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Die Macht der Manager sollte begrenzt werden.

© imago/Westend61

Liste der Topmanagerinnen: Die falschen Frauenvorbilder

Die Anzahl von Frauen im Topmanagement gilt als Gradmesser für die gesellschaftliche Fortschrittlichkeit eines Landes. Doch das emanzipatorisches Projekt ist Lobbyismus in eigener Sache.

Von Barbara Nolte

Die Anzahl von Frauen im Topmanagement gilt gemeinhin als Gradmesser für die gesellschaftliche Fortschrittlichkeit eines Landes. So gesehen hat die Bundesrepublik im vergangenen Jahr, in dem das Machtgefälle von Frauen und Männern offenbar wurde, aufgeholt. Das „Manager-Magazin“, das alljährlich in seiner Januar-Ausgabe die einflussreichsten Frauen der deutschen Wirtschaft kürt, konnte seine Liste von 75 auf 100 erweitern. Erstmals gab es genügend Kandidatinnen. Ist das jetzt eine gute Nachricht?

Selbstverständlich sollen Frauen in ihrer Berufswahl so wenig eingeschränkt sein wie Männer. Sie sollen Hochseefischerin werden können, Urologin oder Unternehmensführerin, wenn sie das möchten. Aber woher kommt die Annahme, dass ausgerechnet Topmanagerinnen, also Frauen, die einem ansonsten schlecht beleumundeten Berufsstand angehören, für alle anderen Frauen ein Vorbild seien? Zumal die Zuschreibungen, mit denen das „Manager- Magazin“ seine Auswahl begründet, nicht erstrebenswert klingen.

"Tiefer Ausschnitt, süßes Lächeln"

Wer will schon die „Eiserne Lady des Risiko-Managements“ sein? So wird Manuela Better genannt, Risikovorstand der DekaBank. Oder „treue Gefolgsfrau, die steten Kostenabbau zuverlässig umsetzt“? Damit ist Martina Koederitz gemeint, die Deutschland-Chefin von IBM. Die Youtuberin Bibi, alias Bianca Heinicke, wird so beschrieben: „Tiefer Ausschnitt, süßes Lächeln.“ Man kann darauf wetten, wer das getextet hat. Bestimmt keine Frau. In der Jury sind die Männer in der knappen Mehrheit. Heinicke haben sie ausgewählt, weil es ihr gelinge, „Millionen Followern von acht bis 20 Jahren alles zu verkaufen“. Auf Platz 1 liegt Saori Dubourg, BASF-Vorstand für Pflanzenschutz. Gerade Mutter geworden, ließ sie sich nach Asien versetzen, um das Faserbindungsgeschäft des Konzerns voran zu bringen.

Die da oben, das sind hoch engagierte, geschäftstüchtige Mitarbeiterinnen. Und frauensolidarisch, wie viele von sich selbst sagen – zumeist allerdings eher, was das eigene Netzwerk angeht. Mehr weibliche Führungskräfte für der Wirtschaft – das ist kein emanzipatorisches Projekt, das ist Lobbyismus in eigener Sache. Sinnvoller wäre es, seine Kraft darauf zu verwenden, dass Manager und Managerinnen in ihrer Machtfülle und ihren Riesengehältern beschränkt werden. Sobald ein Beruf unattraktiver wird, das sieht man an anderen Branchen, kommen automatisch mehr Frauen zum Zug.

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