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Als alles noch gut war: Ein Blick in die Glashalle der Leipziger Buchmesse 2017.

© imago images/STAR-MEDIA

Leipziger Buchmesse abgesagt: Kurzfristig zu viele Absagen

Zum dritten Mal fällt die Leipziger Buchmesse aus, die Pandemie ließ keine Planung zu. Doch lohnt sich ein Messeauftritt für Verlage überhaupt noch?

Es ist dies ein harter Schlag für die Leipziger Buchmesse, die Stadt Leipzig, die Buchbranche: Die Organisatoren haben jetzt doch entschieden, die Messe abzusagen, so wie 2020, zu Beginn der Pandemie, und 2021, als eine eher winzige, als solche kaum zu bezeichnende Messe Ende Mai in Leipzig ausgerichtet wurde.

Der Grund dieses Mal aber ist nicht direkt die Pandemie-Lage, die Omikron-Variante des Corona-Virus, die Deutschland fest im Griff hat (Wand!), mutmaßlich bis in den März hinein, da die Leipziger Buchmesse vom 17. bis zum 20. März stattfinden sollte.

Es gab vor einer Woche eigentlich auch grünes Licht von der sächsischen Landesregierung, die in ihrer jüngsten Corona-Schutzverordnung Messen und Kongresse wieder erlaubt hatte.

Nein, es sind die sich in den vergangenen Tagen häufenden Absagen der Verlage, die Unentschlossenheit bei anderen, die zu dieser Entscheidung geführt haben.

Random House Penguin sagte ab, Bonnier auch

„Leider sehen sich viele Aussteller und Ausstellerinnen aufgrund der Unwägbarkeiten der Pandemie aktuell nicht in der Lage, für eine solche große Publikumsveranstaltung zuverlässig zu planen.“, teilte Martin Buhl-Wagner mit, der Geschäftsführer der Leipziger Buchmesse.

„Das führte kurzfristig zu vielen Absagen. Daher haben wir uns jetzt schweren Herzens entschieden die Leipziger Buchmesse nicht durchzuführen.“ Tatsächlich hatten große Verlagsgruppen wie Random House Penguin (RHP), Bonnier mit Verlagen wie Piper, Ullstein und Carlsen sowie diverse Comic-Verlage in den vergangenen Tagen verkündet, nicht an der Messe teilzunehmen.

Wie man hört, sollen auch die ARD und das ZDF zögerlich gewesen sein. Beide Sender waren bei der Rumpfmesse 2021 und den Frankfurter Minimessen der vergangenen zwei Jahre dabei; ihre Bühnen sind stets zentrale Orte auf dem Gelände der jeweiligen Messe.

Auch das Lesefest „Leipzig liest“ dürfte in seiner sowieso schon halbierten Größenordnung ausfallen – obgleich bestimmt die eine oder andere Lesung durchgeführt wird, so wie auch die Verleihungen des Preises der Leipziger Buchmesse und des Europäischen Verständigungspreises, die digital gestreamt werden. Ansonsten hat die Messeleitung ein „digitales Alternativprogramm“ definitiv ausgeschlossen.

Nun hofft man auf den März 2023

Die mangelnde Planbarkeit dürfte ein wesentlicher Grund für viele Verlags- und Ausstellerabsagen gewesen sein, die Gefährdung der Mitarbeiter:innen durch die Pandemie. Und doch dürfte sich mancher Verlag, nicht zuletzt nach der Frankfurter Buchmesse 2021, gefragt haben, ob Aufwand und Ertrag eines Messeauftritts noch in einem ordentlichen, gesunden Verhältnis stehen.

Schon vor der Pandemie hatten Verlage wie Diogenes oder Hoffmann und Campe eine Leipziger Buchmesse mal ausfallen lassen; und seit vielen Jahren geht es nicht nur in Leipzig, sondern auch in Frankfurt weniger ums Geschäft, um Vertragsabschlüsse, um das Wettbieten für erfolgsversprechende Manuskripte, als vielmehr um Präsenz, darum, sich dem Publikum zu zeigen und den eigenen Autorinnen und Autoren mit neuen Büchern die Gelegenheit zu Auftritten zu geben.

Für sie wird es wieder enorm schwer, für jeden einzelnen Autor, jede einzelne Autorin - doch die Verlage, so der Eindruck, haben sich auf die Messeausfälle eingestellt, kompensieren diese mit anderen Aktivitäten. Das wiederum ist für die Buchmessen in Leipzig und Frankfurt, neben den finanziellen Einbußen nach jeder Absage, ein alarmierendes Signal.

Es könnte sich eine Gewöhnung einstellen, und die Messen könnten alsbald nicht mehr die Fix- und Höhepunkte einer Buchsaison darstellen. So bleibt einmal mehr die Hoffnung, dass die nächste Leipziger Buchmesse, wie ebenfalls mitgeteilt von der Messeleitung, vom 23. bis 26. März 2023 auch wirklich stattfindet. Am besten so wie vor der Pandemie.

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