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Der neue Oppositionsführer: Friedrich Merz, CDU-Parteivorsitzender, wurde nun auch Fraktionschef seiner Partei.

© Kay Nietfeld//dpa

Friedrich Merz zum CDU-Fraktionschef gewählt: Der Kanzler in spe

Er hat sich an die Spitze zurückgekämpft - jetzt muss der neue Oppositionsführer beweisen, dass er auch das Zeug zum Kanzlerkandidaten hat. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Albert Funk

Friedrich Merz ist nun das Gesicht der CDU. Als Parteichef und Fraktionsvorsitzender hat er die Posten inne, die eine Partei mit Anspruch auf das Kanzleramt in der Opposition vernünftigerweise zusammenführt.

Von heute an ist Merz als Oppositionsführer auch Regierungschef in spe, der mutmaßliche Spitzenkandidat der Union zur Wahl 2025. In dieser Funktion tritt er im Bundestag auf. Er hält die erste Gegenrede, wenn Olaf Scholz etwas zu erklären hat.

An die Situation wird Merz sich erst gewöhnen müssen – ebenso wie der Rest der Republik.

Die Legende, er hätte es besser als Merkel gemacht, ist jetzt ausgespielt

Bisher war sein Drang an die Spitze immer begleitet von der schönen Geschichte, wie ein Verdammter und Gestürzter sich dorthin zurückgekämpft hat, wo er sich fast ein Vierteljahrhundert zuvor schon einmal wähnte. Merz war ein Mann mit Vergangenheit in der CDU, um den sich stets die Legende rankte, er hätte es so gut oder gar besser gekonnt als Angela Merkel. Die Rolle ist nun definitiv ausgespielt.

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Immerhin steht er heute souveräner an der Spitze der CDU, als das zu Beginn bei Merkel der Fall war. Die hatte stets mit Zweifeln an ihrer Führungskraft zu kämpfen, die erst verschwanden, als sie ihre erste Wiederwahl bestand. Und die bei Bedarf schnell zurückkehrten – wie das in der Flüchtlingskrise 2015 der Fall war.

Dass Merz nun recht unangefochten die Führung übernimmt, ist eine Chance, aber auch ein Risiko. Merkel hat die Partei in den letzten Jahren eher vernachlässigt, mit Parteiarbeit kann er sich also durchaus abheben von ihr. Von seinen politischen Neigungen her ist Merz eher traditionalistisch, und er ist ein Mann vom Wirtschaftsflügel. Das gefällt nicht wenigen in der Partei und sehr vielen in der Unions-Fraktion im Bundestag.

Aber mit Blick auf die gesamte Parteibasis und vor allem auf die Wähler, die er zurückgewinnen will, muss er anders auftreten. Damit könnte er allerdings das relativ klare Profil verlieren, das ihn an die Spitze gebracht hat.

Den eigenen Fanclub zu enttäuschen, ist unvermeidlich in seiner neuen Aufgabe. Enttäuscht er ihn aber zu sehr, dann wird die Kritik an seiner Führung bald dort beginnen, wo seine Unterstützung bisher am größten ist. Enttäuscht er seine Anhänger zu wenig, dann kommt die Kritik bald von denen, die lieber einen anderen an der Spitze gesehen hätten. Die Gratwanderung hat begonnen.

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