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Die künstlerische Leiterin und Geschäftsführerin der Bayreuther Festspiele, Katharina Wagner im Festspielhaus.

© dpa/Nicolas Armer

Bayreuther Festspiele: Katharina Wagner knüpft ihre Zukunft als Chefin an Reformen

Strukturelle Veränderungen sind unungänglich, sagt Festivalchefin Wagner kurz vor der Saisoneröffnung. Die Politik fordert schon länger Reformen auf dem Grünen Hügel.

Katharina Wagner knüpft ihre Zukunft bei den Bayreuther Festspielen an die Forderung nach Reformen. „Aus meiner Sicht ist eine Veränderung gewisser Strukturen tatsächlich unumgänglich. Davon hängt auch maßgeblich ab, ob und wie ich mir weitere Jahre als Festspielleiterin vorstellen kann“, sagte die Festspiel-Intendantin und Urenkelin des Komponisten Richard Wagner.

„Gewisse Dinge müssen einfach professionalisiert werden“, betonte Wagner.

Welche das aus ihrer Sicht sind, wollte sie auf Nachfrage nicht sagen. „Das sollte zunächst einmal innerhalb der GmbH diskutiert werden und noch nicht öffentlich.“ Ihrer Ansicht nach müssten sich „vor allem Strukturen in der GmbH“ ändern. Wagners Vertrag läuft noch bis 2025.

Die Bayreuther Festspiele beginnen - wie jedes Jahr - am 25. Juli, dieses Mal mit einer Neuinszenierung von „Tristan und Isolde“. Der Start der Festspiele wird allerdings von heftigen Sexismusvorwürfen überschattet. Im „Nordbayerischen Kurier“ berichteten Frauen, dass sie auf dem Grünen Hügel sexuell belästigt wurden oder sich sexuelle Anzüglichkeiten anhören mussten.

Festspiel-Chefin Wagner bestätigte, dass auch sie selbst betroffen war: „Sexuelle Anzüglichkeiten und teilweise Übergriffe in gewisser Weise ja“, sagte sie. „Ich habe mich aber zu wehren gewusst.“ Die Festspiele forderten Betroffene auf, sich bei der Geschäftsführung zu melden. Wagner sicherte Konsequenzen zu, wie sie am Freitag auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) forderte.

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Außerdem hatten coronabedingte Ausfälle und Umbesetzungen auch am Dirigentenpult für Unruhe gesorgt. Die Eröffnungspremiere mit "Tristan und Isolde" dirigiert nun Markus Poschner anstelle von Cornelius Meister, der seinerseits den "Ring" dirigiert - anstelle von Pietari Inkinen, der wegen einer längeren Covid-Erkrankung absagen musste.

Die Bayreuther Strukturen sind kompliziert: Gesellschafter der Festspiele sind zu je 29 Prozent die Bundesrepublik Deutschland, der Freistaat Bayern und der Förderverein Gesellschaft der Freunde von Bayreuth. Vierter und kleinster Gesellschafter ist die Stadt Bayreuth mit 13 Prozent. Festspielleiterin Katharina Wagner und der Geschäftsführende Direktor Ulrich Jagels sind die Geschäftsführer der Festspiel-GmbH.

Eine wichtige Rolle spielt aber auch die Richard-Wagner-Stiftung, die Eigentümerin des Festspielhauses ist und den Festspielleiter wählt. Der Stiftungsrat ist das wichtigste Gremium. Bund und Freistaat Bayern haben darin je fünf Stimmen, die Familie Wagner vier, die Stadt Bayreuth drei, die Mäzene der „Freunde von Bayreuth“, der Bezirk Oberfranken und die Bayerische Landesstiftung je zwei Stimmen und die Oberfrankenstiftung eine.

Die damalige Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) hatte Ende 2020 schon Reformen für die Festspiele gefordert: „Mir geht es darum, dass es in Bayreuth vernünftige und wirksame Strukturen gibt.“ Eine Arbeitsgruppe wurde eingesetzt, die sich mit den Strukturen vor allem der Stiftung befassen soll. „Dass Frau Professor Grütters mit ihrer Einschätzung, dass sich etwas ändern muss, Recht hat, hatte ich ja damals schon gesagt“, sagte Wagner nun. (dpa/Tsp)

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