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Braunbär Bruno wurde 2006 abgeschossen und ist mittlerweile ausgestopft in einem Museum in Oberbayern zu sehen.

© Peter Kneffel/dpa

Tierischer Besucher in Bayern: Bleibt der neue Bär der Zivilisation fern?

Bisher ist es ruhig um den vor Kurzem in Garmisch-Partenkirchen gesichteten Bären. Braunbär Bruno war 2006 zu dreist – er wurde erschossen.

Braunbär Bruno hat 2006 die Behörden in Bayern ins Schwitzen gebracht - und weit über die Grenzen Schlagzeilen gemacht. Nun ist ein neuer Bär aufgetaucht - und mit ihm auch die Frage: Können Bären, vor fast 200 Jahren hierzulande ausgerottet, bei uns wieder heimisch werden? 

Braunbär Bruno, vor 16 Jahren aus Italien nach Bayern eingewandert, sorgte weltweit für Aufmerksamkeit. „Herr Bruno Is Having a Picnic“, beschrieb die „New York Times“ seine Brotzeiten mit Kaninchen, Hühnern und Schafen. Weil er zu dreist war, wurde er abgeschossen und endete ausgestopft im Museum. 

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Seitdem sind nur kurzzeitig einzelne Bären durch Bayern getappt: So gab es einen vor zwei Jahren im Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Jetzt ist wieder einer dort aufgetaucht - und mit ihm die Frage: Könnten Bären hierzulande wieder heimisch werden? 

Nicht alle wären von wilden Bären begeistert

In Bayern und Baden-Württemberg gebe es durchaus geeignete Gebiete für Bären, sagt der Wildtierexperte der Umweltstiftung WWF, Moritz Klose. „Dass sich in absehbarer Zeit eine große Population entwickelt, ist eher unwahrscheinlich.“ Ein Ansiedelungsversuch wie vor 30 Jahren in Österreich sei für Deutschland derzeit keine Option. „Ich glaube, es wird niemand auf die Idee kommen, Bären aktiv in Deutschland wieder anzusiedeln.“ 

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Klar ist, dass nicht alle von wilden Bären begeistert wären. „Man sieht ja schon, dass es mit Wolf und Luchs Konflikte gibt“, sagt Klose. Allerdings sind Bären anders als Wölfe Allesfresser. Zu 75 Prozent ernähren sie sich von Pflanzen - und haben somit nicht so oft Appetit auf Schafe, Ziegen oder Hühner. Und solange sie nicht lernen, dass es bei Menschen etwas zu fressen gibt, bleiben sie fern. 

Klose rief deshalb ebenso wie das bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) Wanderer auf, keine Essensreste in der Natur zurückzulassen und auch nicht auf die Suche nach dem neuen Bären zu gehen. 

Der neue Bär wurde noch nicht leibhaftig gesehen

Putzig sieht der Bruno-Nachfolger aus, wie er sich frühmorgens vor einer Wildtierkamera im Gras wälzt. Leibhaftig hat ihn noch niemand gesehen, Nutztierrisse sind nicht bekannt. „Der Bär verhält sich im Endeffekt genauso, wie man das gerne hätte: Er meidet alles, was mit Zivilisation zu tun hat“, sagt Christian Scheuerer, Bürgermeister von Ohlstadt, wo der Bär in die Fotofalle tappte. Auch das LfU unterstreicht, der Bär sei bisher unauffällig.

Der Bär in Bayern wurde bisher nur auf Wildtierkameras gesehen.
Der Bär in Bayern wurde bisher nur auf Wildtierkameras gesehen.

© Privat/dpa

Dass ein Bär sich dennoch nicht nur wie ein netter Teddy benimmt, hat Bruno gezeigt. Er fraß Schafe, stahl Honig, plünderte Hühnerställe, lief durch Orte - und drohte damit Menschen gefährlich zu werden. Das begründete die Abschussgenehmigung für das geschützte Raubtier. 

