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Ensemble für arabische Musik: Lena-Marie Vahl, Valentina Belanova (Ney), Razan Nassreddine (Gesang) und Daisam Jolo (Oud) im Museum für Islamische Kunst Berlin.

© Rolf Brockschmidt

Museum für Islamische Kunst Berlin: Musik aus dem Wüstenschloss

Klangreise im Museum für Islamische Kunst durch die Jahrhunderte der islamisch geprägten Tonkunst

Ihre Liebe zur Musik der islamisch geprägten Welt hat Lena-Marie Vahl während ihres Freiwilligen kulturellen Jahres im Museum für Islamische Kunst Berlin entdeckt. Auf vielen Objekten der Dauerausstellung sind Musiker mit ihren Instrumenten abgebildet: der Oud, der dickbäuchigen Kurzhalslaute, der Gitarre, der Ney, der Flöte und der Rabab, einer Vorläuferin unserer Violine. Und Musik ist ein bedeutender Teil der islamisch geprägten Kultur. Aber die Museumsobjekte sind stumm, sie sprechen nicht.

Als Abschlussprojekt ihres Aufenthaltes entwickelte Lena-Marie Vahl, die selbst seit 14 Jahren Geige spielt, eine Performance-Führung durch die Welt der Musik der islamisch geprägten Welt. Dabei helfen ihr die Sängerin Razan Nassreddine aus Syrien, die Ney-Spielerin Valentina Belanova, die sich auf diese Musik spezialisiert hat und der Oud-Spieler Daisam Jolo, Musikethnologe und Komponist, der in Weimar studiert und sich der Erhaltung des syrischen Musikerbes verschrieben hat.

Ensemble für arabische Musik: Lena-Marie Vahl, Daisam Jolo (Oud), Razan Nassreddine (Gesang) und Valentina Belanova (Ney) im Museum für Islamische Kunst Berlin im Mschatta-Saal. An dieser letzetn Station spielten sie ein Stück osmanischer Militärmusik.
Ensemble für arabische Musik: Lena-Marie Vahl, Daisam Jolo (Oud), Razan Nassreddine (Gesang) und Valentina Belanova (Ney) im Museum für Islamische Kunst Berlin im Mschatta-Saal. An dieser letzetn Station spielten sie ein Stück osmanischer Militärmusik.

© Rolf Brockschmidt

Die Reise beginnt in vorislamischer Zeit, vor einer Reproduktion des Freskos der badenden Dame von Qasr Amra, das gerade restauriert wird. Sie steht für die sinnliche Freizügigkeit der frühislamischen Periode, wie sie auf den Wandmalereien im Wüstenschloss Qasr Amra zu sehen ist. Vahl erklärt die Bedeutung der gebildeten Musiksklavinnen (Qaina), die leicht bekleidet ihre Sangeskünste darboten. Wie das klingt, demonstriert Razan Nassreddine mit ihrem klagenden Gesang, der begleitet von Oud und Ney, zwischen den Museumsvitrinen zu hören war. Die Gäste drängen sich um die Musiker, die Temperaturen sind nahöstlich, aber die Begeisterung ist groß.

Im Samarra-Raum erläutert Vahl die klassische arabische Musik zu ihrer Blütezeit im Mittelalter. Vor den Stuckreliefs von Samarra beginnen Oud und Ney ihr verhaltenes Spiel, bis der getragene Gesang von Nassreddine einsetzt, immer wieder unterbrochen von kleineren Soli der Instrumentalisten. Dem Gesang kommt eine große Bedeutung zu, die Sängerin ist meist wichtiger als der Komponist. Essenziell ist auch die Kunst der Improvisation. „Die Musiker üben nicht hundert Mal ein Stück, bis sie es können, sondern sie tauchen mit ihrer Seele in das Tonsystem (Maqam) ein, das ihnen viele Variationsmöglichkeiten bietet und passen sich so dem aktuellen Publikum an“, erläutert Vahl. Wenn das Publikum reagiert, weint oder lacht, ist das ein Signal an die Sängerin, dass sie richtig liegt.

Ensemble für arabische Musik: Valentina Belanova (Oud), Razan Nassreddine (Gesang), Lena-Marie Vahl (Tamburin und Konzeption) und Daisam Jolo.
Ensemble für arabische Musik: Valentina Belanova (Oud), Razan Nassreddine (Gesang), Lena-Marie Vahl (Tamburin und Konzeption) und Daisam Jolo.

© Barbara-Maria Vahl

Den Übergang zu den einzelnen Stationen der Performance gestaltet Vahl geschickt, lässt ihr Publikum nach Darstellungen auf den Kunstobjekten suchen und erläutert dabei die Besonderheiten der einzelnen Instrumente. Vor der Gebetsnische von Konya spielte das Ensemble ein Stück mystischer Sufi-Musik im wiegenden Takt von Vahls Tamburin. Weitere Stationen des Rundgangs sind die Höfische Musik von Cordoba, wo Ziryab, der Hofmusiker von Kalif Harun al Raschid, aus wohl politischen Gründen eine zweite Karriere begann. Er brachte die Musik der islamisch geprägten Welt und die Oud nach Spanien, die dann in der Renaissance als Laute weiterlebte. Das von Nassreddine mit Inbrunst gesungene Stück „Jadaka al Gayth“ wurde tatsächlich im 9. Jahrhundert am Hof von Cordoba gespielt.

Die musikalische Führung durch das Museum ist eine Bereicherung und soll im nächsten Jahr fortgeführt werden. Der Direktor des Hauses Stefan Weber plant zudem für 2019/20 die „Mschatta Lounge“, bei denen Musiker eine Komposition spielen werden - die "Mschatta-Tracks" - , die sich auf ein Objekt im Museum bezieht.

Der Pierre Boulez Saal wirbt mit „Musik für das denkende Ohr“ – das Museum für Islamische Kunst bietet Musik für das hörende Auge.

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