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Im Projekt "Querklang" können sich Schülerinnen und Schüler im kollektiven Komponieren ausprobieren.

© Kerstin Wiehe

Geld für kulturelle Bildung: Wieder denkt niemand an die Kinder

Schulsenatorin Astrid-Sabine Busse möchte im kommenden Haushalt ausgerechnet bei der kulturellen Bildung sparen. Es würde das Ende für tolle Jugendprojekte bedeuten.

Es ist verrückt: Seit dem ersten Tag seiner Amtszeit kämpft Kultursenator Klaus Lederer für eine Aufwertung der kulturellen Bildung: Er stärkt Musik- und Jugendkunstschulen, besorgt Geld für Kindertheater, unterstützt die Bezirke, damit sie niedrigschwellige Kultur anbieten können – und was macht Schulsenatorin Astrid-Sabine Busse?

Streicht in ihrem Entwurf für den Berliner Doppelhaushalt 2022/23 fast alle Mittel für diesen Bereich. Bei der ersten Lesung seines Etats im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses musste Lederer zerknirscht zugeben, dass für kofinanzierte Projekte zwar seine Hälfte gesichert sei, nicht aber der Anteil der Senatorin für Bildung, Jugend und Familie. Da müsse noch eine Lösung her, sagte der Linkenpolitiker – und machte nicht den Eindruck, als wisse er, wie er das bewerkstelligen soll.

Fünf Programme aus dem Topf der Bildungsverwaltung wurden im Haushaltsplan 2022/23 sogar komplett „auf 0 gestellt“. Das heißt, sämtliche Mittel, die in den vergangenen beiden Jahren für „Theaterpädagogische Projekte“, „Urban Dance goes professional“, „Querklang“, „Oper an Schule“ und „Max Artists in Residence an Grundschulen“ zur Verfügung standen, würden künftig wegfallen.

Das Einsparpotenzial ist gemessen am Gesamtetat verschwindend gering. Alle sechs Programme erhielten bislang 323 000 Euro. Ohne den Zuschuss der Bildungsverwaltung aber können sie nicht überleben. Obwohl sie, wie fast alle Projekte der Freien Szene, ohnehin auf der Selbstausbeutung der Akteure basieren.

Schulsenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) hat in ihren Haushaltsentwurf die Mittel für ambitionierte Kulturprojekte gestrichen.
Schulsenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) hat in ihren Haushaltsentwurf die Mittel für ambitionierte Kulturprojekte gestrichen.

© imago images/Bernd Elmenthaler

„Querklang“ etwa ermöglicht seit 2003 experimentelles Komponieren in der Schule. In einem halbjährigen Prozess arbeiten Klassen aller Altersstufen und Schulformen mit Komponist:innen, die ihnen Möglichkeiten des kollektiven Musizierens aufzeigen. Die Ergebnisse werden dann im Rahmen von „Maerzmusik“, dem Neue-Musik-Festivals der Berliner Festspiele, öffentlich präsentiert.

Niedrigschwellige Angebote bedroht

Zu den bedrohten Projekten gehört auch „Oper an Schulen“ (OSCH). Dahinter verbringt sich das Kinderopernhaus in Lichtenberg, das 2010 von Regina Lux-Hahn gegründet wurde und das inzwischen mit der Staatsoper zusammenarbeitet.

Intendant Mattias Schulz bezeichnet es sogar als „Herzstück“ seiner Bildungsarbeit. Die Staatsoper investiert über ihre Sponsoren viel in das Projekt, das inzwischen auf vier Kinderopernhäuser ausgeweitet werden konnte.

„Jeder Euro ist Gold wert und hilft der Entwicklung der Stadtgesellschaft“, betont Schulz. „Denn damit werden auch Kinder aus kulturfernen Familien erreicht, wenn sie über die AGs in den Schulen ganz niedrigschwellig mit Musiktheater in Berührung kommen.“

28 000 Euro hat OSCH in den vergangenen beiden Jahren von der Bildungsverwaltung erhalten, diese Summe, findet der Intendant, sollte auch im neuen Doppelhaushalt möglich sein. „Es geht hier um öffentliche Anerkennung als Bildungsprojekt – die eine Signalwirkung für die Bezirke hat, die uns so großartig helfen.“

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Am Sinnvollsten wäre es natürlich angesichts des Engagements von Klaus Lederer, wenn seine Verwaltung sämtliche Programme der kulturellen Bildung übernehmen würde. Doch aufgrund der angespannten Haushaltslage in Folge von Pandemie und Ukraine-Krieg ist das derzeit wenig wahrscheinlich.

Darum liegt es jetzt an den Mitgliedern des Bildungsausschusses im Abgeordnetenhaus, sich im Rahmen der Haushaltsberatungen für die bedrohten Programme stark zu machen. Die Volksvertreter:innen haben die Möglichkeit, eigene inhaltliche Akzente zu setzen und dafür Mittel in den Etats der einzelnen Senatsressorts umzuschichten. Die jetzt auf 0 gestellten Programme waren übrigens bereits in den letzten Doppelhaushalt nur dank der Parlamentarier in den Bildungsetat aufgenommen worden.

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