In Deutschland hatten die Menschen Bären und Wölfe schon vor langer Zeit ausgerottet. 1835 wurde in Ruhpolding der letzte Braunbär in Deutschland erschossen, wenig später ging es dem letzten Wolf ans Fell. Wölfe sind inzwischen wieder in Deutschland heimisch. 

Eine große Population von mehr als 900 Bären, aber auch Wölfe und Luchse leben laut WWF in Slowenien. Die zu Deutschland nächste größere Bärenpopulation lebt im italienischen Trentino etwa 120 Kilometer von Bayern entfernt. Dort gibt es derzeit etwa 60 Bären. 

In Bayern ist der Lebensraum für Bären zu eingeschränkt

Ein Wiederansiedelungsversuch von Bären Anfang der 1990er Jahre im Osten Österreichs scheiterte. Die Population umfasste zwar zeitweise sogar mehr als 20 Tiere. Vor gut zehn Jahren war sie dann spurlos verschwunden. Wahrscheinlich nicht ganz von selbst: Nach dem Tod eines Jägers wurde bei der Witwe ein ausgestopfter Bär gefunden. Inzwischen leben in der Gegend wieder ein paar eingewanderte Tiere. 

Einzelne Bären aus Italien oder Österreich könnten auch nach oder durch Bayern wandern, sagt ein LfU-Sprecher. Aber: „Anders als beim Wolf ist aufgrund fehlender Weibchen nicht davon auszugehen, dass sich ein dauerhaftes Bärenvorkommen in Bayern etablieren wird.“ Zudem seien die Lebensräume, die in Bayern für Bären in Frage kämen, deutlich eingeschränkter.

Der Bär braucht große Waldflächen, um sein Revier aufzubauen.
Der Bär braucht große Waldflächen, um sein Revier aufzubauen.

© Sebastian Leber

Auch der WWF-Experte Klose sagt: „Wenn es viele Siedlungen und Straßen oder auch Skigebiete gibt, sind das Faktoren, dass sich Bären eher nicht niederlassen.“ Sie brauchen Rückzugsräume vor allem für die Winterruhe. Auch Flüsse wie der Inn, Autobahnen und Schienen mögen beigetragen haben, dass nach JJ1 - der wissenschaftliche Name von Bruno als Erstgeborener von Vater Jose und Mutter Jurka - nur selten Bären nach Bayern gelangt sind. 

Almbauern fordern eine Lockerung des Abschussverbots

Zuletzt war vor etwa zwei Jahren ein Braunbär in Bayern unterwegs. Ob er derselbe ist, der nun fotografiert wurde, ist offen. Noch suchen LfU-Experten in der Region nach Kot und Fellspuren des „Neuen“. Per DNA-Analyse ließe sich damit konkret bestimmen, woher das Tier stammt - und ob es doch schon einmal auffällig geworden ist. Unklar ist bisher auch, ob es sich um ein männliches oder weibliches Tier handelt. Meist wandern jedoch die halbwüchsigen Männchen. 

Almbauern sind skeptisch. Sie stellen sich gegen eine Ansiedelung von Wölfen und fordern eine Lockerung des strikten Abschussverbots. Bei Bären sei man da zurückhaltender, sagt Hans Stöckl, Geschäftsführer des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern. Solange sie sich nicht an Weidetiere heranmachten, sei es kein Problem. „Grundsätzlich kann man sich den Bären schon vorstellen - solange er Pflanzenfresser bleibt.“

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Und solange er allein ist. Eine größere Bärengruppe - „das würde schon problematisch werden“, sagt Stöckl. Beim Schutz von Schafen und anderen Weidetieren gegen Bären fehle aber die praktische Erfahrung. 

Den neuen Bären in Oberbayern sieht Stöckl erst mal wohlwollend. „Solange er friedlich durch die Nacht trottet, vor der Kamera Gras frisst oder Pflanzen sucht, kann man dem Bären nicht böse sein.“ (dpa) 

Sabine Dobel - dpa

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