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Zampern heißt eine sorbische Tradition während der Fastnachtszeit, die für einen Teilnehmer tödlich endet. Im „Spreewaldkrimi: Totentanz“ (ZDF, 20 Uhr 15) befragen Thorsten Krüger (Christian Redl, links) und Fichte (Thorsten Merten) am Tag nach dem Umzug die Jugendlichen, die an dem Umzug teilgenommen hatten.

© ZDF/Arnim Thomaß

Wie es mit dem „Spreewaldkrimi“ weitergeht: „Das Magische und Mystische soll bleiben“

Produzent Wolfgang Esser über den Reiz des Düsteren, eine ungewöhnliche Erfolgsgeschichte, die Zukunft des „Spreewaldkrimis“ und die neue Episode „Totentanz“.

Herr Esser, Sie produzieren als Freier Produzent den „Spreewaldkrimi“. Welche Beziehung haben Sie zu der Reihe, die es inzwischen seit 15 Jahren gibt?
Für mich ist der „Spreewaldkrimi“ so etwas wie mein Baby. Nach dem Vorbild skandinavischer Kriminalromane wollte ich zu Anfang der 2000er Jahre einen Film machen, der auf dem Land spielt. Zu der Zeit handelten fast alle Fernsehkrimis im städtischen Umfeld.

Vom Spreewald war da aber noch nicht die Rede.
Drehbuchautor Thomas Kirchner hatte mir etwas zu einem anderen Thema zugeschickt, das dem ähnelte, was ich machen wollte. Zusammen mit ZDF-Redakteur Pit Rampelt kamen wird dann auf den Spreewald und den „Spreewaldkrimi“. Als ich das erste Mal in Lübbenau am Hafen stand, war mir klar: Da hinten, wo die Kähne im Dunkeln verschwinden, da wird’s spannend.

Thomas Kirchner hat einen besonderen Zugang zu dieser Region.
Als Ost-Licht war er prädestiniert, aus dieser Region zu schreiben und die Befindlichkeiten der Menschen zu beleuchten. Die großen Mauerfallgeschichten waren zwar schon verfilmt, aber die kleinen Alltagsscharmützel und die Sorgen und Probleme der Leute in der Region boten genug Stoff für Thomas Kirchner. Im Grunde schreibt er ja seine Drehbücher fast schon wie Romane. Nach den ersten vier Zeilen kann man schon riechen, schmecken und sehen.

Wenn der Faschingsumzug tödlich endet

Genau das spiegeln die Filme wider wie auch die neue Episode „Totentanz“ mit der nebligen Winterlandschaft des Spreewalds, und den Menschen, die dort ihren Faschingsumzug veranstalten. Haben Sie inzwischen eine eigene Beziehung zum Spreewald?
Ich bin regelmäßig dort, nicht nur in den fünf Wochen, in denen gedreht wird, sondern auch bei der Vorbereitung und den ganzen Gesprächen im Vorfeld. Daraus sind beinahe freundschaftliche Beziehungen entstanden. Das geht übrigens nicht nur mit so. Für Christian Redl, der den Kriminalrat Thorsten Krüger spielt, ist das Schlosshotel fast zu einer zweiten Heimat geworden.

[Die 13. Episode des "Spreewaldkrimis" mit dem Titel "Totentanz" läuft am Montagabend um 20 Uhr 15 im ZDF. Die Folge kann vorab in der ZDF-Mediathek abgerufen werden. ]

Glauben Sie, dass die Menschen der Region es gutheißen, wie der Spreewald dargestellt wird?
Zum ganz überwiegenden Teil würde ich das sagen. Die meisten identifizieren sich mit dem „Spreewaldkrimi“ und sagen, dies ist eine Marke von uns. Viele Touristen, auch aus dem Ausland, würden ohne den „Spreewaldkrimi“ gar nicht in die Region kommen. Überdies haben wir im Spreewald die treuesten Fans, für die wir Sondervorführungen mit den neuen Episoden veranstalten.

Wolfgang Esser lebt und arbeitet als Produzent, Autor und Dramaturg in Berlin und auf Mallorca. Zudem ist er als Dozent an verschiedenen Medien- und Filmhochschulen tätig.
Wolfgang Esser lebt und arbeitet als Produzent, Autor und Dramaturg in Berlin und auf Mallorca. Zudem ist er als Dozent an verschiedenen Medien- und Filmhochschulen tätig.

© Mitch Scholz/Promo

Aber es gibt auch andere Stimmen.
Ja, denen ist das alles zu düster und sie sehen sich falsch dargestellt. Ich erwidere dann, dass den Zuschauern durchaus klar ist, dass die Spreewälder nicht so viele Leute umbringen.

