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1936 starb das letzte gestreifte Tier in einem Zoo.

© mauritius images / Alamy Stock

Ausgestorbene Tierart: Die geplante Auferstehung des Tasmanischen Tigers

Der Plan ist ehrgeizig: Forscher wollen den ausgestorbenen Tasmanischen Tiger wieder „auferstehen“ lassen. Kann das gelingen?

Die Bilder des letzten bekannten Tasmanischen Tigers, der 1936 im Zoo von Hobart auf Tasmanien starb, sind weltberühmt. Die Schwarz-Weiß-Aufnahmen zeigen ein elegantes, eher schmächtiges Tier mit einer gestreiften Musterung. Dieses vermeintlich oder tatsächlich letzte Exemplar starb nur zwei Monate nachdem die Spezies gesetzlich geschützt wurde. Forscher halten es bisher für unwahrscheinlich, dass die Tierart noch lange danach in ihrer Heimat – den Wäldern der australischen Insel Tasmanien – überlebt hat. 1982 erklärte die Weltnaturschutzunion die Tiere für ausgestorben, 1986 folgte auch die Regierung von Tasmanien.

Dass es überhaupt so weit kommen konnte, hing mit einer Kombination von Faktoren zusammen, die sich allesamt auf die Ankunft der Europäer in Australien im 18. Jahrhundert zurückführen lassen. Denn die neuen Siedler rodeten Wälder, schleppten Krankheiten ein und begannen bald eine erbarmungslose Jagd auf den Beutelwolf, wie der Tasmanische Tiger auch genannt wird.

Als Fleischfresser standen die Tiere in Verdacht, Vieh zu reißen. Deshalb führte die tasmanische Regierung 1888 eine Prämie von einem Pfund pro gefangenem Beutelwolf ein. Die rund 5000 Tiere, die zum Zeitpunkt der europäischen Besiedlung wohl noch auf Tasmanien lebten, wurden auf diese Weise rasant dezimiert. Bisher galt der Tasmanische Tiger deswegen – ähnlich wie der Dodo oder die Wandertaube – als Symbol für das vom Menschen verursachte Artensterben.

Immer wieder gibt es Berichte über Sichtungen

Doch immer wieder gibt es auch mehr oder weniger glaubwürdige Berichte über Sichtungen. Ob der Tasmanische Tiger nun tatsächlich in den 1930ern oder zumindest in den Jahrzehnten danach ausgestorben ist, liefert deswegen immer wieder Stoff für Zeitungsberichte.

Auch die Nachricht aus Melbourne führte zu großem Aufsehen in Australien. Forscher der dortigen Universität versuchen gemeinsam mit US-amerikanischen Kollegen der texanischen Firma Colossal Biosciences, den Tasmanischen Tiger wieder zum Leben zu erwecken. Bei dem Prozess sollen Stammzellen von einer lebenden Beuteltierart mit ähnlicher DNA – der Schmalfußbeutelmaus – entnommen werden. Das Team hofft, den Beutelwolf dann mithilfe von Stammzellen und Gen-Editing-Technologie, einer sogenannten Genschere, rekonstruieren zu können. Das neue Projekt ist dank einer Spende über mehrere Millionen Dollar möglich.

Australien und Tasmanien sind das Zuhause für zahlreiche eigene Tierarten.
Australien und Tasmanien sind das Zuhause für zahlreiche eigene Tierarten.

© AFP

Das Team ist optimistisch, weil es bereits das Genom eines jugendlichen Exemplars sequenziert hat, das sich im Besitz von Museums Victoria befindet. Das Ergebnis sei, wie Andrew Pask, der die Forschung an der Universität von Melbourne leitet, dem britischen „Guardian“ sagte, „ein vollständiger Plan zum Bau eines Beutelwolfs“. „Ich glaube, dass wir in zehn Jahren unser erstes lebendes Beutelwolfbaby bekommen könnten“, wird der Forscher in einer Pressemitteilung zitiert. Das endgültige Ziel des Teams ist es nach eigenen Angaben, den Beutelwolf irgendwann dann auch wieder auf Tasmanien auszusiedeln. Mehrere andere Experten haben jedoch mit Skepsis auf die Ankündigung aus Melbourne reagiert und eine „Wiedergeburt“ der Tiere als „Science-Fiction“ bezeichnet. Ausgestorbene Tiere wieder zum Leben zu erwecken, sei „eine märchenhafte Wissenschaft“, sagte Jeremy Austin vom Australian Centre for Ancient DNA der australischen Tageszeitung „Sydney Morning Herald“. Seiner Meinung nach gehe es bei dem Projekt „mehr um die Medienaufmerksamkeit für die Wissenschaftler und weniger darum, ernsthafte Wissenschaft zu betreiben“.

Bisher ist der Wissenschaft nicht gelungen, ausgestorbene Tiere "zurückzuholen"

Auch Corey Bradshaw, Ökologe an der Flinders Universität in Südaustralien, hält es für unwahrscheinlich, dass das Projekt erfolgreich sein könnte. Selbst wenn es im Labor möglich wäre, die Tiere wiederzubeleben – sogar daran habe er seine Zweifel –, so glaube er nicht, dass die Wissenschaftler es schaffen würden, Tausende Exemplare mit ausreichender genetischer Variation zu züchten. Letzteres wäre jedoch notwendig, um eine gesunde Population an Beutelwölfen zu schaffen, wie er im Interview mit dem „Guardian“ sagte.

Tatsächlich ist es der Wissenschaft bisher nicht gelungen, ausgestorbene Tiere „zurückzuholen“. So haben ähnliche Versuche, das Wollmammut wiederzubeleben, bisher nicht gefruchtet. Auch im Fall des Tasmanischen Tigers hat man in den vergangenen 20 Jahren bereits erfolglos experimentiert. Das Australian Museum, versuchte, die Tiere zu klonen. Das Projekt wurde 2005 eingestellt.

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