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Angela Merkel nach ihrer Verabschiedung mit einer Rose in der Hand neben ihrem Mann, Joachim Sauer.

© Michael Kappeler/dpa

Abschied mit Großem Zapfenstreich: Merkel wünscht Deutschland „Fröhlichkeit im Herzen“

Mit einem Großen Zapfenstreich ist die Ära der Kanzlerin zu Ende gegangen. Mitunter gerührt verfolgte Angela Merkel die Zeremonie.

Emotionales Ende einer langen Ära: Nach 16-jähriger Amtszeit ist Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Donnerstagabend von der Bundeswehr mit einem Großen Zapfenstreich vor dem Berliner Amtssitz des Bundesverteidigungsministeriums verabschiedet worden.

Zu Beginn der Veranstaltung hielt Merkel eine Rede. Sie sagte: „Wenn ich heute vor Ihnen stehe, empfinde ich vor allem Dankbarkeit und Demut. Demut vor dem Amt, das ich so lange ausüben durfte.“ Die Kanzlerin dankte zunächst ganz besonders denjenigen, die sich gerade gegen die vierte Welle der Pandemie stemmen. Ärzte, Pfleger, Impfteams und Hilfsorganisationen hob sie hervor. Im Besonderen dankte Merkel auch ihren Weggefährten und ihrer Familie.

Mit Blick auf ihre Amtszeit sagte sie, es seien ereignisreiche und herausfordernde Jahre gewesen. Diese hätten sie „politisch und menschlich gefordert“, aber „immer auch erfüllt“.

Sie rief zur Verteidigung der Demokratie gegen Hass, Gewalt und Falschinformationen auf. Überall da, wo wissenschaftliche Erkenntnis geleugnet, Verschwörungstheorien und Hetze verbreitet würden, müsse Widerspruch laut werden. „Unsere Demokratie lebt auch davon, dass überall da, wo Hass und Gewalt als legitimes Mittel zur Durchsetzung eigener Interessen erachtet werden, unsere Toleranz als Demokratinnen und Demokraten ihre Grenze finden muss.“

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An ihren Nachfolger Olaf Scholz und die künftige Regierung gerichtet, sagte sie: „Ich möchte dazu ermutigen, künftig die Welt auch immer mit den Auge des anderen zu sehen.“ Dem künftigen Kanzler wünschte sie alles Gute und „eine glückliche Hand“. „Ich bin überzeugt, dass wir die Zukunft weiter gut gestalten können“. Und zwar, "wenn wir uns mit Fröhlichkeit im Herzen an die Arbeit machen.“ So habe sie es immer in ihrem Leben gehalten. Mit „Ich danke Ihnen von Herzen“ schloss sie ihre Rede.

Die Kanzlerin mit ihrer Urkunde.
Die Kanzlerin mit ihrer Urkunde.

© Michael Kappeler/dpa

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Sichtlich gerührt nahm sie anschließend an der rund einstündigen Zeremonie teil, die die höchste Form militärischer Ehrerweisung deutscher Soldatinnen und Soldaten ist. Die Zeremonie hat eine weit in die Militärgeschichte zurückreichende Tradition und darf nur zu ganz besonderen Anlässen aufgeführt werden.

Die Rede der Kanzlerin.
Die Rede der Kanzlerin.

© Michael Kappeler/dpa

Sitzend verfolgte Angela Merkel, wie das Orchester die von ihr gewünschten Lieder vortrug. Sie hatte sich den DDR-Hit "Du hast den Farbfilm vergessen" von Nina Hagen gewünscht, außerdem den Chanson "Für mich soll's rote Rosen regnen" von Hildegard Knef sowie das Kirchenlied "Großer Gott, wir loben dich".

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Das Nina-Hagen-Lied sei "ein Highlight meiner Jugend" gewesen, sagte Merkel am Donnerstag in der Pressekonferenz nach den Bund-Länder-Beratungen zur Corona-Pandemie. Diese Jugend habe "bekanntermaßen in der DDR stattgefunden" und das Lied "kam auch damals aus der DDR". Zufälligerweise spiele der Song "auch noch in einer Region, die mein früherer Wahlkreis war", fügte Merkel hinzu. "Insofern passt alles zusammen".

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In dem Lied aus dem Jahr 1974 beklagt sich Hagen darüber, dass ihr Freund beim Urlaub auf der Ostsee-Insel Hiddensee Farbfilme für die Kamera vergessen hat, so dass sich alle Urlaubserinnerungen ("Ich im Bikini und ich am FKK") nur in schwarz-weiß bewundern lassen. Hiddensee liegt heute im Bundestagswahlkreis Vorpommern-Rügen - Vorpommern-Greifswald I, den Merkel seit 1990 jedes Jahr direkt gewonnen hatte. 2021 trat sie nicht mehr an.

Die Soldaten des Wachbataillons nehmen die Helme ab.
Die Soldaten des Wachbataillons nehmen die Helme ab.

© Odd Andersen/AFP POOL/dpa +

Die Ursprünge des Zapfenstreichs liegen in der Zeit der Landsknechte des 16. Jahrhunderts. Damals gab ein Truppenführer in Gasthöfen und Tavernen mit einem Streich auf die Zapfen der Getränkefässer den Beginn der Nachtruhe bekannt - daher der Name "Zapfenstreich". Danach durften die Wirte nicht mehr an die Soldaten ausschenken. Im Laufe der Jahrhunderte wurde dieses Signal durch Trompeten-, Flöten- und Trommelspiel musikalisch angereichert.

Das Zeremoniell entstand in seiner heutigen Form im frühen 19. Jahrhundert in der Zeit der Befreiungskriege, als das Ritual durch ein kurzes Abendlied und dann auch um ein Gebet ergänzt wurde. Der Große Zapfenstreich der Bundeswehr besteht heute aus dem "Locken" der Spielleute, dem Auftritt des Musikkorps und der berittenen Truppen, einem Gebet und der Nationalhymne.

Stücke von Hagen und Knef waren nicht im Notenarchiv

Die zum Teil ungewöhnlichen Wünsche stellten die Militärmusiker vor eine schwierige Aufgabe: Die Stücke von Hagen und Knef waren im Notenarchiv des Bundeswehr-Orchesters nicht vorhanden.

Merkel ist erst die zweite Frau, die von der Bundeswehr mit einem Großen Zapfenstreich geehrt wird. Die erste war Ursula von der Leyen bei ihrem Abschied als Bundesverteidigungsministerin im August 2019. (mit AFP)

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