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Filigran. Kopf der Königinmutter aus dem Bestand der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

© dpa/Martin Franken/SMB

Rückgabe der Benin-Bronzen an Nigeria: Die letzten Hindernisse sind ausgeräumt

Die gemeinsame Unterzeichnung einer Absichtserklärung im Auswärtigen Amt ebnet den Weg. Als symbolisches Zeichen gibt Berlin zwei erste Objekte mit.

Wenn am Freitag Außenministerin Annalena Baerbock und Kulturstaatsministerin Claudia Roth mit ihren nigerianischen Amtskollegen eine Absichtserklärung über die Rückgabe von Benin-Bronzen unterzeichnen, gilt dies als endgültig entscheidender Schritt. So ist zumindest zu hoffen, nachdem es in den vergangenen Monaten immer nur zentimeterweise voranging. Jedes klärende Gespräch, jeder gegenseitige Besuch der Verhandlungspartner wurde bereits als Fortschritt gefeiert, ohne dass es sichtbar voran ging.

Doch diesmal sei der Weg damit endgültig geebnet, versichern die Beteiligten. Als symbolischer Akt sollen direkt im Anschluss an die Unterzeichnung im Auswärtigen Amt zwei Bronzen – ein Gedenkkopf und eine Reliefplatte – übergeben werden, die aus dem Berliner Ethnologischen Museums stammen. Kulturminister Lai Mohammed und der Staatsminister für Auswärtige Angelegenheiten, Zubairo Dada, die als Repräsentanten Nigerias anreisen, nehmen sie in Empfang.

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Damit sind die Formalitäten auf höchster politischer Ebene angelangt. Bislang verhandelten vornehmlich Museumsleute, denen als Angehörige einer öffentlichen Einrichtung untersagt ist, selbstständig Rückgaben vorzunehmen. Dieses Hindernis haben in den letzten Monaten die verschiedenen Museen durch Beschlüsse ihrer Träger – sei es das Land wie beim Lindenmuseum in Stuttgart oder der Stadtstaat wie in Hamburg – ausgeräumt.

Den Anfang machte im Dezember 2021 mit einem Paukenschlag das Hamburger Museum am Rothenbaum, das zugleich eine Komplettausstellung seiner 179 Benin-Bronzen zeigte. Eine Abschiedsausstellung, wie Direktorin Barbara Plankensteiner damals sagte, die zusammen mit Hermann Parzinger, dem Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, stellvertretend für die fünf deutschen Museen mit den meisten Benin-Bronzen die Gespräche in Nigeria führte.

Nigeria lässt dem Ethnologischen Museum „hochwertige Leihgaben“

Kurz vor dem offiziellen Akt am Freitag im Auswärtigen Amt ist nun auch die Preußenstiftung nachgezogen. Der Stiftungsrat gab in seiner Sitzung am Montag ebenfalls grünes Licht für Rückgaben. Gleichwohl ist auch in Berlin noch keine konkrete Auswahl getroffen. So viel steht bereits fest, dass Nigeria dem Ethnologischen Museum „hochwertige Leihgaben“ überlässt.

Damit müssen die bisherigen Vorbereitungen für die Eröffnung der Ostspange des Humboldt Forums im Herbst, in der die Benin-Bronzen gezeigt werden, nicht revidiert werden. Schon hatten Forderungen die Runde gemacht, dass überhaupt keine Bronzen gezeigt werden dürften. Darum geht es Nigeria ganz offensichtlich nicht.

In Benin City entsteht gerade das Edo Museum of Western Art

„Wir wollen hier kein Vakuum erzeugen, deshalb werden wir einige Objekte auch zurücklassen, damit sie ausgestellt und an ihnen geforscht werden kann“, erklärte der Generaldirektor der Nationalen Museums- und Denkmalbehörde Nigerias, Abba Tijani, am Mittwoch bei seinem Besuch des Stuttgarter Lindenmuseums.

Er lobte den deutschen Umgang mit dem Thema: „Nigeria ist durch Deutschland nicht kolonisiert worden. Und dennoch ist Deutschland das erste Land, das sich für diese Restitution entschieden hat.“ Für die Aufnahme der Bronzen plant der Londoner Stararchitekt David Adijaye in Benin City das Edo Museum of West African Art.

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