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Moderator Johannes B. Kerner und Helene Fischer in der ZDF-Livesendung "Ein Herz für Kinder" in Berlin.

© dpa

"Ein Herz für Kinder": Wer spendet, macht immer alles falsch

"Ein Herz für Kinder" mit Johannes B. Kerner im ZDF: Große und kleine Gaben sind immer ein Affront – für jene, die sich nicht engagieren. Ein Kommentar

Ein Kommentar von Joachim Huber

Irgendwann war die anfangs zähe Sendung ein Selbstläufer. Spende auf Spende huschte aufs Konto, zehn Euro, tausend Euro, eine Million Euro. Am Ende war der Rekord geschafft. 18,8 Millionen Euro für die Spendenaktion „Ein Herz für Kinder“. Angestiftet von der „Bild“- Zeitung, live übertragen vom ZDF vor über vier Millionen Zuschauern am Samstagabend.

Die drei Stunden boten einen Selbstüberbietungswettbewerb, jedenfalls auf der Fernsehbühne. Während Gabriele Naumann mit zehn Euro das Laufband schmücken durfte, haute Carsten Maschmeyer wieder eine Million raus. Der umstrittene Unternehmer durfte erneut gegen sein mieses öffentliches Image anspenden. Der gewohnt unlustige Comedian Ralf Schmitz rannte durch die Reihen und übte sich im Taschendiebstahl.

Keiner entkam, auch Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) nicht. Wer sich zickig zeigte oder wie Schauspielerin Ursula Karven „nur“ tausend Euro spenden wollte, wurde beinahe aus der Halle geworfen. Und dann, natürlich, Til Schweiger, der nicht nur einen Sonderpreis von „Ein Herz für Kinder“ für sein gutmenschliches Engagement einheimsen, sondern sein Schweiger- Mantra von mehr Mitmenschlichkeit und weniger Hetze im Netz aufsagen durfte.

Show als Dauerwerbesendung

Das ZDF hatte da schon alle Zurückhaltung aufgegeben und unter dem Deckmantel der Wohltätigkeit die Show zur Dauerwerbesendung für spendable Unternehmen umfunktioniert. Das alles in Hangar 7 des Flughafens Tempelhof, wo nebenan 2000 Flüchtlinge hausen.

„Bild“ plus Schweiger plus Maschmeyer – im ZDF-Bild; Hans Moste, 25 Euro, 2000 Flüchtlinge – nicht im ZDF-Bild. Unterm Strich: keine Spendengala, sondern eine Spendenpornoshow.

Und wer da noch immer behauptet, der gute Zweck heiligt selbst die unheiligen Mittel, der schwankt zwischen naiv und zynisch.

Tut er nicht! Spenden ist Bürgerbeteiligung, es ist der gemeinsame Nenner derer, die für andere etwas tun wollen. Spenden ist die Umkehrung von Egoismus, der (momentane) Abschied vom Ich-haben- Wollen. Das gilt für die Klein- wie für die Großspender. Die Summen sind unterschiedlich, keine Frage, nicht unterschiedlich ist die Bereitschaft, die dahintersteht. Frage an die Kritiker: Wie spendet ein Carsten Maschmeyer richtig? Zehn Euro im Unsichtbaren, eine Million vor aller Augen?

Da wird er – wie Mark „Facebook“ Zuckerberg – immer alles falsch machen, einer wie er sollte sich verstecken und sein Versteck mit Til Schweiger teilen. Wenn Nörgel-Deutschland sich aufmacht, ist der Unterschied schnell gemacht zwischen den richtigen und den falschen Spendern. Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, das muss jedem klar sein, verfolgen stets andere, camouflierte, egoistische Interessen. Das fängt mit der PR-Politur an und muss mit dem Spenden-Spar-Modell nicht zu Ende sein. Heidewitzka, ist das ein Spaß, auf dem Sofa zu sitzen und übelzunehmen.

Wer Schweiger und Maschmeyer auf der Bühne verachtet, der verachtet auch Krethi und Plethi auf dem Laufband. Erna K. spendet, Schweiger engagiert sich. Das ist ein Affront, ein Affront für jene, die nicht spenden und sich nicht engagieren. Der Zweck heiligt die Mittel, okay? Jede andere Haltung kennt nur diese Handlung: Der Zwerg reinigt die Kittel.

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