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Die Sydney Harbour Bridge verbindet seit ihrer Eröffnung am 19. März 1932 die Innenstadt mit dem Norden der australischen Metropole.

© Dean Lewins/dpa

Sydney Harbour Bridge: Der 90. Geburtstag und das ungelöste Rätsel um die Fotografin

Die Sydney Harbour Bridge zählt zu den berühmtesten Brücken der Welt. Zum Ehrentag sucht die Staatsbibliothek nun nach der echten Identität der Fotografin.

Sydneys Hafenbrücke ist ein imposantes Bauwerk. Sie ist zwar nicht die längste, dafür aber die größte Stahlbogen-Brücke der Welt. Sie verbindet die Innenstadt mit dem Norden der Metropole. Seit ihrer Eröffnung am 19. März 1932 ist sie einer der wichtigsten Knotenpunkte Sydneys.

Kurz vor dem runden Geburtstag der Brücke sind Mitarbeiter der Staatsbibliothek in Sydney auf bisher unbekannte historische Fotos gestoßen, die während der achtjährigen Bauzeit entstanden sind. Die Fotos stammen von einer Fotografin – einer der wenigen Frauen, die an der Entstehung der Brücke mitgewirkt haben.

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Neben der Fotografin – bekannt als Mrs Frank Smith – ist noch Kathleen Butler, die Sekretärin des Chefingenieurs John Bradfield, erwähnenswert. Butler half Bradfield die Spezifikationen für die Brücke festzulegen, verwaltete die Ausschreibungen für den Vertrag und soll den größten Teil des Gesetzeswerkes geschrieben haben, das den Bau ermöglichte. „Wenn John Bradfield der Vater der Brücke ist, ist Kathleen Butler die Patin“, schrieb einst das australische Magazin „Blue Mountain Echo“.

Die Staatsbibliothek sucht nach der echten Identität der Fotografin

Eine weitere Frau, die am Brückenbau mitwirkte, war Vera Lawson, die für das britische Ingenieurbüro arbeitete, das die Ausschreibung zum Bau gewann. Sie berechnete Löhne, Rechnungen, Arbeitnehmerentschädigungen und Mengenschätzungen für das Unternehmen.

Butler und Lawson sind neben Smith zwei weitere Frauen, die trotz ihres wichtigen Beitrags nur geringe Wertschätzung erhielten. Wie wenig Aufmerksamkeit Frauen vor 90 Jahren in der Gesellschaft erhielten, zeigt auch, dass Kathleen Butler ihre Arbeit einstellen musste, als sie heiratete. Ein weiteres Zeichen der Zeit ist, dass der Name der Brückenfotografin nur als Mrs Frank Smith angegeben ist.

Die Staatsbibliothek in Sydney sucht deswegen nun nach der echten Identität der Fotografin, von der man weiß, dass sie per Fähre anreiste, um die Fotos zu schießen, die heute ein wichtiges Zeitzeugnis sind. „Wir wissen, dass Mrs Frank Smith eine Amateurfotografin war, die häufigen Zugang zur Harbour Bridge hatte“, teilte eine Sprecherin der Staatsbibliothek mit.

Brückenschlag. Acht Jahre dauerte die Bauphase.
Brückenschlag. Acht Jahre dauerte die Bauphase.

© State Library of NSW

Auch ihre Bilder zeigen, dass Mrs Smith häufig während der Bauarbeiten anwesend und direkt zwischen den Arbeitern unterwegs war. „Ich stand mittags auf der Brücke“, kommentierte sie beispielsweise eines der Fotos in ihrem Album, das sie auf dem Rohbau zeigt, umgeben von männlichen Arbeitern. Das Foto zeigt zudem, dass Mrs Smith gut gekleidet war und sie demnach wohl aus einer eher wohlhabenden Familie stammte.

Dafür spricht auch, dass Fotografieren damals ein teurer Zeitvertreib war. Ein Gedicht in dem Album zeigt zudem, dass Mrs Frank Smith eine gebildete Frau war: So beschreibt sie die Brücke beispielsweise als einen „Bogen der Stärke und Schönheit“ und als „majestätisches“ Bauwerk und dankte den Männern, die die Brücke „erdacht“ und „geschaffen“ haben.

Das Album von Mrs Smith war in der Bibliothek falsch eingeordnet

Dass die Bilder erst jetzt ans Tageslicht kamen, liegt nicht an der Qualität der Aufnahmen, sondern an einem Katalogisierungsfehler der Bibliothek. Die Tageszeitung „Sydney Morning Herald“ beschreibt sie als eine talentierte, preisgekrönte Amateurin. Die Kuratorin der Staatsbibliothek, Margot Riley, fand das Album von Mrs Smith eingeordnet in einer falschen Kategorie, als die Sammlung der Bibliothek während der Pandemie an einen anderen Ort verlegt wurde.

„Ich dachte: Wow, das ist total neu“, sagte Margot Riley im Gespräch mit dem „Sydney Morning Herald“. Einige Fotos ähneln im Stil den stimmungsvollen Brückenbildern mit bewölktem Himmel, die von dem professionellen Fotografen Harold Cazneaux aufgenommen wurden.

Das Fotoalbum von Mrs Frank Smith wurde 1937 an die Bibliothek gestiftet und wird nun anlässlich des 90. Jahrestages der Brückeneröffnung ab Samstag in einer der Galerien der Staatsbibliothek ausgestellt. Gleichzeitig versucht die Bibliothek gemeinsam mit der Tageszeitung, das Rätsel zu lösen, wer sich wirklich hinter dem Namen Mrs. Frank Smith verbarg.

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