Mit einem Thema wie Rechtsradikalismus möchte man jedoch auch nicht in Verbindung gebracht werden oder als Mensch einer Region dargestellt werden, die zu kurz kommen. Um Letzteres geht es auch in der aktuellen Folge. Werden Sie auf so etwas angesprochen?
Ja, aber im Laufe der Zeit immer weniger. Das reduziert sich zumeist darauf, dass sich die Leute beschweren, wenn dort zu viele alte Autos fahren. In einer Episode mit dem Titel „Eine tödliche Legende“ ging es um das Thema Wiedervereinigungskriminalität. Dass wir dazu in gewisser Weise Stellung bezogen haben, hat dazu geführt, dass wir bei dem einen oder anderen „Gewinner“ dieser Entwicklung nicht mehr zum Drehen auf den Hof durften. Aber auch das liegt nun schon wieder zehn Jahre zurück und der „Spreewaldkrimi“ ist Teil der Region geworden.

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„Totentanz“ stellt eine Zäsur in der Reihe dar. Es ist die letzte Episode, für die Thomas Kirchner das Drehbuch geschrieben hat. Für ihn hat die Erzählung ihr Ende. War Ihnen schon am Anfang klar, dass dieser Punkt einmal erreicht sein würde?
Um so etwas ging es am Anfang überhaupt nicht. Anfangs mussten wir erst einmal den Stoff im Sender durchkriegen. Das Format galt als zu düster, Christian Redl galt nicht als Sympathiefigur und zu den Rückblenden wurde gesagt, wer so etwas bemühen muss, kann die Gegenwart nicht erzählen. Thomas Kirchner hat dann einen Stil entwickelt, den wir kultivieren konnten.

Die vergangenen drei, vier Episoden geben eine verhältnismäßig klare Richtung vor. Zwischen Kommissar Krüger und Polizist Fichte kommt es zum Zerwürfnis, weil Krüger vom rechten Weg abkommt.
Krüger und Fichte waren nie best buddies, aber sie haben sich irgendwann gegenseitig respektiert. Dies wurde hart auf die Probe gestellt, als Fichte in „Tödliche Heimkehr“ Krüger unterstellt er hätte eine Leiche verschwinden lassen, um Tanja Bartko (Nadja Uhl) zu schützen. In „Zeit der Wölfe“ gibt Krüger dann auch zu, dass es falsch war, sich selbst zum Richter zu machen. Fichte wirft ihm dennoch Verrat vor, muss dann aber selbst die Erfahrung machen, dass es sich verdammt falsch anfühlen kann, wenn man immer alles nur richtig macht. Darüber sind sie zwar nicht plötzlich zu best friends geworden, aber sie sind sich stillschweigend einig, dass man niemals nie sagen sollte. Und in „Totentanz“ verabreden sie sich ja immerhin schon mal für außerhalb der Dienstzeit.

Vertraute Figuren in neuen Zeitabschnitten

Was heißt das für die Zukunft des „Spreewaldkrimis“?
Es wird einige inhaltliche Veränderungen geben. Der Sender drängt nicht zuletzt auf eine gewisse Verjüngung. Wir meinen, dass sich das nicht nur in der Besetzung widerspiegeln darf, sondern auch in der Ästhetik und Inszenierung. Daran arbeiten wird derzeit. Das Magische und Mystische, das im Spreewald verwurzelte, soll erhalten bleiben. In der nächsten Episode wird erneut eine Sage eine gewisse Rolle spielen.

Müssen sich die Zuschauer an eine komplett neue Besetzungsliste gewöhnen?
Wir wollen den „Spreewaldkrimi“ weiterhin innovativ gestalten, aber was die Figuren angeht, werden die Zuschauer auch das Vertraute in einem neuen Zeitabschnitt wiederfinden.
Wer wird auf Thomas Kirchner als Autor folgen?

Wir entwickeln derzeit mit mehreren Autoren verschiedene Geschichten parallel und schauen, was dabei herauskommt. Allerdings wird diese Entwicklung von den aktuellen Geschehnissen – Stichwort Corona-Pandemie – ständig überrannt. Zwei Bücher kristallisieren sich gerade heraus. Ich persönlich war immer schon in der Drehbuchentwicklung involviert als Ideen- und Inspirationsgeber. Als Produzent sehe ich mich als Wächter der Horizontalen, da ich die Figuren besser kenne als jeder neue Autor, der jetzt dazukommt.

Die erste Klappe bei den Dreharbeiten für den 14. „Spreewaldkrimi“ soll nach Ostern fallen. Gibt es schon einen Zeithorizont für die Ausstrahlung im Fernsehen?
Für die Folge „Die Trauer des Mädchens“ plädiere ist sehr stark für den Herbst. Am liebsten wäre es mir, wenn wir dann auch die 15. Episode drehen, um wieder in die Herbstschiene zu kommen. Und dann könnte gerne die Schlagzahl erhöht werden. Warum nicht drei „Spreewaldkrimis“ innerhalb von zwei Jahren?

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