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Unerwartete Hilfe. Der chinesische Eisbrecher Xuelong 2 unterstützte Australien.

© imago images/Xinhua

Antarktische Zusammenarbeit: Riskante Rettung

Ein erkrankter australischer Forscher ist in einer fünftägigen Aktion evakuiert worden. Die USA und China kamen den Australiern zu Hilfe.

Medizinische Notfälle gibt es in der Antarktis immer mal wieder. Als jetzt aber ein australischer Forscher aus der Polarregion gerettet werden musste, kam es zu einer besonderen Kooperation. Da die medizinische Evakuierung nicht alleine von der australischen Antarktis-Division (AAD) umgesetzt werden konnte, boten die USA, aber auch China Hilfe an.

Vor allem die Hilfe der Chinesen fand in australischen Medien Erwähnung, da beide Länder seit mehreren Monaten in einem Handelskonflikt stecken. China hat horrende Strafzölle auf Wein erhoben und erschwert Australien den Export von Kohle, Gerste, Holz, Rindfleisch, Hummer und Baumwolle. Doch die „helfende Hand“, die China zum Jahresende nun ausgestreckt hat, wird in Australien als positives Zeichen gewertet.

Für die Rettung wurde ein logistisches Netz aus Schiffen, Hubschraubern und Flugzeugen geknüpft. Nachdem die Australier die Distanz von der Antarktis bis nach Australien nicht selbst innerhalb kurzer Zeit abdecken konnten, half der chinesische Eisbrecher „MV Xue Long 2“, der auf dem Weg zur chinesischen Station Zhongshan war.

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Die Hubschrauber des Schiffs transportierten ein Team von der australischen Forschungsstation Davis an einen Ort 40 Kilometer landeinwärts, das dort eine Landebahn im Eis baute.

Das Flugzeug, das dort schließlich landete, war eine US-Maschine vom Typ Basler, die mit Skiern ausgerüstet ist. Der Flieger legte 2200 Kilometer von der amerikanischen Station McMurdo zum Wilkins Aerodrome in der Nähe der zweiten australischen Station in der Antarktis – der Casey-Station – zurück, um dort einen australischen Arzt aufzunehmen.

Ein Team baute eine Landebahn im Eis

Weitere 2800 Kilometer später landete das Flugzeug dann auf der neu gebauten Piste im Eis, um den Patienten zum Wilkins Aerodrome zu überführen. Dort nahm ein australischer Airbus A319 den Forscher auf und brachte ihn am Heiligabend nach Hobart auf der australischen Insel Tasmanien.

„Wir sind den chinesischen und US-amerikanischen Antarktisprogrammen für die Hilfe außerordentlich dankbar“, sagte AAD-Direktor Kim Ellis. Auch die australische Crew hätte beim Bau der Landebahn im Eis „Mut, Belastbarkeit und Geschicklichkeit“ bewiesen. Ellis sagte, die fünftägige Operation spiegele die gute internationale Zusammenarbeit in der Antarktis wider. Was dem Forscher fehlte, gaben die Behörden nicht bekannt, der Gesundheitszustand des Patienten stehe aber nicht mit Covid-19 in Verbindung. Die Antarktis war lange Zeit der einzige Kontinent ohne eine Infektion. Doch kurz vor Weihnachten meldete die chilenische Forschungsstation 36 Corona-Fälle.

Es war nicht die erste multinationale Rettungsoperation in der Antarktis: 2014 eilten ein chinesischer, ein französischer und ein australischer Eisbrecher einem russischen Polarschiff mit Australiern, Briten, Neuseeländern und Russen an Bord zu Hilfe. Das Schiff war damals am Weihnachtstag im Eis stecken geblieben. Sie alle scheiterten jedoch, der chinesische Eisbrecher blieb – nachdem er noch 52 Passagiere des Polarschiffes mit seinem Helikopter zu einem australischen Schiff ausgeflogen hatte – sogar selbst im Eis gefangen. Am Ende wurden jedoch alle Beteiligten gerettet, da die US-amerikanische Küstenwache einen noch mächtigeren Eisbrecher entsandte.

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