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Das Royal Baby in England - wäre Prinz William mit einer Tochter besser dran gewesen?

© afp

Schwierige Familienverhältnisse: Problemfall Sohn

Das Verhältnis zwischen Vätern und Söhnen ist meistens ziemlich schwierig und geprägt von gegenseitigem Unverständnis. Matthias Kalle fragt daher: Sollte man als Mann besser darauf hoffen, Vater einer Tochter zu werden?

Ein beliebter – allerdings kein guter – Gag in den 80er Jahren wollte sich über die relativ junge Partei „Die Grünen“ lustig machen: Ein schluffiges Pärchen erklärt zum Geschlecht seines neugeborenen Kindes, dass es das später selber entscheiden solle. Hähä. Zum Glück kann man auch im Bereich der Witze von einer gewissen Evolution sprechen.

Irgendwann stellte jemand fest: Jungs machen Jungs, Männer machen Mädchen – aber diese Feststellung lässt sich wissenschaftlich kaum untermauern. Am Montag dann kam das Kind von Kate und William auf die Welt, ein Junge, zunächst namenlos. Als William geboren wurde, wartete die Welt eine Woche auf die Verkündigung seines Namens – Jungsnamen sind schwerer zu finden als Mädchennamen, vielleicht liegt das daran. Mittwochabend dann die Meldung: George Alexander Louis – in anderer Reihenfolge auch zu finden in Berliner Kitas.

Übrigens hat ein paar Stunden nach Kate die Schauspielerin Penelope Cruz ein Kind zur Welt gebracht, ein Mädchen, das hat allerdings niemand so richtig mitbekommen. Der Vater – Schauspieler Javier Bardem – war bei der Geburt ebenso anwesend wie William, die Zeiten, in denen werdende Väter rauchend durch die Krankenhausflure irren, sind lange vorbei, wahrscheinlich zeigt sich die Moderne genau da, wo man sie am wenigsten erwartet.

Heinrich George war als Vater wohl ein anderes Kaliber, jedenfalls wenn man diesem Fernsehfilm glauben will, den arte am Montag und die ARD am Mittwoch gezeigt hat. Keine Sorge: Es folgt jetzt keine Fernsehkritik, ich habe nur das Ende gesehen, die ganze Geschichte hat mich nicht interessiert, aber wie Götz George seinen Vater Heinrich George im Sterben liegend gespielt hat und wie der Mann dann als letztes Wort den Namen „Götz“ rausgehaucht hat, das hat mich dann doch ein bisschen verstört (neben der Tatsache, dass der Film – ob bewusst oder unbewusst – den Eindruck erwecken wollte, dass in Sachsenhausen ausschließlich der Großschauspieler Heinrich George gestorben ist, obwohl doch das KZ Sachsenhausen seit 1936 eine Sonderrolle unter den Konzentrationslagern einnahm, weil es der erste große KZ-Komplex war, der von einem SS-Architekten als ideales KZ geplant wurde, das die absolute Macht der SS symbolisieren sollte und in dem zwischen 1936 und 1945 mehr als 200.000 Menschen inhaftiert waren und die starben durch Hunger, Krankheiten, Zwangsarbeit, Misshandlungen und medizinische Experimente – aber wieso sollte die Produktionsfirma Teamworx auch plötzlich damit anfangen Geschichten zu erzählen, in denen mal nicht die armen Deutschen die Opfer dieses schlimmen Krieges waren... aber nun gut, darum geht es hier ja nun auch nicht).

Väter und Söhne also – was ist denn das für ein Verhältnis? Cat Stevens hat darüber ein Lied geschrieben, Phil Collins auch. Franz Kafka hat seinem Vater einen Brief geschrieben (allerdings nie abgeschickt), über hundert Seiten voller Angst und Kampf. Iwan Turgenews bekanntester Roman heißt „Väter und Söhne“ – und immer scheint es so, als sei das Verhältnis nicht gut, sondern schwierig, eine Loslösung, ein Freischwimmen, geprägt von gegenseitigem Unverständnis. Sollte man also als Mann darauf hoffen, Vater einer Tochter zu werden? In einem Lied der großartigen Band Arcade Fire heißt es zum Beispiel: „So can you understand? / Why I want a daughter while I'm still young / I wanna hold her hand / And show her some beauty / Before all this damage is done / But if it's too much to ask, it's too much to ask / Then send me a son.“

Zur Not auch einen Sohn, aber eigentlich nicht so gerne. Das ganze Problem des Patriarchats in einem Popsong. Es steht nicht gut um die britische Monarchie.

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