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Besucher im Café im Schlüterhof des Humboldt Forums.

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Bilanz nach 365 Tagen: 1,5 Millionen Gäste im Humboldt Forum

Wie attraktiv ist das Humboldt Forum? Das Haus veröffentlicht Besucherzahlen und ist zufrieden mit seinem Start. Vergleichen lassen sich die Zahlen nur bedingt.

Am 20. Juli 2021 eröffnete das Humboldt Forum nachdem der Start wegen baulicher Verzögerungen mehrmals verschoben worden war. „Endlich offen“ hieß es damals auf der Webseite des neuen Komplexes mit der rekonstruierten Schlossfassade, um die es zuvor ebenso viel Ärger gab, wie danach um die Restitution kolonialer Ausstellungsobjekte.

Nun zieht das Prestige-Objekt Berlins erstmals Bilanz: In den ersten 365 Tagen wurden rund 1,5 Millionen Gäste gezählt, davon 820 000 Ausstellungsbesucher. Acht Ausstellungen waren in dieser Zeit zu sehen. Dazu gehören etwa die Sammlungspräsentationen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst, die Ausstellung Berlin Global, Schlosskeller und Skulpturensaal; oder auch die noch bis Ende Oktober laufende Schau „Songlines: Sieben Schwestern erschaffen Australien“.

Hingehen ohne Ausstellung, Abhängen im Humboldt Forum?

680 000 Besucher:innen haben sich demnach ausschließlich in den frei zugänglichen Bereichen aufgehalten, etwa im Foyer, im Schlüterhof oder auch oben auf dem Dach des Museumsbaus. Die Zahl beruht laut Humboldt Forum auf einer Schätzung; die meisten der offenen Bereiche sind ohne Zeitfenster oder Eintrittskarte zugänglich. Das Humboldt Forum will ein neuer, attraktiver Stadtraum sein, Begegnungsort, nicht nur Museum. Ob das bereits geglückt ist, verraten die Zahlen nur bedingt.

Generalintendant Hartmut Dorgerloh gibt sich zufrieden: „Wir blicken auf ein sehr erfolgreiches erstes Jahr zurück – gerade angesichts der pandemiebedingten Einschränkungen und ihren weltweiten Auswirkungen“, heißt es in einer Meldung aus dem Haus.

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Vergleichszahlen heranzuziehen ist wegen des Coronaknicks schwierig. Mit 820 000 Ausstellungsbesuchern ist das Humboldt Forum in Pandemiezeiten etwa so gut besucht wie die großen Berliner Museen vor der Pandemie. Das Neue Museum zählte 2019 828 000 Besucher, das Pergamonmusem 804 000. 2021 gingen dann pandemiebedingt nur noch 200 000 Menschen ins Neue Museum. Die Angebote des Humboldt Forums schneiden also gut ab, lassen sich aber auch nicht ganz vergleichen, das sie wesentlich mehr Fläche aufweisen als die Genannten.

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Die Museumsinsel zählte 2019 insgesamt rund 3,1 Millionen Besucher, 2020 nur noch 740 000 und schaffte 2021 rund 830 000. Somit zog das Humboldt Forum samt seiner frei zugänglichen Höfe und Foyers in den ersten 365 Tagen deutlich mehr Gäste an als die ganze Insel 2021.

Schwierige Vergleichslage wegen Corona

Auch im Vergleich mit ausländischen Einrichtungen schneidet das Humboldt Forum gar nicht schlecht ab. Das Vatikan Museum in Rom und das British Museum in London lagen 2021 bei 1,6 bzw. 1,3 Millionen Gästen. Das Metropolitan Museum of Modern Art in New York, als Spitzenreiter der amerikanischen Museen, zählte 2021 coronabedingt rund 2 Millionen Menschen. Der Louvre, ständiger weltweiter Spitzenreiter in Sachen Besucherzahlen, brachte es 2021 coronabedingt auf 2,8 Millionen Gäste, hat aber auch mehr Ausstellungsfläche als das Humboldt Forum.

Spannend werden die nächsten 100 Tage. Um zu sehen, wo es hingehen könnte: 2019 lagen das Vatikan Museum und die Londoner Museen bei jeweils rund 6 Millionen Besucherinnen, das Metropolitan Museum bei 6,7 Millionen. Der Louvre bei 9,6 Millionen.

Die ersten 100 Tage im Humboldt Forum waren kostenlos. Eine Aussage darüber, ob der freie Eintritt mehr Besucher animiert, lässt sich aus den Zahlen nicht ableiten. Am 17. September eröffnet dann auch der letzte Teil des Hauses, der Ostflügel – mit einem 24-Stunden-Feierprogramm.

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