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Corona-Impfzentrum in der Messe Berlin.

© imago images/Stefan Zeitz

Zeit für einen Immunisierungs-Sprint!: 10 Maßnahmen für eine große Impfoffensive

Der Landesvorsitzende der CDU-Berlin fordert eine Kraftanstrengung in der Impfkampagne: Mit nationalem Vakzin-Einkauf und Sputnik-Dosen. Ein Gastbeitrag.

Kai Wegner ist Landesvorsitzender der CDU in Berlin und Spitzenkandidat für die Abgeordnetenhauswahl im Herbst. Außerdem ist er Mitglied des Bundesvorstands der CDU.

Das Impfen ist der entscheidende Hebel, um die Corona-Pandemie nachhaltig einzudämmen, Freiheiten wiederzuerlangen und unser normales Leben dauerhaft zurückzubekommen. Bei der Impfquote je 100 Einwohner befindet sich Deutschland jedoch im weltweiten Vergleich abgeschlagen im hinteren Mittelfeld.

Das ist eines führenden Industrielandes, in dem überdies eines der wirksamsten Vakzine entwickelt wurde, absolut unwürdig. Der Schaden durch das verzögerte Impfen ist bereits jetzt erheblich – gesundheitlich, finanziell und sozial.

Die Entwicklung des Impfgeschehens in den vergangenen Wochen weist zwar in die richtige Richtung, reicht aber bei weitem nicht aus, um zu Ländern wie Israel, den USA oder dem Vereinigten Königreich aufzuschließen. Nicht weitere moderate Steigerungen auf niedrigem Niveau, sondern ein echter Quantensprung beim Impfen muss jetzt unser Anspruch sein.

In einer der größten Krise seit Gründung der Bundesrepublik muss sich der Nationalstaat als zentraler handelnder Akteur bewähren. Es gilt, Vertrauen zurückzugewinnen, Menschenleben zu schützen und die massiven Einschränkungen unseres Lebens, die sich in Phänomen wie Lockdown, Kontaktbeschränkungen, Homeoffice, Homeschooling und vielem mehr manifestieren, so schnell wie irgend möglich zu überwinden.

Dafür muss Deutschland jetzt alle Schalter umlegen und eine nationale Impfoffensive auf den Weg bringen.

1. Deutschland muss in Eigeninitiative Impfstoffe kaufen

Die verfügbare Menge an Impfstoff ist der entscheidende Flaschenhals, an dem unsere Impfkampagne krankt. Selbstverständlich steht Deutschland auch weiterhin zu seiner europäischen Solidarität. Das Bemühen um europäische Lösungen bei der Beschaffung der Impfdosen ist grundsätzlich zu begrüßen. Nachdem dieses Verfahren aber nicht hinreichend erfolgreich war, ist es spätestens jetzt an der Zeit, konsequent auch nationale Wege der Impfstoffbeschaffung zu beschreiten.

2. Eine Taskforce muss den Einkauf koordinieren

Die Bundesregierung setzt unmittelbar eine Impf-Taskforce ein, die Hauptorganisator der deutschen Impfoffensive wird. Hierfür müssen erfahrene Einkäufer mit ausgewiesener Expertise für Beschaffung und Logistik gewonnen werden. Es gilt, das ökonomische Potenzial Deutschlands voll einzubringen, um den eigenen Bürgern auf den Weltmärkten eine ausreichende Zahl an Impfdosen zu sichern. Hierbei müssen sowohl bereits in Produktion befindliche Impfstoffe wie auch auf weitere Vakzine, die derzeit entwickelt oder zugelassen werden, einbezogen werden.

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3. Es darf weniger Export geben, dafür mehr Import

Deutschland und die EU müssen mehr Vakzine importieren als exportieren. Es ist nicht hinnehmbar, dass in Deutschland entwickelte Vakzine im großen Stil exportiert werden und gleichzeitig für den Heimatmarkt zu wenig Produkte übrigbleiben. Auch wenn Deutschland eine Exportnation ist – jetzt gilt es, ausreichend Impfstoff auch zu importieren.

