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Für mehr Gleichberechtigung in der Branche

© picture alliance / Bernd Settnik

Studie von Pro Quote: Gewachsene Strukturen

Eine neue Studie von ProQuote Medien zeigt: Regionalzeitungen sind immer noch Männerdomäne.

Die Chefredaktionen der deutschen Tageszeitungen sind bis heute eine Männerdomäne: Der Frauenanteil in den Chefredaktionen liege bei rund zehn Prozent und damit niedriger als in jeder anderen Mediengattung, heißt es in einer Studie des Vereins ProQuote Medien, die am Donnerstag in Hamburg vorgestellt wurde. „Diese Benachteiligung von Frauen ist nicht mehr zeitgemäß und muss sich ändern“, sagte die Vereinsvorsitzende Edith Heitkämper. Es zeuge von einem „nicht sonderlich ausgeprägten Bewusstsein für gleichberechtigte Machtverteilung“.

Die Organisation mit Sitz in Hamburg setzt sich seit ihrer Gründung 2012 dafür ein, dass mehr Frauen in Führungspositionen im Journalismus kommen. Kern der neuen Studie sind 16 strukturierte Interviews mit Regionalzeitungsjournalistinnen. Die Ergebnisse stünden nicht zwingend stellvertretend für die gesamte Branche. Aufgrund der Vielfalt des Panels und der Tiefe der Befragungen sei aber von einer über die Einzelfälle hinausweisenden Aussagekraft auszugehen. Als ein Grund für ungleiche Machtverteilung wurden „Gewachsene Strukturen“ genannt. „Regionale und lokale Zeitungsredaktionen sind meist familiengeführte Unternehmen mit generationenübergreifender Tradition.“ Dies bewirke offenbar ein hartnäckigeres Verharren in gewachsenen, männlich dominierten Strukturen als in jüngeren Mediengattungen.

In vielen Häusern hätten sich männliche Führungszirkel etabliert, die eine Art sich selbst stabilisierendes System bilden. Für Frauen erweise es sich als schwierig, in dieses System vorzudringen. Die Frage der Vereinbarkeit von Karriere und Familie stelle Redakteurinnen darüber hinaus vor ein gravierendes Problem. Es fehle an flexiblen Arbeitsmodellen auf Führungsebene. Hinzu komme vielerorts eine Erwartungshaltung, die auf Präsenzpflicht in den Redaktionen, ständiger Verfügbarkeit und der Hintanstellung – oder gar Negierung – familiärer Bedürfnisse beruht.

Ein dominanter, empathieloser Führungsstil

Die Führungskultur in den Redaktionen wirke sich laut Analyse auf die Karriereambitionen von Redakteurinnen aus. „So mindert ein dominanter, empathieloser Führungsstil das Selbstwertgefühl, während Wertschätzung und Teamgeist es stärken.“ Gesundes Selbstbewusstsein und das Wissen um die eigenen Kompetenzen seien für Frauen wichtige Triebfedern, um mehr Verantwortung anzustreben. Insgesamt habe sich die Führungskultur in den Zeitungsverlagen dahingehend gebessert.

Gleichwohl berichte ein Großteil der Befragten von einem autoritären, männlich geprägten Führungsstil, den sie selbst erlebt haben oder noch erleben. Als Merkmale wurden etwa Alleinentscheidungen, das Pochen auf Hierarchien und Kontrolldrang genannt.

Auf Grundlage der Erkenntnisse hat Pro Quote Medien einen Katalog mit Verbesserungsvorschlägen für die Redaktionen entwickelt, unter anderem mit den Stichworten: Modernere Strukturen, Frauenförderung, Redaktionskultur, flexibles Arbeiten und Anlaufstellen für Betroffene von Sexismus.

Nicht zuletzt sei es eine Aufgabe der Gesellschaft, öffentlichen Druck zu erzeugen und aufrechtzuerhalten. Den regionalen und lokalen Zeitungsverlagen sollte immer wieder vor Augen geführt werden, dass Gleichstellung nicht nur in der Berichterstattung gefordert, sondern auch in den eigenen Reihen umgesetzt werden muss. mit epd

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