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Der kanadische Schauspieler Christopher Plummer schien in seinen letzten Jahren aus dem Kino kaum noch wegzudenken.

© Mark Blinch/Reuters

Nachruf auf Christopher Plummer: "The Sound of Music" sah er als Makel in seiner Karriere

Der Charakterdarsteller Christopher Plummer wollte lieber für seine Shakespeare-Rollen in Erinnerung bleiben. Jetzt ist er mit 91 Jahren gestorben.

Man muss gar nicht weit zurückblicken, um zu verstehen, warum Christopher Plummer über sechs Jahrzehnte zu den respektiertesten und beliebtesten Charakterdarstellern in Hollywood gehörte. In Ridley Scotts “Alles Geld der Welt”, in dem er den Ölmagnaten J. Paul Getty spielt, reichen ihm 2017 nur wenige Szenen, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Plummers Auftreten besaß stets eine natürliche Autorität, die ihm in die Wiege gelegt war.

Seine Familie, darunter ehemalige Premierminister und Eisenbahnbarone, beschreibt er in seinen Memoiren als eine verblasste Aristokratie. Der 1929 im kanadischen Toronto geborene Plummer verkörpert in Scotts Film die Allmacht und Privilegien des “alten Geldes” mit einer Aura unantastbarer Arroganz: Mit nur wenigen Sätzen (seine sonore Stimme prädestinierte ihn früh in seiner Karriere zum Shakespeare-Granden) konnte er die Temperatur im Raum senken. Und wie es sich für einen – in seinem Fall heimlichen – Star gehört, überragte er trotz seiner 1,78 Meter Größe jedes Ensemble, wie zuletzt in der Krimiparodie “Knives Out”.

Die Rolle in “Alles Geld der Welt” hatte Plummer der Umstand beschert, dass der eigentliche Star des Films, Kevin Spacey, kurz zuvor wegen eines Metoo-Skandals in Ungnade gefallen war. Scott heuerte ihn sechs Wochen vor dem Kinostart für einen Nachdreh an, er nahm seinen Einsatz als Ersatzmann sportlich. Und es spricht für Plummer, dass Getty im Nachhinein wie auf ihn zugeschnitten wirkt. Er konnte – etwa in “Star Trek VI: Das unentdeckte Land” – die albernsten Schurken mit einem fast unmerklichen Augenzwinkern spielen; doch wenn er wollte, klang ein einziger Satz aus seinem Mund wie ein Todesurteil.

“Alles Geld der Welt” brachte ihm 2018 seine dritte Oscar-Nominierung ein. Den Goldjungen hatte er bereits sechs Jahre zuvor mit der Tragikomödie “Beginners” für die Rolle eines krebskranken Familienvaters gewonnen, der sich kurz vor seinem Tod outet. Mit 82 Jahren hält Plummer aktuell auch den Rekord als ältester Oscar-Preisträger.

"The Sound of Music" war sein größer Erfolg

In Erinnerung bleiben wird Christopher Plummer, der am Freitag in seinem Haus in Connecticut im Alter von 91 Jahren starb, aber als singender Familienpatriarch Georg Ludwig von Trapp in der Musicalverfilmung “The Sound of Music” aus der Feder von Rodgers und Hammerstein. Ein Broadway-Dauerbrenner, für den Plummer als regelmäßiger Gast der Royal Shakespeare Company nie viel übrig hatte.

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Als “Sound of Mucus”, der Klang vom Schleim, sprach er später er gerne über seinen bekanntesten Film mit den hinreißendsten Luftnummern im damals überaus ambitionierten Musical-Genre. Doch der Hochglanz-Kitsch legte den Grundstein für eine der vielseitigsten Hollywoodkarrieren, nicht zuletzt weil in Plummers Performance auch eine Härte und Gebrochenheit zum Vorschein kam, die die Gesangs-Revue erdete.

Plummer blieb immer der Shakespeare-Darsteller

Plummer hat mit vielen großen Regisseuren gearbeitet – Robert Wise, John Huston, Blake Edwards, Michael Mann, Spike Lee, Terrence Malick, Terry Gilliam, David Fincher –, meist in der zweiten Reihe. Er schien im Alter immer gefragter zu werden – und gelassener. Über seine Rolle in der Fernsehschmonzette “Die Dornenvögel” hat er später kein Wort mehr verloren.

Christopher Plummer war ein Star, der sich darüber freuen konnte, wenn er im Restaurant unbemerkt einen Tisch fand, wie er 1982 der “New York Times” erzählte. Und dem eine gute Kritik für eine Theaterpremiere mehr bedeutete als alle Lobpreisungen aus Hollywood.

Dass er bis weit in seine Achtziger noch vor der Kamera und auf der Bühne stand, verdanke er seiner eisernen Disziplin, hat er einmal gesagt. Menschlich ist er dagegen nicht immer so vorbildlich gewesen. In seiner denkwürdigen Oscar-Rede nannte er seine Lebenspartnerin, mit der er 50 Jahre verheiratet war, “meine leidgeplagte Frau Elaine, die den Friedensnobelpreis verdient hätte”. Vielleicht ist es nicht übertrieben zu sagen, dass Christopher Plummer ein ganzes Leben auch gegen seinen inneren Dämon angespielt hat.

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