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Trockenübung. Robert Ssempijjas Beitrag aus Uganda.

© Company Christoph Winkler

Website zu Tanz und Klimawandel: Wasserkanister im ausgetrockneten Flussbett weisen die Spur

Der Berliner Chroeograph Christoph Winkler hat eine weltweite Initiative gestartet. Ein Klick auf dem Globus zeigt die neuesten Entwicklungen.

Von Sandra Luzina

Der Berliner Choreograf Christoph Winkler geht immer wieder neue Wege. Jetzt hat er die interaktive Webseite environmental-dance.com freigeschaltet, um den Klimawandel sichtbar zu machen. Darin verbindet Winkler Klimaforschung und Tanz aus aller Welt. Angefangen hat es mit einem Projekt während der Pandemie, als die Künstler nicht reisen konnten.

„Wir haben Corona-Hilfen bekommen und überlegten: Wie können wir Projekte machen, an denen wir unsere Kollegen beteiligen?“, erzählt Winkler, der dann einen Online-Video-Wettbewerb initiierte. Thema: bestes afrikanisches Umwelt-Tanzvideo.

Müllpobleme und Entwaldung kommen am häufigsten vor

Über die befreundeten Tänzer Ahmed Soura und Robert Ssempijja besaß er Verbindungen nach Burkina Faso und Uganda. Die beiden verbreiteten den Aufruf über ihre Kanäle. Ausgelobt wurden zehn erste Preise zu 250 Euro. „Viele haben das Müllproblem thematisiert und die Entwaldung,“ erzählt Winkler. Zahlreiche Videos wurden mit dem Handy gedreht. Die Gewinner erhielten zusätzlich Geld aus einem Digitalfonds, um die technische Qualität der Videos zu verbessern und eine Kameramann zu engagieren.

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Weil das Online-Projekt so großen Anklang fand, beschloss Winkler: Das müssen wir weitermachen! Zunächst stellte sich die Frage, wie die Videos präsentiert werden. Winkler kam die Idee mit dem Globus. Es war zwar größenwahnsinnig, in globalen Dimensionen zu denken, aber der Choreograph hatte Kontakte zum geografischen Institut der Universität Bern, dem das mLAB angedockt, um Klimaforschung in künstlerische Zusammenhänge zu übertragen. Es bearbeitet Daten künstlerisch, um sie einem größeren Publikum erreichen zu machen.

Der Temperaturanstieg der letzten 150 Jahre lässt sich abrufen

Ruft man die Webseite environmental-dance.com auf, sieht man einen sich drehenden Globus, auf dem Klima-Daten abgebildet werden können. An ihnen lässt sich ablesen, wie stark die Temperaturen weltweit in den letzten 150 Jahren angestiegen sind – und sie sich Hochrechnungen zufolge bis ins Jahr 2100 weiterentwickeln.

Die Simulationen zu Temperaturanstieg und Niederschlagsmengen wurden vom mLAB erstellt und mit Geldern aus der Digitalförderung finanziert. Bei den CO2-Emissonen wurden externe Quellen wie ArcGis hinzugezogen. Die Entwicklung der Gletscher weltweit ist derzeit in Arbeit.

Klickt man auf eine bestimmte Region auf dem Globus, gelangt man zu den Tanz-Videos. Den Grundstein bildeten die Auftragswerke aus afrikanischen Ländern. Darüber hinaus sind Videos aus anderen Ländern des globalen Südens hinzugekommen, mittlerweile auch einige aus Europa. Die Videos wurden in unterschiedlichen Landschaften gedreht: im Dschungel und in der Steppe. In einem Video aus Äthiopien markieren die Tänzer:innen mit Kanistern den ursprünglichen Verlauf des Gewässers in einem ausgetrockneten Flussbett.

Die Tänzer:innen wirken in ihrern Kostüme wie Meereswesen

Andere afrikanische Tänzer:innen durchpflügen Müllkippen mit Autoreifen oder stülpen ihre Körper in Plastiktüten. Geradezu surreal mutet ein Video aus den Philippinen an, das Tänzerinnen am Strand zeigt, die in bizarren Kostümen aus zerschnittenen Plastikflaschen stecken und wie fantastische Meereswesen aussehen.

Dritte Säule des Projekts bilden die Videos traditioneller Tänze. Er wolle zeigen, dass sich schon viele Tänze mit Natur beschäftigen, etwa Erntedank- und Regentänze, so Winkler. Ergänzt werden sie durch Interviews, in denen Farmer, Künstler, Klimaaktivisten berichten, wie der Klimawandel für sie greifbar wird.

Weitere Videos, Interviews, neue Daten sollen folgen

Winkler konnte sein weltweites Netzwerk für dieses ambitionierte Projekt nutzen. In den kommenden Monaten kommen weitere Videos, Interviews und Daten hinzu. Beim Tanzkongress im Juni in Mainz wird der Choreograf die Webseite im Rahmen einer Lecture vorstellen. Winkler hat mit environmental-dance.com Pionierarbeit geleistet. Nun hofft er, dass sich weitere Kompanien beteiligen, die die Videos selbst finanzieren können. „Das Projekt hat das Potenzial, dass die Tanzszene ein großes Statement macht.“

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