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Charlie Watts bei einem Konzert im Jahr 2010.

© Ursula Düren/dpa

Rolling-Stones-Drummer: Charlie Watts feiert seinen 80. Geburtstag

Dass Charlie Watts Rockstar wurde, war Zufall. Eigentlich wollte er Jazz spielen. Jetzt wird er 80.

Er gehört zur Spezies der Stoiker, gerne sieht man diesem Mann dabei zu, wie er seinen Job mit größtmöglicher Lässigkeit erledigt und sich durch nichts aus der Ruhe bringen lässt. Wenigstens einmal aber, so heißt es, ist Charlie Watts aus der Haut gefahren.

Da rief Mick Jagger nachts nach einem Konzert schwer angeheitert im Hotelzimmer von Watts an und bellte ins Telefon: „Wo ist mein Drummer? Mein Drummer soll kommen!“ Zwanzig Minuten später klopfte es an Jaggers Tür.

Der Schlagzeuger, wie immer korrekt im dreiteiligen Anzug gekleidet, trat ins Zimmer, packte den Sänger am Kragen und stauchte ihn zusammen: „Nenn mich nie wieder deinen Drummer.“ Jagger taumelte, beinahe wäre er in den Lachsteller auf dem Büfett gefallen. Keith Richards, der diese Anekdote kolportiert hat, sagt, dass man Watts nicht unterschätzen dürfe. „Der Mann ist Schlagzeuger. Für seine Fäuste bräuchte er eigentlich einen Waffenschein.“

Mick Jagger ist ein Antreiber. Dass die Rolling Stones in diesem Jahr noch einmal ein Album veröffentlichen, anschließend vielleicht noch einmal auf Tour gehen werden, verdankt sich wohl hauptsächlich seiner Energie. Das Gitarrengenie Keith Richards hat den Sound der Band geprägt.

Doch zusammengehalten werden die Stones wahrscheinlich am allermeisten von Charlie Watts und seinem makellosen Beat. Noch einmal ein Zitat von Richards: „Er ist ein unglaublicher Drummer: Charlie, the Beat, Watts.“

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Dass Charlie Watts ein Rockstar wurde, ist ein Fall von höherer Fügung. Eigentlich gehört sein Herz dem Jazz. Der Sohn eines LKW-Fahrers, der am 2. Juni 1941 in der Grafschaft Middelsex geboren wurde, hatte eine Londoner Kunstschule besucht und als Grafikdesigner für eine Werbeagentur gearbeitet, bevor er sein Geld mehr und mehr mit dem Musikmachen verdiente.

In der Szene, in der er verkehrte, war Jazz hip. „Ich wollte Max Roach oder Kenny Clarke sein, die in New York mit Charlie Parker vor sich spielen“, hat er in einem Interview mit dem „Guardian“ erzählt.

Stattdessen landete Charlie Watts bei der Blues Incorporated von Alexis Korner, einer Keimzelle des britischen Beat- und Popwunders. Was für ihn schon deshalb eine Herausforderung war, weil er noch nie eine Mundharmonika begleitet hatte. Dort lernte er Brian Jones und Mick Jagger kennen, die bald darauf die Rolling Stones gründeten.

Der Gegenentwurf zum Rüpel-Image der Kollegen

Nachdem sie ihren Schlagzeuger verloren hatten, holten sie Watts. Seinen ersten Auftritt mit der Band absolvierte er am 12. Januar 1963. Dass er blieb: wiederum höherer Zufall. „Die Stones waren nur ein weiterer Gig für mich“, erinnerte er sich später. „Aber dann fingen wir an, durch England zu touren. Ich wartete darauf, einen anderen Job anzutreten, aber dazu ist es nicht gekommen.“

Brian Jones, damals Chef der Gruppe, bat Charlie Watts, sich die Haare wachsen zu lassen und nach vorne zu kämmen. Keith Richards empfahl ihm, Platten von Buddy Holly zu hören. Mick Jagger erklärte ihm, wie Popsongs funktionieren. Rhythm’n’Blues? Der Drummer wusste erst einmal nicht, was das sein sollte. „Ich dachte, ich sollte etwas Charlie-Parker-mäßiges spielen, nur mit angezogener Handbremse.“

Seine Seriosität wirkt wie der Gegenentwurf zum Rüpel-Image der Kollegen. Mit seiner Ehefrau Shirley Ann Shepherd ist er seit 1964 verheiratet. Jazz hat er immer wieder gespielt, mit seinem eigenen Quintett veröffentlichte er fünf Alben. Keine Frage: Charlie Watts hat den Swing. Heute wird der älteste Rolling Stone 80 Jahre alt.

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