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Lenny Kravitz mit Gitarre.

© Universal

Das Rockjahr 1991: Als Lenny Kravitz seine Vergangenheit bewältigte

Vor 30 Jahren erlebte das Rock-Genre eine Blüte. Wir schauen zurück auf die zehn wichtigsten Gitarren-Alben des Jahres. Platz 9: „Mama Said“ von Lenny Kravitz.

Als der UN-Sicherheitsrat den Irak im November 1990 auffordert, sich bis zum 15. Januar 1991 aus dem von ihm annektierten Kuwait zurückzuziehen, startet Lenny Kravitz eine musikalische Friedensmission. Er ruft Yoko Ono an und bittet sie, John Lennons Song „Give Peace A Chance“ neu bearbeiten zu dürfen.

Die Witwe stimmt zu, Lennons Sohn Sean hilft bei der Bearbeitung des Textes und ein riesiger Chor mit Stars wie Peter Gabriel, Al Jarreau, Cindy Lauper, LL Cool J, Tom Petty, Ofra Haza singt mit. Pünktlich zum Ablauf des Ultimatums spielten MTV und VH1 den Song. Geholfen hat es bekanntlich wenig: Ab dem nächsten Tag begannen die UN mit Luftschlägen gegen den Irak.

Das Golfkriegsjahr ist für Lenny Kravitz auch sonst ein kompliziertes, denn seine 1987 mit Lisa Bonet geschlossene Ehe zerbricht. Es gibt – von ihm stets bestrittene – Gerüchte über seine Untreue. Der Name Madonna fällt, was wohl mit dem erotisch aufgeladenen Song „Justify My Love“ zusammenhängt, den Kravitz für sie geschrieben hatte.

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Der Trennungsschmerz blitzt auf seinem zweitem Album „Mama Said“ immer wieder auf, etwa wenn er im sparsam instrumentierten „All I Ever Wanted“ von den Wunden singt, die eine Weile brauchen werden, um zu heilen, oder in der Hit-Single „It Ain’t Over Till It’s Over“, wenn er sich im Falsett durch den Refrain barmt: „So many tears I’ve cried/ So much pain inside/ But baby, it ain’t over till it’s over“. Hoffnung und Zweifel halten sich in dem Stück die Waage. Klanglich geht es in Richtung Motown-Ballade, auch an Curtis Mayfield muss man denken.

Ein Song überstrahlt das Album

Schon bei seinem Debütalbum „Let Love Rule“ (1989) war Kravitz’ starke Vergangenheitsfixierung unüberhörbar, damals noch stärker hippiesk-psychedelisch angehaucht. Auf dem Nachfolger erweitert der 1964 in New York geborene und ab 1974 in Los Angeles aufgewachsene Musiker seine Klangpalette leicht, aber seine Idole bleiben mehr als deutlich: Prince, Jimi Hendrix, Sly Stone und eben Curtis Mayfield. Bei allen zu Recht vorgebrachten Vorwürfen der Epigonenhaftigkeit sind Lenny Kravitz aber einfach auch eine ganze Reihe großartiger Songs gelungen, die inzwischen selbst Klassikerstatus haben.

Das Cover von "Mama Said".
Das Cover von "Mama Said".

© Virgin

Dazu zählen die Ballade „Stand By My Woman“ und vor allem „Always On The Run“, dessen ständig wiederholter Zeilenbeginn „And my mama said“ dem 1991er- Album den Titel gibt. Ob Kravitz seine Mutter – die Schauspielerin Roxie Roker – hier richtig zitiert hat, ist nicht überliefert. Doch wie dieses Stück sich mit seiner Mischung aus Kraftmeierei, Groove und Melodiosität in die Gehörgänge fräst, ist schlicht umwerfend. Der Song überstrahlt das Album, das insgesamt doch etwas zu lang und mäandernd geraten ist.

Geschrieben hat Kravitz „Always On The Run“ zusammen mit Guns-’n’-Roses- Gitarrist Slash, der das Lied eigentlich mit seiner Band aufnehmen wollte. Was daran scheiterte, dass deren Drummer Steven Adler es nicht spielen konnte.

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Kravitz und Slash kannten sich bereits aus Jugendtagen, als sie auf dieselbe Highschool in Beverly Hills gegangen waren. Sie hatten damals, Ende der 70er, Anfang der 80er, allerdings nichts miteinander zu tun gehabt und bemerkten einander nur, weil sie die einzigen Kinder aus schwarz-weißen Ehen auf der Schule waren.

Erst bei den American Music Awards 1989 lernten sie sich richtig kennen – und sollten zwei Jahre später zu den wenigen PoCs gehören, die sich in die Geschichte des Rockjahres 1991 einschrieben. Von Slash wird in dieser Serie noch einmal die Rede sein. Im Video zu „Always On The Run“ kann man ihn schon mal zusammen mit Lenny Kravitz auf der Bühne sehen.

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