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PORTRÄT HARALD LESCH PHYSIKER UND MODERATOR:: „Wir irren uns empor“

So ein Stern ist ja auch nur ein Mensch, der tut nichts, was er nicht tun müsste.“ Wenn Harald Lesch das Universum erklärt, stellt er immer wieder solche Vergleiche an.

So ein Stern ist ja auch nur ein Mensch, der tut nichts, was er nicht tun müsste.“ Wenn Harald Lesch das Universum erklärt, stellt er immer wieder solche Vergleiche an. Bei genauem Hinsehen sind sie zwar mitunter ziemlich schräg – etwa dass bei der Planetenentstehung um den heißen Eisenkern herum „der Punk los ist“. Aber kapiert hat man es trotzdem, und das ist das wesentliche Anliegen des Astrophysikers und Fernsehmoderators.

Mit Sendungen wie „alpha Centauri“, „Abenteuer Forschung“ und „Leschs Kosmos“ begeistert er seit 13 Jahren ein Millionenpublikum. Dafür wurde der Professor für Theoretische Astrophysik an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Lehrbeauftragte für Naturphilosophie an der Münchener Hochschule für Philosophie der Jesuiten mehrfach ausgezeichnet. Gestern gab der Deutsche Hochschulverband bekannt, Lesch im März als „Hochschullehrer des Jahres“ ehren zu wollen. Er sei ein „Sympathieträger und Botschafter für die Wissenschaft und die Faszination, die von ihr ausgeht“ heißt es in der Begründung.

Ebenso ungewöhnlich wie zuweilen seine Formulierungen ist sein Präsentationsstil. Kein Übermaß an atemberaubenden Computeranimationen, keine – Seht her, in welch entfernten Winkel der Welt der Sender mich reisen lässt! – Rundreisen zu Experten auf anderen Kontinenten. Der 51-Jährige bleibt lieber im Studio, sitzt dort im Oberhemd und kriecht, wenn es knifflig wird, fast in die Kamera hinein. Die Zuschauer sollen es schließlich verstehen. Oder er springt auf, tänzelt vor und zurück, rudert mit den Armen, während er sich über Weltuntergangsszenarien der Boulevardmedien echauffiert: „Es ist nichts passiert!“

Diese Ein-Mann-Show braucht keine prächtige Inszenierung. Lesch schafft es, selbst die Gefräßigkeit schwarzer Löcher allein mit seinem Gesichtsausdruck und seinen ausholenden Armbewegungen glaubhaft darzustellen. Immer wieder unterbricht er sich selbst, fragt ob das Gesagte stimmen könne. „Ich bin ein großer Freund des Zweifelns“, sagt er in einem Interview. Es treibe nicht nur ihn an, sondern die gesamte Wissenschaft. „Wir irren uns empor.“

Verwunderlich, dass sein Zweifeln es nicht geschafft hat, ihm den christlichen Glauben zu nehmen. Lesch ist überzeugter Protestant. „Die Naturwissenschaften liefern in erster Linie ein Naturbild, kein Weltbild.“ Einen Widerspruch zu seinem Glauben sieht er darin nicht. Ralf Nestler

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