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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bei seiner Fernsehansprache vom Mittwoch.

© Uncredited/Ukrainian Presidential Press Office/dpa

Update

„Ich bin Ziel Nr. 1“: Selenskyj wirft Russland gezieltes Vorgehen gegen Zivilbevölkerung vor

Der ukrainische Präsident organisiert den Widerstand gegen die Angriffe offenbar aus einem Bunker. Die USA hatten Selenskyj geraten, Kiew zu verlassen.

Nach großangelegten russischen Angriffen hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dem Kreml ein gezieltes Vorgehen gegen die Zivilbevölkerung vorgeworfen.

„Das Ziel dieser Attacke ist Druck“, sagte Selenskyj am Freitag in einer Videobotschaft an seine Landsleute. „Druck auf Sie, liebe Bürger. Druck auf unsere Gesellschaft.“ Die Russen machten entgegen eigener Ankündigungen keinen Unterschied zwischen militärischen Zielen und Wohnhäusern. Nach Angaben des ukrainischen Innenministeriums hat Russland in den vergangenen 24 Stunden 33 zivile Ziele getroffen. Zwei Kinder seien getötet worden.

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Selenskyj organisiert den Widerstand nach eigenen Worten aus einem Bunker in Kiew heraus. „Ich bleibe in der Hauptstadt, bleibe bei meinem Volk“, sagte er in der Nacht auf Freitag in einer Videobotschaft. Der 44-jährige Staatschef und frühere Fernsehkomiker trug ein braunes T-Shirt; gefilmt wurde er an einem nicht identifizierbaren Ort.

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Selenskyj mutmaßte, dass der russische Angriff ihn stürzen solle. „Nach unseren Informationen hat mich der Feind zum Ziel Nr. 1 erklärt, meine Familie zum Ziel Nr. 2“, sagte er. Er habe mit 20 EU-Regierungschefs gesprochen und sie gefragt, ob sie die Ukraine in die Nato aufnehmen würden. Alle hätten Angst gehabt, das zuzusagen. „Wir sind in der Verteidigung unseres Landes auf uns allein gestellt.“

Auch die US-Regierung sah Selenskyj als ein „Hauptziel für russische Aggressionen“. Er verkörpere „in vielerlei Hinsicht die demokratischen Bestrebungen und Ambitionen der Ukraine und des ukrainischen Volkes“, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums Ned Price dem Sender CNN. Die US-Regierung hat dem Präsidenten geraten, Kiew zu verlassen. 

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Die russischen Angriffe aus mehreren Richtungen hatten am Donnerstagmorgen begonnen. In der Nacht zu Freitag begann Russland offenbar mit der geplanten Invasion Kiews. „Heute Nacht haben Sie begonnen, Wohngebiete in der legendären Stadt Kiew zu bombardieren. Das ist wie 1941“, sagte Selenskyj in der Videobotschaft. 1941 begann nach dem Überfall Hitler-Deutschlands auf die Sowjetunion der Zweite Weltkrieg für das damalige kommunistische Imperium, zu dem die Ukraine gehörte.

„Ich will allen russischen Bürgern, die protestieren, sagen: Wir hören Sie, Sie haben uns gehört, Sie haben begonnen, uns zu glauben. Kämpfen Sie für uns. Bekämpfen Sie den Krieg“, so Selenskyj weiter.

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Der ukrainische Präsident ordnete am späten Donnerstagabend eine allgemeine Mobilmachung an, die für 90 Tage gelten soll und die Einberufung von Wehrpflichtigen und Reservisten vorsieht. Schon vorher hatte er eine Teilmobilmachung von Reservisten befohlen. „Wir müssen operativ die Armee und andere militärische Formationen auffüllen“, begründete er seine Entscheidung. Bei den Territorialeinheiten werde es zudem Wehrübungen geben. Wie viele Männer betroffen sein werden, sagte der 44-Jährige nicht.

Nach ukrainischen Behördenangaben dürfen männliche Staatsbürger im Alter von 18 bis 60 Jahren das Land nicht verlassen. Man werde sie nicht über die Landesgrenze lassen, sagte der Leiter der ukrainischen Zollbehörde in Lemberg, Danil Menschikow. Er bat die Menschen, keine Panik zu verbreiten und nicht zu versuchen, eigenständig die Landesgrenze zu überqueren. (Tsp, dpa)

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