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Beste Lage. Inseln vor der Küste Australiens gibt es in jeder Preisklasse, je nach Größe und Erreichbarkeit.

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Stadtflucht in der Pandemie: Wie Australier ihre Inseln für sich entdecken

Reif für die Insel? In Pandemie-Zeiten entdecken immer mehr Australier das private Eiland zum Leben und Entspannen.

Weißer Sand, wohin das Auge blickt: Temple Island verfügt über einen herrlichen Strand, eine eigene 1100 Meter lange private Landebahn und ein Haus mit vier Schlafzimmern, von dem man eine „atemberaubende Aussicht“ hat, wie es auf der Insel-Immobilienseite „Private Islands Online Australia“ heißt. Wer dagegen Marble Island erwirbt, der erhält gleich noch zwei weitere Inseln „gratis“ mit dazu.

Inseln vor der Küste Australiens gibt es in jeder Preisklasse, je nach Größe, Erreichbarkeit und natürlich abhängig von den Immobilien, die sich bereits auf den Inseln befinden. Günstige Inseln kosten weniger als eine halbe Million australische Dollar – dafür gibt es in Sydney gerade mal ein Einzimmer-Apartment. Auch vor der Pandemie war es schon der Traum vieler, ein Inselparadies ihr Eigen zu nennen. „Wir hatten Anfragen aus den USA, Asien und Großbritannien“, sagte der Immobilienmakler Richard Vanhoff im Telefoninterview.

Während der Pandemie ist jedoch vor allem das heimische Interesse enorm gestiegen. „Besonders Leute aus Melbourne und Sydney, die so lange im Lockdown waren, wollten aus den Großstädten raus.“ Vanhoff berichtet, wie er allein in den vergangenen Wochen sechs Insel-Inspektionen hintereinander organisieren musste. „Es war viel los“, meinte er. Dabei ginge es den Leuten beispielsweise weniger darum, vor einer möglichen Apokalypse zu fliehen, wie dies im benachbarten Neuseeland in den vergangenen Jahren zum Trend wurde.

Die Inseln sind ungewöhnlich und vielfältig

Vielmehr hätten die Leute während der Pandemie erkannt, dass sie ihre Geschäfte auch vom Wohnzimmer aus erledigen können, und so sei vielen die Idee mit der Insel gekommen. Im Vordergrund würde aber die Freizeitgestaltung stehen. „Es geht den Interessenten wirklich um das Leben auf der Insel“, sagte er. Sie wollen Wasserski fahren, fischen und tauchen.“ Vanhoff berichtet von Kunden, die eine Insel kauften, um mit Freunden und Familie ungestört Zeit zu verbringen und um einfach mal „weg vom Alltag“ zu sein. Auch er selbst wolle nun in eine Insel investieren, verrät der Makler, der seit 16 Jahren im Inselgeschäft ist. Welche genau er im Auge hat, soll aber ein Geheimnis bleiben.

Die Inseln vor der Küste Queenslands im Nordosten Australiens sind ungewöhnlich vielfältig. Weiter nördlich gibt es paradiesische Eilande mit Regenwald, Palmen und Sandstränden, weiter im Süden sind es aber auch Inseln mit typisch australischem Busch. „Auf manchen leben sogar Koalas und Kängurus“, sagte Vanhoff. Außerdem gebe es auf den meisten Inseln Rehe, Ziegen oder Schafe, die im 19. Jahrhundert von der Regierung dort ausgesetzt wurden, damit Schiffbrüchige im Notfall überleben konnten.

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Die Inseln befinden sich offiziell alle im Besitz der australischen Regierung – der Kauf ist eine Art Immobilien-Leasing. Trotzdem können die Käufer die Inseln vollkommen wie ihr Eigenheim behandeln, Immobilien bauen oder renovieren oder die Insel selbst verändern. „Wenn eine Insel keinen schönen Sandstrand besitzt, kann man beispielsweise Sand per Barke anliefern lassen und einen Strand aufschütten“, sagte der Makler weiter.

„Alles ist auf Inselzeit“

Der Australier Craig Becky beispielsweise war im vergangenen Jahr auf der Suche nach einer Immobilie gewesen, als er auf ein Inselangebot stieß. „Ich habe in einer morgendlichen Fernsehsendung davon gehört“, sagte er im Interview mit dem australischen Sender ABC. Dort sei die „billigste Insel Australiens“ angepriesen worden – für rund 385.000 Australische Dollar oder umgerechnet unter 250.000 Euro. „Ich dachte: ,Oh, das liegt in meiner Preisklasse.’“ Zuvor hatte er nie wirklich über einen Inselkauf nachgedacht, aber dann musste er sie unbedingt haben.

„Das Leben ist kurz“, sagte Becky, der jetzt stolzer Besitzer von Worthington Island ist, das an der australischen Ostküste auf der Höhe von Gladstone liegt. Die 27 Hektar große Insel verfügt über eine abgelegene Strandhütte und eine private Landebahn. „Es ist nicht das, woran jeder denkt – Palmen und weißer Sand“, sagte Becky. „Es sind mehr Mangroven, Krebse und Angeln.“ Die Insel sei eher ein großes Grundstück mit Buschland und mit einer Hütte darauf. Aber: „Es ist einfach entspannend... Fisch essen, ein Nickerchen machen, spazieren gehen.“ Das sei wunderschön – auch wenn niemand einmal die Woche den Müll abhole. „Alles ist auf Inselzeit“, sagte er und ergänzte: „Ich liebe es, dass es keine Nachbarn gibt.“

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