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Das Logo der Leipziger Buchmesse am Messegelände

© dpa

Leipzig, die Literatur und das Lesen: Buchmesse geht auch ohne Messe

Trotz der Absage der Messe: In Leipzig wird es im März viele literarische Events geben. Die Zukunft ohne ein Messezentrum hat schon begonnen.

Als die Leipziger Buchmesse vor zwei Wochen von den Verantwortlichen der Messe höchstselbst abgesagt wurde, schien diese Absage eine definitive zu sein: keine Messe, kein Lesefest „Leipzig liest“, kein digitales Programm.

Kurz darauf gab es jedoch Initiativen im Literaturbetrieb und in der Stadt Leipzig, das nicht einfach hinzunehmen, ein Frühjahr ohne Messe, das dritte hintereinander! So kam es zusammen mit einer Reihe mittlerer, konzernferner Verlage wie Suhrkamp, Aufbau, C.H. Beck, Hanser, Klett-Cotta, Wagenbach und anderen zu der Idee einer Pop-up–Messe.

Diese findet nun von Freitag, 18. März, dem eigentlichen Buchmessefreitag, bis zum Sonntag, 20. März, im Werk 2 statt, einer alten Industriehalle im Stadtteil Connewitz. Circa fünfzig Verlage bauen hier Stände auf und präsentieren Neuerscheinungen.

Doch es bleibt nicht allein bei dieser Alternativmesse, die einmalig sein soll und ausdrücklich nicht gegen die Leipziger Buchmesse gerichtet ist; und auch nicht gegen die Konzernverlage, deren Nicht-Teilnahmen letztlich für die Absage der Messeleitung gesorgt haben.

Abdulrazak Gurnah kommt auch

Nein, tagtäglich gibt es jetzt Meldungen, wer alles nach Leipzig zur ursprünglich anvisierten Messezeit reisen und in der Stadt auftreten wird. Die Österreicher zum Beispiel kommen, zu einer langen Nacht in der Schaubühne Lindenfalls mit zehn Autorinnen und Autoren, gewissermaßen im Gefolge von Karl-Markus Gauß, der am 16. März in der Nikolaikirche den Preis für Europäische Verständigung erhält. Aber eben auch, um den Auftritt bei der Leipziger Buchmesse 2023 vorzubereiten, da Österreich als Gastland eingeplant ist.

Auch die Sender ZDF und 3 Sat stellen wieder ihr Blaues Sofa auf in der alten Kongresshalle am Zoo, zwei Tage lang, am 17. und 18. März, für Gespräche mit über 40 Autorinnen und Autoren, darunter dem Literaturnobelpreisträger Abdulrazak Gurnah. Der ist interessanterweise nicht der einzige Autor der Random-House-Verlage, der vor Ort sein wird. Beispielsweise liest auch Dirk Kurbjuweit aus seinem neuen Roman.

Diese Liste ließe sich beliebig verlängern. Das wirft die Frage auf: Geht eine Messe auch ohne Messe? Lassen sich Tage der Literatur so konzentriert nicht auch problemlos ohne den Aufgalopp in einem Messezentrum organisieren?

Messen generieren mediale Aufmerksamkeit fürs Buch

Random House, Holtzbrink und Bonnier haben nach ihrer Absage kundgetan, wie wichtig ihnen die Leipziger Buchmesse ist. Trotzdem ist eine Messe nur ein sehr kleiner Bestandteil ihres sowieso immer digitaler werdenden Geschäftsmodells.

Allerdings kann der gesamte Buchmarkt seine Konzentration auch nicht nur auf die wichtigsten Wochen des Jahres vor Weihnachten richten.

Es brauchte bislang zumindest die beiden anderen Höhepunkte im Buchjahr, eben die Frühjahrsmesse in Leipzig und die Herbstmesse in Frankfurt. Beide Messen generieren eine Aufmerksamkeit, die weit über den Literaturbetrieb hinausgeht, bis in die abendlichen Nachrichtensendungen hinein, zu schweigen von den vielen Literaturtalks im Fernsehen und im Netz.

Nur macht es den Anschein, als funktioniere es auch ohne Messehallen ganz gut, dezentral, an vielen Orten in einer Stadt. Sicher schaut man seitens der Frankfurter Buchmesse sehr genau, was da gerade in Leipzig passiert und wie sich ein Kulturbetrieb neu organisiert. Vielleicht hat man dann Mitte März bei den Messetagen ohne Messe schon die Zukunft der Buchmessen gesehen.

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