Kabinettstreffen in München.

© Peter Kneffel/Pool via REUTERS

K-Frage in der Union: Söder will Merkel in Kür des Kanzlerkandidaten einbeziehen

Im Rennen um den Kanzlerkandidaten der Union äußert sich Markus Söder zunehmend entschiedener. Er setzt auf die Kanzlerin und seine Umfragewerte.

In die Entscheidung über den Kanzlerkandidaten der Union will CSU-Chef Markus Söder auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) miteinbeziehen. Der bayerische Ministerpräsident sagte der "Bild am Sonntag", die Entscheidung solle eng mit Angela Merkel abgestimmt werden.

"Denn es muss ein gemeinsamer Wahlkampf mit der Bundeskanzlerin werden. Ein Unions-Kandidat kann ohne Unterstützung von Angela Merkel kaum erfolgreich sein."

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Für die Entscheidung seien Umfragen ein wichtiger Maßstab, betonte Söder, der in jüngeren Umfragen vor seinem CDU-Rivalen Armin Laschet liegt. CDU-Chef Laschet leiste als Ministerpräsident des größten Bundeslandes NRW großartige Arbeit. "Es geht aber nicht um die Frage von zwei Personen und deren persönliche Ambitionen, sondern um die Zukunft der Union und des gesamten Landes."

Söders Amtsvorgänger als CSU-Chef und Ministerpräsident, Horst Seehofer, fordert eine schnelle Klärung der Kanzlerkandidatenfrage in der Union. „Gleich nach Ostern müssen die personellen und inhaltlichen Fragen zügig geklärt werden“, sagte der CSU-Politiker der „Welt am Sonntag“.

Seehofer sieht Platz 1 gefährdet

„Dass die wichtigsten Fragen noch offen sind, bekommt uns ganz offensichtlich nicht“, sagte er mit Blick auf zuletzt deutlich gesunkene Umfragewerte der Union. „Anhänger und Mitglieder wollen allmählich wissen, wo es lang geht, wofür sie kämpfen sollen.“

Die Verluste bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sowie die schlechten Umfragewerte im Bund zeigen nach seinen Worten, dass die Union um Platz eins kämpfen müsse. „Das war bis vor kurzem noch jenseits meiner Vorstellung“, räumte Seehofer ein.

[Mehr zum Thema: „Söder sollte antreten“ - In der K-Frage wird es hinter den Kulissen eng für Laschet (T+)]

In den Umfragen stand die Union zuletzt bei etwa 26 bis 28 Prozent - nur mit geringem Vorsprung vor den Grünen. Laut der jüngsten Kantar-Umfrage für die "Bild am Sonntag" legt die Union einen Punkt zu auf 26 Prozent. Die Grünen bleiben bei 23 Prozent und sind zweitstärkste Kraft. Die SPD verliert einen Punkt auf 16 Prozent. Die AfD bliebe bei zehn, die Linkspartei bei neun Prozent, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre. Die FDP gibt einen Punkt ab und erreicht neun Prozent. Damit wäre rein rechnerisch sowohl eine Ampelkoalition aus Grünen, SPD und FDP sowie ein Bündnis aus Grünen, SPD und Linkspartei möglich. Die gegenwärtige große Koalition aus Union und SPD hätte dagegen keine Mehrheit.

Die Vorsitzenden von CDU und CSU, Armin Laschet und Markus Söder, wollen zwischen Ostern und Pfingsten entscheiden, wer als Kanzlerkandidat bei der Bundestagswahl im September antritt. Einen genauen Termin für die Entscheidung gibt es nicht.

Laschet und Söder haben ihre Kandidatur noch nicht offiziell angemeldet. NRW-Ministerpräsident Laschet wird als Chef der großen Unions-Schwester CDU allgemein das erste Zugriffsrecht zugesprochen. Söder betont zwar regelmäßig, sein Platz sei in Bayern - aber auch ihm werden Ambitionen auf das Kanzleramt nachgesagt. Söder liegt in Beliebtheitsumfragen seit langem meist weit vor Laschet.

Kommt noch ein Überraschungskandidat ins Spiel?

Zuletzt gab es auch Spekulationen, ob CDU-Fraktionschef Ralph Brinkhaus Überraschungskanzlerkandidat wird.

In der Diskussion über die Unions-Kanzlerkandidatur werden aktuell auch Stimmen lauter, die eine rasche Entscheidung fordern. „Die Kanzlerkandidatenfrage muss jetzt im Einvernehmen der Vorsitzenden von CDU und CSU und auch mit der Unionsfraktion im Bundestag entschieden werden“, sagte der CDU-Mitgliederbeauftragte Henning Otte der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

„Denn schließlich wählen die Mitglieder des Bundestages den Bundeskanzler“, begründete der niedersächsische Parlamentarier seine Forderung nach einer Einbeziehung der Fraktion.

Otte unterstrich in dem Zusammenhang: „Die CDU muss den Anspruch haben, den Kanzlerkandidaten zu stellen.“ Dazu müsse Parteichef Armin Laschet bald eine Entscheidung treffen. Er fügte hinzu: „Die Kanzlerkandidatenfrage der Union muss so entschieden werden, dass in Deutschland eine Lust auf Zukunft entsteht.“ Dazu müsse „ein Team präsentiert werden, in dem Köpfe und Inhalte authentisch sind“.

Seehofer wiederum sagte der „Welt am Sonntag“, drei Dinge brauche die Union - und zwar schnell: „Erstens eine Strategie. Wo stehen wir inhaltlich, und mit wem könnten wir koalieren? Zweitens: Sie brauchen authentische Politiker, Frauen und Männer.“ Und drittens brauche die Union ein knackiges Zukunftsprogramm.

„Wenn das alles passt, dann kann ein Kanzlerkandidat kämpfen, dann kann eine Partei kämpfen - denn sie weiß für was und für wen.“ Mit Jammern habe man mit Sicherheit keinen Erfolg, meinte Seehofer. „Wir haben ein Riesenpotenzial, wir haben es im Kreuz, wieder in den 30-Prozent-Turm vorzustoßen, am liebsten bis nahe an die 40-Prozent-Marke.“

Dazu befragt, ob Söder oder Laschet die besten Voraussetzungen für die Kanzlerkandidatur mitbrächten, sagte Seehofer: „Ein ehemaliger Parteivorsitzender wie ich enthält sich bei diesen Fragen.“ (Reuters, dpa)

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