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Kann es, darf es eine Talkshow zum Thema Corona geben ohne Karl Lauterbach? Nein, sagen ARD und ZDF.

© imago images/teutopress

TV-Nutzung in der Corona-Zeit: Immer das gleiche Thema - und immer Karl Lauterbach

Die Pandemie treibt die Fernsehnutzung, auch die Quoten bei den Talkshows. Und Karl Lauterbach bleibt nicht einsam

Wie viel Covid 19 verträgt der Mensch? Mehr als gedacht - und damit ist nicht das Virus gemeint. Die Nachrichten sind voll, nach der "Tagesschau" folgen regelmäßig 15 Minuten Sondersendung zur pandemischen Lage in Deutschland. Längst ist damit nicht alles gemeldet, alles gesagt. Die Talks kennen nur noch dieses Thema. Gerade meldet das ZDF für "Maybrit Illner" mit 15,4 Prozent den höchsten Marktanteil im TV-Format. Im Schnitt sahen 3,28 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer die bisherigen zehn Ausgaben im Jahr 2021. Auch "Anne Will", "Maischberger. Die Woche" und "hart aber fair" können sich nicht über mangelnden Zuspruch nicht beklagen. Talkzeit ist Corona-Hochzeit.

Corona treibt die Fernsehnutzung

Okay, noch selten waren so viele Menschen ans Haus gebunden, eigentlich lebt Deutschland in den eigenen vier Wänden seine Ausgangssperre aus. Das treibt die Fernsehnutzung, die Information und damit die Gesprächssendungen profitieren davon. Ist es der Hunger nach gesicherten News, ist es die Wut und Enttäuschung eines Großteils der Bevölkerung, der sich dort in Stellvertretung Bahn brechen soll? Wahrscheinlich ist es eine Mischung von alledem. So wenig wie die "Maybrit Illner"-Ausgabe vom Donnerstag, so wenig agieren die anderen Sendungen Stimmungsbeschleuniger. So muss es, anders darf es nicht sein. Es wäre inakzeptabel, wenn dieses TV-Format die televisionäre Bühne für die Corona-Leugner und -Verneiner böte. Umgekehrt kann und darf es nicht sein, mit Kritik am Impf-Management der Politik zu sparen. Es muss wieder und wieder geklärt und aufgeklärt werden, wieso Politik und Behörden der Lage nicht Herr werden, warum am Dienstag nicht länger gilt, was am Montag noch galt.

Lauterbach sucht Partnerin

Damit sind wir beim Mann der Fernsehstunde: Karl Lauterbach. Der Epidemiologe und Gesundheitsökonom der SPD ist in einer glücklick-unglücklichen Lage. Unglücklich, weil er eigentlich verteidigen muss, was seine Partei in den Corona-Gipfeln im Kanzleramt mitbeschließt. Glücklich, weil er dort nicht präsent ist, sondern in den Talkshows. Quasi eine Ich-Pandemie kann er kritisieren und besser wissen, ohne es besser machen zu müssen. Offenbar hat er auch immer Zeit für die Wills und Illners dieser Zeit. Oder sucht der Mann Anschluss? Er möchte nicht den Rest des Lebens Single bleiben, sagte der 58-Jährige der "Bunten". So eine Partnersuche ist nicht einfach, häufig mit Enttäuschungen verbunden. Da geht Karl Lauterbach lieber zu Anne Will, Maybrit Illner und Sandra Maischberger. Die Pandemie treibt seltsame Blüten. Immerhin ist Karl Lauterbach nicht in der Gefahr, einsam zu werden. Es gibt immer eine Talkshow, die ihm offensteht. Trösterchen, oder ist Lauterbach schon gar nicht mehr von dieser Welt, sondern eine mediale Kunstfigur geworden?

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