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Reisende am Hauptbahnhof Hamm

© dpa/Jörg Carstensen

Update

Zugverkehr normalisiert sich: GDL will vorerst keinen vierten Streik ausrufen

Tagelang war der Schienenverkehr beeinträchtigt. Nun beenden die Lokführer ihren Streik und wollen der Deutschen Bahn Zeit geben, ihr Angebot zu korrigieren.

Die Lokführergewerkschaft GDL plant nach dem Ende des bisher längsten Bahn-Streiks am Dienstagmorgen vorerst keinen neuen Ausstand. „Man muss natürlich der anderen Seite auch ein stückweit etwas Zeit geben und Gelegenheit, sich zu korrigieren“, sagte GDL-Chef Claus Weselsky im MDR. Er denke, dass das immer noch möglich sei.

Weselsky zufolge hat sich der Bahnvorstand festgefahren. „Dann ist es natürlich nicht einfach, von diesem gesattelten Pferd abzusteigen.“ Er setze aber auf eine Lösung. Auch der Bund als Eigentümer sei gefordert.

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Die Deutsche Bahn zeigte sich mit dem Anlaufen des Normalbetriebs am Dienstag zufrieden gezeigt. Die Züge des Regional- und Fernverkehrs werden im Laufe des Tages wieder planmäßig fahren, wie eine Bahnsprecherin am Dienstagmorgen sagte. In Einzelfällen könne es noch zu Unregelmäßigkeiten kommen.

Nun wächst allerdings der Druck auf die Bahn. Denn die GDL hat schon gezeigt, dass es noch länger geht: 127 Stunden im Personenverkehr und 138 Stunden im Güterverkehr dauerte die bislang längste Arbeitskampfrunde der GDL in einem Tarifkonflikt. Das war im Mai 2015. Erst zwei Monate später kam in einer Schlichtung ein Tarifvertrag zustande.

Der am Dienstagmorgen beendete Streik dauerte 110 Stunden im Personen- und 118 Stunden im Güterverkehr. Er ist damit der zweitlängste in der Geschichte der Deutschen Bahn.

Gestritten wird außer über klassische Tariffragen über das Tarifeinheitsgesetz sowie den Einflussbereich der GDL im Konzern. Das Gesetz war 2015 in Kraft getreten. Es sieht vor, dass in einem Unternehmen mit mehreren Gewerkschaften nur der Tarifvertrag der mitgliederstärkeren Arbeitnehmervertretung angewendet wird. In den meisten der rund 300 Betriebe der Bahn ist das aus Sicht des Konzerns die mit der GDL konkurrierende Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG).

Weselsky geht es um Einfluss und Geld

Weselsky sieht sich deshalb gezwungen, seinen Einflussbereich auf weitere Gewerke auszuweiten und Mehrheitsgewerkschaft zu werden. Neben dem Zugpersonal will er etwa auch für Werkstattbeschäftigte sowie für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Infrastruktur und der Verwaltung verhandeln - Bereiche, die bislang traditionell eher von der EVG vertreten werden.

Weselsky bekräftigte kurz vor Ende des Streiks seine Forderung nach einem Angebot, das es der Gewerkschaft ermöglicht, einen Tarifvertrag für sämtliche Mitglieder in den verschiedenen Betrieben der Bahn abzuschließen.

Der GDL-Chef betonte, die Forderung, einen Tarifvertrag für alle ihre Mitglieder abzuschließen, sei legitim. Dazu gehörten auch Fahrdienstleiter oder Werkstattmitarbeiter. „Solange uns die Deutsche Bahn begrenzen will auf Lokführer und Zugbegleiter, werden wir nicht in den Verhandlungsmodus einrücken können.“

Neben diesen Fragen geht es im Tarifstreit aber auch ums Geld. Die GDL fordert 3,2 Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von 28 Monaten sowie einer Corona-Prämie von 600 Euro. Die Bahn hatte zuletzt eine Laufzeit von 36 Monaten angeboten und der Corona-Prämie zugestimmt. Gestritten wird zudem über die Altersvorsorge. (Reuters, dpa)

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