4. Wir müssen mehr Sputnik wagen!

Bei der Impfstoffbeschaffung darf es keine politischen Tabus geben. So kann auch das russische Vakzin Sputnik V in relevantem Maße zur Impstoffversorgung beitragen. Deutschland muss auf eine schnelle europäische Zulassung des Impfstoffes hinwirken und prüfen, ob das Vakzin über eine nationale Zulassung schneller zum Einsatz gebracht werden kann. Jeder, der sich mit dem Vakzin Sputnik V impfen lassen möchte, soll ein dementsprechendes Impfangebot erhalten.

Kai Wegner, Landesvorsitzender der CDU Berlin fordert eine Impfoffensive: 24/7, auch mit Tierärzten und der Bundeswehr.
Kai Wegner, Landesvorsitzender der CDU Berlin fordert eine Impfoffensive: 24/7, auch mit Tierärzten und der Bundeswehr.

© picture alliance/Sven Hoppe/dpa

5. Deutschland braucht mehr Produktionsstätten für Impfstoff

Der Aufbau von Produktionsstätten zur Impfstoffgewinnung innerhalb Deutschlands muss mit Nachdruck vorangetrieben werden. Hier könnten die verschiedensten Vakzine in Lizenz produziert und vertraglich abgesichert vordringlich dem deutschen Markt zugeführt werden. Eine Förderung des Bundes ist notwendig, eine Weisung des Bundes zielführend, damit die Produktion Tempo aufnimmt.

6. Kein Impfstoff darf ungenutzt herumliegen

Mehrere Millionen ungenutzter Impfdosen dürfen nicht länger zurückgehalten werden. Es muss jetzt verimpft werden, was vorrätig ist – in der klaren Erwartung, bis zu den anstehenden Zweitimpfungen weitere Impfdosen zu organisieren. In Erwartung einer deutlich größeren Zahl von Impfdosen muss weiteres Fachpersonal für das Impfen gewonnen werden – neben den ohnehin vorgesehenen Hausärzten beispielsweise Betriebsärzte und Tierärzte. Jeder, der aufgrund seiner Ausbildung dazu in der Lage ist, sollte Teil der Impfkampagne werden können.

7. Die Terminvergabe muss optimiert werden

Die Impforganisation vor Ort muss verbessert werden. Bei der Vergabe der Impftermine gehen fast alle Bundesländer eigene Wege. Die Verfahren sind im Sinne eines best-practice-Ansatzes zu optimieren.

8. Die Impfreihenfolge muss weniger starr werden

Es müssen Fragen der Impfeinladung beantwortet werden. Hier ist mehr Flexibilität geboten, denn das starre Festhalten an festgelegten Reihenfolgen erweist sich zunehmend als kritische Einschränkung der Impfkampagne. Wenn das Angebot nach Impf-Einladung nicht angenommen wird, sollen kurzfristig Wartende einen eigenen Impftermin erhalten.

9. Die Bundeswehr muss aktiver eingebunden werden

Die Bundeswehr-Impfzentren sollten bei der Impfkampagne eine noch größere Rolle spielen. Die Bundeswehr sollte zu diesem Zweck ihre technischen und personellen Ressourcen voll zum Einsatz bringen. Sobald genügend Impfstoff vorhanden ist, muss in den Impfzentren der Bundeswehr überdies verstärkt zum 24-Stunden-Betrieb übergegangen werden.

10. Wir müssen sieben Tage die Woche durchimpfen

Das Virus kennt kein Wochenende. Deshalb kann es sich unser Land nicht mehr leisten, dass die Zahl der Impfungen an Wochenenden in dem bisherigen Maße absinkt. In den Impfzentren muss auch abseits der Werktage durchgeimpft werden. Wenn die Impfmenge steigt, sind die Impfzentren der richtige Ort für einen schnellen 24/7-Impfmarathon. Denn Corona ist kein gemütlicher Spaziergang.

Kai Wegner

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