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Guns N’Roses auf einem Konzert, 1992.

© imago/brigani-art

Das Rockjahr 1991: Als Guns N’Roses auf den Terminator trafen

Vor 30 Jahren erlebte das Rock-Genre eine Blüte. Wir schauen zurück auf die zehn wichtigsten Gitarren-Alben des Jahres. Platz 7: „Use Your Illusion I + II“ von Guns N’Roses,

Von Andreas Busche

1991 war nicht nur the year punk broke, so der Titel der grandiosen Dokumentation über die Europa-Tournee von Sonic Youth, in der schon Grunge-Größen wie Nirvana, Dinosaur Jr., Babes in Toyland und Mudhoney durchs Bild springen.

Es war auch das Jahr, in dem Hair Metal, die kajalverschmierte, auftoupierte Glampunk-Version aus den Kaschemmen am Sunset Strip Besuch aus der Zukunft erhielt – vom Terminator höchstpersönlich. Im Video von „You Could Be Mine“ marschiert Arnie – Sonnenbrille, geschulterte Knarre – auf ein Konzert von Guns N’Roses und nimmt mit seinem Scannerblick das Rumpelstilzchen auf der Bühne ins Visier.

Das Cover von „Use Your Illusion I + II“.
Das Cover von „Use Your Illusion I + II“.

© Geffen Records

Es war ein ikonischer Moment. Die Kombination aus den „Gunners“ und Arnie war so unerwartet wie folgerichtig: der androgyne Machismo der Hair Metaller trifft auf den steirischen Macho-Stoiker, der sich in „Terminator 2 – Judgement Day“ von einer Amazone im durchgeschwitzten Unterhemd gegen eine Quecksilber-Kampfmaschine den Schneid abkaufen lässt.

So futuristisch und gleichzeitig regressiv war das Popjahr 1991, in dem wohl niemand mehr mit dem Comeback eines Musikgenres gerechnet hätte, das längst an seinen eigenen Exzessen zugrunde gegangen war; nachzusehen in einer anderen schönen Dokumentation, Penelope Spheeris’ „The Decline Of Western Civilization Part II – The Metal Years“.

Im Juni wurde die erste Auskopplung von „Use Your Illusion“, dem zweiten Album von Guns N’Roses, vom Kinostart von „T2“ flankiert, dem Kinospektakel des Jahres. Es war ein genialer Marketing-Coup. Die Rockwelt wartete sehnsüchtig auf den Nachfolger des Debüts „Appetite For Destruction“ von 1987, die „Gunners“ galten als die Hoffnung einer neuen wilden Generation von Rock’n’Rollern, nachdem Mötley Crüe im Drogenstupor versumpft waren. Und mit Arnie hatte man den perfekten Partner gefunden, ein Doppel-Comeback.

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Doch kein Vierteljahr nach „You Could Be Mine“ erschien wie aus dem Nichts Nirvanas Hit „Smells like Teen Spirit“, der die restliche Dekade, auch über den Tod von Kurt Cobain hinaus, verändern sollte. Es war ein Moment seltener Ungleichzeitigkeit: Vergangenheit und Zukunft der Rockmusik. Auch modisch: Axl Rose’ Biker-Crossdressing-Outfit mit Radlerhose, Holzfällerhemd und Bandana, der melancholische Cobain mit seinem ikonischen Ringelshirt.

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Die schiere Opulenz von „Use Your Illusion“, das am 17. September in zwei Teilen erschien (eine Woche nach „Smells like Teen Spirit“), war ein letztes Aufbäumen überkommener Stadionrock-Exzesse. 30 Songs waren mehr, als selbst die treuesten Fans nach vier Jahren Wartezeit erhofft hatten; viele ärgerten sich auch über die doppelte Abzocke. Die besten 13 Songs von beiden Alben hätten „Use Your Illusion“ fraglos zu einem Meisterwerk gemacht.

Die Maßlosigkeit besaß dennoch eine ganz eigene Größe, nicht zuletzt dank der Videos. Die neunminütige Powerballade „November Rain“: Slash, wie immer mit Hut und offener Lederjacke auf nackter Haut, vor einer einsamen Kapelle ein breitbeiniges Gitarrensolo spielend. Coverversionen von Bob Dylan („Knocking On Heaven’s Door“) und Paul McCartney („Live And Let Die“, ein Bond-Song).

Es war auch das letzte Album mit Izzy Stradlin an der Gitarre, der die Band noch vor ihrer Welttournee verließ. Der Fußabdruck von „Use Your Illusion“ war einfach zu groß für eine einzige Band. Nach „The Spaghetti Incident?“, einer Sammlung von Coverversionen, sollte es 15 Jahre bis zum nächsten Album dauern.

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