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Eric Clapton bei einem Auftritt im Jahr 2013

© dpa/EPA/Georgios Kefalas

Eric Clapton über die Corona-Politik: Ins Schwurblertum abgedrifteter Gitarrengott

Die Gitarristen Eric Clapton und Robert Cray waren befreundet. Nun trennen sich ihre Wege. Grund: ein Song, der die Corona-Politik mit der Sklaverei vergleicht.

Zweifellos zählt Eric Clapton zu den besten Gitarristen der Welt. „Clapton is God“ soll der Legende nach in den Sechzigerjahren auf manche Mauer in London gepinselt worden sein.

Weniger virtuos tritt der Gitarrengott allerdings manchmal auf, wenn er Standpunkte formuliert. Zu den Tiefpunkten seiner Karriere gehört ein Konzert in Birmingham im Jahr 1976, bei dem er zur Unterstützung eines rechtsradikalen Politikers aufrief, sich in Rage redete und forderte, dass England „weiß“ bleiben müsse. Allerdings stand er dabei erkennbar unter dem Einfluss von Alkohol und Kokain.

Später entschuldigte er sich für seine Tirade. Damals sei er ein „Halb-Rassist“ gewesen, sagte Clapton, „was überhaupt keinen Sinn ergab. Die Hälfte meiner Freunde war schwarz, ich war mit einer schwarzen Frau zusammen und ich habe schwarze Musik gespielt.“

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„What Happened to Eric Clapton?“, fragt jetzt besorgt die „Washington Post“. Was ist bloß mit Clapton passiert? Die Überschrift steht über einer Reportage, die vom Zerwürfnis des afroamerikanischen Gitarristen Robert Cray mit Eric Clapton handelt.

Cray war seit mehr als dreißig Jahren mit Clapton befreundet. Er hat ihn oft auf der Bühne begleitet, gemeinsam schrieben sie die Bluesballade „Old Love“. Nun will er aber nicht mehr mit ihm auftreten. Auslöser des Bruchs ist der Song „Stand and Deliver“, den Clapton vor einem knappen Jahr veröffentlicht hat.

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Die gemütlich vor sich hinschaukelnde Blues-Hymne, komponiert und getextet von Van Morrison, polemisiert gegen die Corona-Maßnahmen. Es geht um Angst, Lügen und das Recht auf Widerstand. Das Misstrauen gegen Politiker und Wissenschaftler formuliert sich in Suggestivfragen.

Was sind Magna Charta, Bill of Rights und die Verfassung noch wert? Leben wir nicht längst in einem Polizeistaat? Doch am meisten war Cray von Zeilen befremdet, in denen die Beschränkungen, mit denen die Pandemie eingedämmt werden soll, mit der Sklaverei verglichen werden: „Do you wanna be a free man / Or do you wanna be a slave? / Do you wanna wear these chains / Until you’re lying in the grave?“

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Cray, so erzählte er es der „Washington Post“, fragte Clapton in einer E-Mail, was er mit den Versen sagen wolle. „Seine Reaktion war, dass er sich auf Sklaven aus England in einer lang zurückliegenden Zeit bezogen habe.“ Mit dieser Antwort konnte Cray, der 1953 in Georgia geboren wurde und unter den Bedingungen der Rassentrennung aufgewachsen ist, nichts anfangen. Er teilte Clapton mit, dass er nicht wie geplant gemeinsam mit ihm auf eine Europa-Tournee gehen werde, die im Mai 2022 in London beginnen soll.

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Eric Clapton hat aus seiner Corona-Skepsis eine künstlerische und politische Mission gemacht. Ende August brachte er, erneut in Kooperation mit Van Morrison, den Song „This Has Gotta Stop“ heraus. Wiederum ist darin vom Ende der Freiheit die Rede und vom Gesetz, das gebrochen werde.

Das Video dazu, ein kurzer Trickfilm, zeigt, wie Menschen von einem Puppenspieler ferngesteuert werden. Es erinnert an Verschwörungsmythen. In einem Youtube- Interview, das er mit Impfskeptikern führte, sprach Clapton von „zwielichtigen“ Politikern und einem „Bullshit-Radar“, den er entwickelt habe.

Er verkündete, nur noch an Orten aufzutreten, wo die Zuhörer nicht geimpft sein müssen. Polemischer gesagt: nicht mehr dort, „wo ein diskriminiertes Publikum anwesend ist“. Van Morrison, von dem weitere Protestsongs wie „No More Lockdown“ stammen, ist vor einer Woche vom nordirischen Gesundheitsminister Robin Swann wegen Verleumdung verklagt worden. Der Sänger hatte den Politiker als „Gauner“ bezeichnet.

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