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Impresario Martin Woelffer im Foyer des Schillertheaters

© Michael Ptersohn

Die Rückkehr des Theater-Publikums: So richtig nett ist nur Schachbrett

Die Berliner Kudamm-Komödie achtet weiter auf Abstand, obwohl sie ihren Saal offiziell wieder zu 100 Prozent auslasten dürfte.

Wer derzeit in einen ICE steigt, kann zumeist erleichtert feststellen: Nur die Hälfte der Sitzplätze ist belegt. Und so wird es nun auch die Komödie am Kudamm halten, wenn im Schillertheater Katharina Thalbachs Inszenierung des Agatha-Christie-Klassikers „Mord im Orient-Express“ herauskommt. Dabei wäre laut einer Senatsmitteilung vom 10. Juli in Sälen mit moderner Klimaanlage wieder mehr möglich. Bis zu 2000 Personen dürfen sich hier versammeln. Im Fall des Schillertheaters mit seinen gut 1000 Plätze hieße das: Vollbelegung.

Dem Kulturunternehmer Martin Woelffer, der seine Bühne weitgehend subventionsfrei betreibt, würde das finanziell zupass kommen – doch weil der Vorverkauf für die Produktion unter anderen Voraussetzungen gestartet war, befragte er lieber erst seine Stammkunden. Und die reagierten eindeutig: Von mehr als 3000 Umfrageteilnehmer:innen gaben 42,3 Prozent an, dass sie sich unwohl fühlen würden, wenn sie wieder dicht an dicht mit ihnen unbekannten Theaterfans im Saal sitzen sollten.

Finanzhilfe kommt vom Bund

„Weil die Verunsicherung bei den Leuten immer noch sehr groß ist, haben wir uns entschieden, beim Schachbrettmuster zu bleiben“, sagt Martin Woelffer im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Verkauft werden also maximal 567 Karten pro Vorstellung. Aber rechnet sich das denn? „Wegen der vielen Beteiligten ist der ,Mord im Orient-Express’ in der Tat eine sehr kostenintensive Produktion“, räumt der Impresario ein, „aber wir haben für die erste Aufführungsserie von Anfang an nur mit einer 50-Prozent-Auslastung kalkuliert.“

Das kann sich Martin Woelffer allerdings nur leisten, weil mittlerweile ein von Finanzminister Olaf Scholz bereits im Dezember angekündigtes Hilfsprogramm für private Veranstalter greift. Dabei werden pandemiebedingte Einnahmeausfälle vom Staat teilweise ausgeglichen. „Wir müssen die Summe angeben, die wir pro am Abend eingespielt haben und bekommen dann jeweils die Hälfte davon als Fördergeld dazu bezahlt“, erklärt Woelffer. Das hilft ihm durchzuhalten, bis Theater endlich wieder unter normalen Bedingungen möglich ist.

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