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Christiansen

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PORTRÄT EVA CHRISTIANSEN, PLANUNGSCHEFIN KANZLERAMT: "'Girlscamp’ ist doch doof"

Die neue Jobbeschreibung besteht amtlich aus drei Elementen; aber im Grunde würde eins reichen, das letzte. Seit einer Woche leitet Eva Christiansen das Referat „Politische Planung: Grundsatzfragen, Sonderaufgaben“ im Kanzleramt.

Von Robert Birnbaum

In Wahrheit ist 40-Jährige seit Jahren schon sozusagen Angela Merkels wandelnde Sonderaufgabe. Wer mal hören wollte, wie die Chefin gerade so denkt, für den war Christiansen die erste Adresse. Und weil derlei Erkundigungen in ein Gespräch über Politik im Allgemeineren auszuufern pflegen, weiß die gute Zuhörerin nach einem halben Vormittag meist umgekehrt ganz gut, wie die andere, die Presseseite die Lage und die Chefin bewertet.

Mit anderen Worten: Christiansen erklärt nicht nur Politik, sie macht sie in aller Bescheidenheit auch. Dieses Talent zur Vermittlung in beide Richtungen hat Merkel schon als CDU-Generalsekretärin auf die junge Frau aufmerksam gemacht. Merkel übernahm die Vize-Sprecherin ihres Vorgängers Peter Hintze und machte sie zur Nummer Eins, erst als Partei-, später als Fraktionssprecherin. Seither steht Christiansen zusammen mit Büroleiterin Beate Baumann für das „Girls Camp“ – ein Wort, das sie überhaupt nicht mag, weil sie den Versuch wittert, den engsten Beraterkreis der CDU-Chefin und Kanzlerin als Blaustrumpf-Kuriosum abzuwerten.

Tatsächlich ist dieser Kreis von Weggefährten eine Mischung aus Kampfgeist – eingeübt in der CDU- Spendenaffäre, fortgesetzt im Kampf um CDU-Vorsitz und Kanzlerkandidatur –, zurückgenommenem Auftreten und Geistesverwandtschaft. Christiansen ist so unideologisch, gesellschaftlich modern und machtpragmatisch wie die Chefin, und sie teilt deren Spaß am treffenden, flotten, auch mal vorlauten Wort. Geschadet hat ihr das nie, weil sie selbst den Ehrenkodex einhält: Du darfst als Sprecher schweigen, aber nicht lügen.

In den Vordergrund, zum Beispiel auf den Sessel des Regierungssprechers, hat sie nie gedrängt. Merkel wusste ja auch, was sie an dieser Frau im Hintergrund hat. Als Christiansen nach der Wahl 2005 Mutter wurde, richtete ihr die Kanzlerin eigens eine Halbtagsstelle ein, das Referat „Medienbetreuung“. Das will die neue Planungschefin nebenbei weiter betreuen. Ihr Vorgänger im Planungsreferat, Matthias Graf von Kielmannsegg, rückt als Gruppenleiter für Gesellschaftspolitik, Bildung und Forschung ein wenig aus dem Zentrum des Politischen, formal ein Aufstieg. Robert Birnbaum

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