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Dave Grohl, Kurt Cobain und Krist Novoselic waren Nirvana.

© promo

Das Rockjahr 1991: Als Nirvana den von ihnen verhassten Mainstream eroberten

Vor 30 Jahren erlebte Rock eine Blüte. Ein Blick zurück auf die wichtigsten Gitarren-Alben von 1991. Platz 1: „Nevermind" von Nirvana.

Damadam atschaka damdam / da damadam tschakatschaka damdadam. Jeder mit gitarrenorientierter Sozialisation in den Neunzigern dürfte sich an das erste Mal „Smells Like Teen Spirit“ von Nirvana erinnern. Geschrammelte Akkorde. F5, B5, Ab5 und Db5. Dann tritt Kurt Cobain auf das Verzerrer-Pedal. Eine Detonation – und die Welt war eine andere.

Butch Vig, der Produzent von „Nevermind“, erzählte von der ersten Demoaufnahme: „Ich konnte darauf nichts hören. Nur Lärm unterbrochen von einem ,Hello, hello‘.“ Er ahnte noch nicht, dass er Geburtshelfer einer Hymne für die Ewigkeit sein würde, die bis heute in Jugendzentren, Großraumdiskos und an Lagerfeuern weltweit erklingt. Das Musikvideo schaffte es aus einer Turnhalle in L. A. zum meistgespielten Song auf MTV aller Zeiten. Heute kratzt er bei Spotify an der Eine-Milliarden-Klick-Grenze.

Warum „Nevermind“ noch immer bewegt? Vermutlich weil sich jede pubertär verwirrte Generation zwischen Rebellion und Zukunftsangst darin wiedererkennt. „Here we are now – entertain us!“ Es könnte der Schlachtruf einer pandemiegeplagten Jugendbewegung sein.

Harmonierende Widersprüche, auf Hochglanz polierte Intensität

Nirvana verkörperten das Gegenbild zum testosterongetränkten Rock der Achtziger: kritisch reflektierte Männlichkeit und ausgestellte psychische Wunden, dargeboten in brachialem Powerchord-Gewitter und kryptisch bis dadaistischen Texten. Auf „Nevermind“ tobt zwar noch die Wut des Punks, doch neben düsteren, rohen Stücken wie „Territorial Pissings“ steht das radiotaugliche Songwriting in „Come As You Are“ oder „Polly“. Das gute alte Laut-leise-Spiel wird in „Lithium“ in Perfektion dargeboten.

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Harmonierende Widersprüche, auf Hochglanz polierte Intensität und ein Frontmann, der Rockstar wurde, aber den Mainstream verabscheute. „Leider“ verkaufte sich „Nevermind“ aber 30 Millionen Mal und verdrängte keinen Geringeren als Michael Jackson von Platz 1 der amerikanischen Albumcharts. Grunge wollte mit zerrissenen Jeans, ausgebeulten Shirts und Holzfällerhemden eine Gegenkultur darstellen – und eroberte die Laufstege.

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Auf dem Cover von „Nevermind“ taucht der vier Monate alte Spencer Elden nach einem Dollarschein an einem Angelhaken. Cobain willigte ein, mit ihm essen zu gehen, wenn dieser alt genug dafür sei. So weit kam es nicht. Der Sänger zerbrach am Erfolg und nahm sich zweieinhalb Jahre später das Leben. Radiomoderator Klaus Walter summierte: „Kurt Cobain hat den Rock, den er doch eigentlich töten wollte, gerettet. Stattdessen hat der Rock ihn, Kurt Cobain, getötet.“ Sein Gesicht ziert seither millionenfach Shirts und Poster.

Und der Rest von Nirvana? Bassist Krist Novoselic erwog eine Kandidatur als Vizegouverneur in Washington und lobte zuletzt Trump. Drummer Dave Grohl schlug mit den Foo Fighters das nächste Rocklegenden-Kapitel auf. In dieser Woche ist Kurt Cobain so lange tot, wie er lebte. 27 Jahre und 44 Tage. Zu diesem Anlass wurden sechs Haare von ihm versteigert – für 14 000 Dollar.

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