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Eine ukrainische Flagge weht vor einem durch Beschuss beschädigten Gebäude.

© picture alliance/dpa/AP

Zeichen der „Dekolonialisierung“: Ukrainische Städte wollen hunderte Straßen umbenennen

Dutzende ukrainische Städte wollen sich aufgrund der russischen Invasion auch optisch von Moskau distanzieren. Hierzu besinnen sie sich aufs eigene Kulturerbe.

Mehr als drei Monate nach Kriegsbeginn in der Ukraine soll der Unmut der Bürger auch auf Straßenschildern sichtbar werden. Im ganzen Land werden Initiativen gegründet, die sich mit der Umbenennung von Straßen beschäftigen, die auf die russische Vergangenheit des Landes zurückgehen.

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Allein in der Stadt Lutsk im Norden der Ukraine sollen einem Bericht der „New York Times“ zufolge etwa 100 Straßen umbenannt werden. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in den 1990er Jahren hatten viele postsowjetische Staaten ähnliche Projekte gestartet.

In der Ukraine geht es nun aber auch um die eigene Identität. „Wir verteidigen unser Land, auch an der kulturellen Front“, erklärt der Vorsitzende der Initiative in der westukrainischen Stadt Lwiw, Andriy Moskalenko, gegenüber der „Times“.

In der Hafenstadt Odessa wird demnach sogar darüber nachgedacht, die Statue von Katharina der Großen, der ehemaligen Kaiserin von Russland, komplett zu entfernen.

Auch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew werden Anstrengungen der sogenannten „Dekolonialisierung“ unternommen. So soll unter anderem die U-Bahn-Haltstelle, die nach dem russischen Schriftsteller Leo Tolstoi benannt wurde, künftig den Namen des ukrainischen Poeten Vaysl Stus tragen.

Die Haltestelle mit dem Namen der belarussischen Hauptstadt Minsk soll wegen der fragwürdigen Einstellung der Regierung zu „Warsaw“ umbenannt werden, um dem Nachbarland Polen für seine Hilfe während des Krieges zu danken.

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Einige der Umbenennungen stehen jedoch auch in der Kritik. So soll die Familie des Komponisten Peter Tschaikowsky etwa ihre Wurzeln in der heutigen Ukraine haben. Andriy Moskalenko zufolge werden durch die Initiative allerdings nicht die Künstler selbst abgelehnt. Man wolle lediglich verdeutlichen, dass die Arbeit vieler Künstler als „Werkzeug der Kolonialisierung“ genutzt wurde.

Das russische Militär schließt unterdessen die Einnahme der ukrainischen Stadt Swjatohirsk (Swjatogorsk) nach eigenen Angaben nun ab. Eine Bestätigung von ukrainischer Seite gab es zunächst nicht. Allerdings hatte der ukrainische Generalstab am Montagmorgen über schwere Kämpfe im Donezker Gebiet um die Stadt berichtet. (Tsp)

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